Hat sie damit doch das beste Argument für die Flughafeninitiative geliefert – den Beweis, dass die Begrenzung der Flugbewegungen auf 250\'000 für die Schweizer Wirtschaft und den Wohlstand der Bevölkerung überhaupt keine Gefahr bedeutet. Der gegenwärtige Boom, von dem der Kanton Zürich am meisten profitiert, ist in keiner Weise durch den Flugverkehr bedingt. Ein Ja zur Flughafeninitiative ist schon deswegen nötig, damit SwissChef Franz nicht wie seinerzeit Bruggisser der Erfolg in den Kopf steigt und er zu viele Flugzeuge kauft und es tatsächlich zu einem zweiten Grounding kommt. Der Luftverkehr ist bekanntlich nie gegen eine Katastrophe gefeit. Ausser Schlagworte haben die Flughafenlobby und ihre Mitläufer keine tauglichen Argumente gegen die Initiative.
WALTER BECKMANN, USTER
Warnschuss. Schuld am Flughafenstreit, der sich schon vor 1995 abzeichnete, sind Behörden und Politiker. Sie setzten sich aufs hohe Ross und schenkten den aus Deutschland angereisten Vertretern kein Gehör.
Heute ist es nicht anders. Der Wunsch des leidenden Volkes nach einem gekröpften Nordanflug wird einfach ignoriert.
Kein Wort von aufgezwungenem Lärmteppich und erhöhtem Absturzrisiko über Gockhausen, Schwamendingen und Glattbrugg. Stattdessen wird vom «subjektiven Lärmempfinden der Zugezogenen» und «von immer weniger Fluglärm» geschwafelt. Wie die Vergangenheit zeigt, wurden bisher daraus keine Lehren gezogen. Die Initiative ist ein Warnschuss.
GÜNTHER TREBBE, ZÜRICH
Angstmacherei. Die Bevölkerung will zwar fliegen, aber nicht so, wie es die Herren der Wirtschaftslobby der arbeitenden Bevölkerung vorschreiben wollen.
Für wie dumm hält Georg Schellenberg die Bevölkerung? Er will uns weismachen, bei einer Plafonierung werde die Fliegerei für die Bevölkerung eingeschränkt (Zitat: «Ab Dezember keine Flüge mehr»). Diese Behauptung ist nur tendenziöse Angstmacherei und entspricht überhaupt nicht den Fakten. Er weiss selber nur zu gut, dass bei einer Plafonierung von 250\'000 Flugbewegungen jeder Schweizer auf mehrere Jahrzehnte hinaus so viel fliegen kann wie er will, sofern man auf den wirtschaftlich nicht notwendigen Umsteigeverkehr teilweise oder ganz verzichtet.
Herr Franzen, der Statthalter der Lufthansa (Swiss) im Flughafen Zürich, möchte sein Pflänzchen wachsen lassen, aber wie es sich für einen Statthalter gehört, nicht auf Kosten seiner deutschen Landsleute. Uns billigt er am Sonntag nur 6 bis 7 Stunden Nachtruhe zu. Die Leute in Baden-Württemberg hingegen beschenkt er mit grosszügigen 13 Stunden.
ROBERT FURRER, ZÜRICH
Grössenwahn verhindern. Ausgerechnet das Grounding wird als Argument gegen die Initiative ins Feld geführt. Können sich die Flughafenturbos schon nach sechs Jahren nicht mehr erinnern, warum es zum Grounding kam? Jedermann weiss, dass der Grössenwahn der Swissair-Manager die Airline zum Absturz brachte. Die Initiative verhindert einen neuen Grössenwahn und den verzweifelten Versuch, die überrissene 5. Bauetappe durch Umsteiger rentabel zu machen. Ein besseres Argument als das Grounding gibt es nicht für ein Ja zur Initiative.
MARGARITA ZEMP, GOCKHAUSEN
Unvollständige Grafiken. An der Informationsveranstaltung, exakt am Jahrestag des Swissair-Groundings, wollte die Flughafenlobby den Eindruck erwecken, dass die lärmgeplagte Bevölkerung das Swissair-Grounding vor sechs Jahren verursachte und dass die gleichen Kreise dies mit der Flughafeninitiative erneut tun wollen. Die Herren Franz und Felder legten identische Lärmbelastungskarten auf. Beide waren auch identisch falsch und zeigten weder die Ostnoch Südanflugschneise. Arbeitgeberpräsident Thomas Isler malte wiederholt die Gefahr von Arbeitplatzverlusten an die Wand. Er versuchte zu suggerieren, dass mit Annahme der Flughafeninitiative ein enormer Anstieg der Arbeitslosigkeit verbunden sei, und zeigte eine Grafik mit den Arbeitslosenzahlen Ende 2001. Dabei vergass er zu erwähnen, dass nebst dem Grounding 9/11 sowie ein starker Wirtschaftseinbruch die eigentlichen Gründe für den Anstieg waren.
FRITZ KAUF, BASSERSDORF
Arroganz sondergleichen. Ich kann es kaum fassen, dass sich die Flughafen(un)verantwortlichen für diese schäbige Gegenkampagne nicht zu schade sind und solch perfide Unwahrheiten unters «gutgläubige» Zürcher Stimmvolk bringen. Die Behauptung, nach Annahme der Flughafeninitiative drohe ein erneutes Grounding der Swiss entbehrt jeder Grundlage, genauso wie die Angstmacherei mit den (noch nicht einmal geschaffenen) Arbeitsplätzen. Das wissen natürlich auch die Herren Franz und Felder bestens. Dass sie aber auch noch die unerträgliche Lärmbelastung der neu geplagten, alteingesessenen Bevölkerung im Osten und Süden des Flughafens als «subjektives Lärmempfinden der Zugezogenen » herunterspielen, ist eine Arroganz sondergleichen. Wir leben seit Jahrzehnten in dieser Region, welche vor vier Jahren nur durch Notrecht aus Bern zu einer morgendlichen und abendlichen Anflugschneise des Flughafens wurde. Die Raumplanung sieht dies nicht vor, und es widerspricht dem Umweltschutzgesetz.
Bis zur kommenden Abstimmung sind wir dieser Willkür ohnmächtig ausgesetzt. Nun haben wir die Möglichkeit, an unserer Situation etwas zu ändern. Ein Ja für eine vernünftige Flughafenpolitik erlaubt eine menschenwürdige Nachtruhe, die wir alle dringend benötigen.
SUSANNE WALTHER, PFAFFHAUSEN
Tages-Anzeiger, 04.10.2007, Seite 25
siehe auch:
Ein Grounding ist genug! (VFSN)
Die Argumente der Befürworter greifen (Leserbriefe ZOL)
Viele freuen sich auf weniger Flüge (Leserbriefe TA)
«Die Bevölkerung will fliegen» (TA)