Jean-Marc Wunderli, bis vor kurzem Präsident der vom Bundesrat eingesetzten eidg. Kommission für Lärmbekämpfung (EKLB), sprach als Hauptreferent an der Behördenveranstaltung des Fluglärmforums Süd in Dübendorf Klartext: Die Experten der EKLB empfehlen für Flughäfen deutlich strengere Belastungsgrenzwerte tagsüber und einen zusätzlichen 1 Stunden-Leq-Grenzwert in der sensiblen Morgenstunden von 6 bis 7 Uhr.
An der Podiumsdiskussion mit Nationalrätin Marionna Schlatter (Grüne, ZH) und Sascha Ullmann, Präsident des Fluglärmforums Süd, war man sich einig: Leq-Anpassungen sind zum Schutz der Flughafenbevölkerung dringend, auch wenn dies Auswirkungen auf die Entwicklung der Flughafen-Region hätte.
Die EKLB-Empfehlungen sind bereits beinahe drei Jahre alt (Link zum Bericht vom 9. Dezember 2021 https://is.gd/GpC1Yw). Zwischenzeitlich hat der Bundesrat einen ergänzenden Bericht über die wirtschaftlichen und gesundheitsökonomischen Auswirkungen einer Leq-Anpassung in Auftrag gegeben. Diese Resultate sind noch nicht veröffentlicht. «Spannend wird sein, welche Kosten der zweite Bericht ausweisen wird, die im stark belasteten Gesundheitssystem aufgrund von Lärm entstehen. Denn Fluglärm hat erwiesenermassen gesundheitliche Folgen, insbesondere in der Nacht», erklärte Sascha Ullmann als Präsident des Fluglärmforums Süd. Darum, so Ullmann, habe die Verringerung der Zahl der An- und Abflüge am späten Abend aufgrund von Verspätungen für alle Organisationen rund um den Flughafen höchste Priorität.
Für Nationalrätin Marionna Schlatter ist klar, dass eine Anpassung von Lärmgrenzwerten hohes politisches Sprengpotential hat. Sie zeigte sich erstaunt darüber, dass dabei die Polarisierung zwischen rechts und links in Lärmfragen zunimmt. Die Lärmbekämpfung dürfe nicht zur ideologischen Frage verkommen, so Schlatter, sondern solle die Bevölkerung, welche darunter auch gesundheitlich leidet, in den Mittelpunkt stellen.