Frage 1:
VFSN: Sind Sie der Überzeugung, dass die Südanflüge in absehbarer Zeit vollständig eliminiert werden müssen?
MB: Ja.
VFSN: Wenn ja: Was haben Sie schon unternommen oder was würden Sie als Regierungsrat unternehmen um dieses Ziel zu erreichen?
MB: Ich setze mich seit Jahren als Stadtrat, schon in den 90er Jahren und bis 2004 als Kantonsrat und seit 2003 auch als Nationalrat und zusammen mit der Gruppe Energie und Umwelt Dübendorf (GEU) und den Grünliberalen konsequent für einen vernünftigen Flughafen mit Eckwerten ein: Max. 320\'000 Flugbewegungen pro Jahr, 7 Stunden absolute Nachtruhe und 2 Nachtrandstunden mit Begrenzung auf notwendige Flüge zur interkontinentalen Anbindung. Keine Pistenveränderungen, keine Süd- und zusätzliche Ostanflüge und der gekröpfte Nordanflug als einzige neue Flugroute als Ersatz für die wegen der DVO nicht mehr möglichen Nordanflüge. Siehe auch Positionspapier der Grünliberalen. Ich stünde auch im Regierungsrat weiterhin für eine solche mehrheitsfähige und realisierbare Lösung ein.
Frage 2:
VFSN: Sind Sie für die rasche Einführung des gekröpften Nordanfluges über Schweizer Gebiet um die Süd- und die zusätzlichen Ostanflüge zu ersetzen?
MB: Ja.
VFSN: Wenn ja: Was haben Sie schon unternommen oder was würden Sie als Regierungsrat unternehmen um dieses Ziel zu erreichen?
MB: Siehe Antwort zu Frage 1. Zur Erinnerung: Ich habe den Gekröpften ursprünglich als Alternative zu den Süd- und zusätzlichen Ostanflügen lanciert und dies auch in Rechtsschriften früh verankern lassen. Auch dieses Engagement würde ich im Regierungsrat weiterführen.
Frage 3:
VFSN: Sollten Flugzeuge weniger lärmintensiv werden, so ermöglicht der ZFI bei gleich bleibendem Index (47\'000 stark Betroffene) eine Zunahme der Flugbewegungen. Finden Sie es in Ordnung, dass damit die Bevölkerung von leiseren Flugzeugen nicht profitieren kann?
MB: Nein, ich bin dezidiert gegen den ZFI, wie er sich heute präsentiert. Dieser wird eine Verdoppelung auf 640\'000 Bewegungen ermöglichen, ohne dass der Regierungsrat auch nur irgendeine Handlung vornehmen muss. Ein erweitertes und seriöser abgeklärtes Mass müsste auch Schadstoffe und Klimagase berücksichtigen und so gestaltet sein, dass technische Verbesserungen zum grössten Teil Bevölkerung und Umwelt zugute kommen und nicht einseitig dem Flughafen.
Frage 4:
VFSN: Laut BUWAL trägt der Flugverkehr wesentlich zur Umweltbelastung bei.
Sind Sie der gleichen Ansicht wie das BUWAL?
MB: Ja, als Atmosphärenwissenschafter machen mir die Wachstumszahlen des Flugverkehrs grosse Sorgen - aber das kann die Schweiz nicht alleine lösen.
VFSN: Mit welchen Massnahmen wollen Sie den Interessenkonflikt Umwelt versus uneingeschränktes Wachstum des Flugverkehrs lösen?
MB: Grundsätzlich durch eine Kerosinbesteuerung als marktwirtschaftliche Massnahme, welche zuerst EU-weit und dann weltweit einzuführen ist. Aber auch der Plafond bei 320\'000 Bewegungen unterstützt diesen Druck gegen ein unbeschränktes Wachstum. Solche Massnahmen verhelfen der Bahn zu Konkurrenzfähigkeit gegenüber Kurzstreckenflügen.
Zudem ist der landseitige Verkehr zum Flughafen noch stärker mit dem öffentlichen Verkehr abzuwickeln, was Anreize für die Anreise per Bahn und eine Parkplatz-Bewirtschaftung erfordert.
Wichtig ist auch das eigene Verhalten von uns allen! Ich mache selber sehr selten Langsteckenflüge und verzichte bewusst auf gewisse Reisen (USA, Malediven…), um mich klimaverträglich zu verhalten und innerhalb Europas nehme ich fast immer die Bahn, wenn nötig auch als Nachtzug.
VFSN: Was halten Sie davon, dass AirBerlin seit letztem Herbst Zürich als Umsteigerflughafen für deutsche Touristen mit Ziel Kanarische Inseln benutzt?
MB: Gar nichts. Damit wird reines Mengenwachstum betrieben, welches nur der Flughafen AG nützt, volkswirtschaftlich hingegen praktisch keine Wertschöpfung bringt, der Bevölkerung aber mehr Lärm und Schadstoffe. Dieses Beispiel beweist zudem deutlich, dass ein Plafond bei 320\'000 Bewegungen keinesfalls der Volkswirtschaft schadet, wie dies ein Gefälligkeitsgutachten weis machen will.
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