Die Geschäftsfliegerei ist umstritten: Während sich die einen echauffieren über Superreiche, die mit der Privatmaschine um die Welt jetten, sehen andere darin nach wie vor ein ertragreiches Geschäftsmodell. Auch der Flughafen Zürich möchte einen Teil seiner Einnahmen weiterhin mit den Business-Jets generieren. Er plant, die Infrastruktur für Geschäftsfliegerei in Kloten zu erneuern, und hat beim Bund ein entsprechendes Plangenehmigungsgesuch eingereicht, wie aus einer am Donnerstag publizierten Medienmitteilung hervorgeht.
Infrastruktur veraltet
Konkret sollen im Westen bei Rümlang neue Stellplätze (Hangarflächen) sowie ein Abfertigungsgebäude entstehen. Dieses misst 80 mal 280 Meter und wird maximal 30 Meter hoch sein. Geplant sind weiter 330 Parkplätze. Der Flughafen rechnet mit einem Baubeginn in drei bis fünf Jahren und Kosten von rund 50 Millionen Franken, wie die Sprecherin Jasmin Bodmer auf Anfrage ergänzt.
Noch ist die Geschäftsfliegerei beim General Aviation Center im Osten auf dem Flughafengelände angesiedelt. Dieser Standort wird langfristig aber für andere Bauten wie zum Beispiel eine neue Frachtanlage gebraucht. Diese Infrastruktur ist laut Bodmer am Ende der Lebensdauer angelangt, der geplante Hochbau sei ein adäquater Ersatz. Er biete zudem den Vorteil, dass dort auch grössere Flugzeuge Platz fänden. Diese seien immer häufiger unterwegs.
Platz für zwei Anbieter
Mit Geschäftsfliegerei Geld verdienen will man nicht nur in Kloten. Der Flugplatz Dübendorf soll künftig für Business-Aviation genutzt werden. Es geht dabei nicht um eine Steigerung der Pistenkapazität, sondern um eine Verlagerung zwischen zwei Flugplätzen. Die Pläne seien aufeinander abgestimmt, betonen beide Betreiber. Dübendorf werde aufgrund unterschiedlicher Betriebsbedingungen nicht die ganze Geschäftsfliegerei abwickeln können, betont Bodmer. Dort gelten voraussichtlich etwa kürzere Betriebszeiten, die Pisten sind weniger lang, und bei schlechter Sicht sind Starts oder Landungen kaum oder gar nicht möglich. «Die Projekte konkurrenzieren sich nicht. Es wird einen Überlauf geben», sagt Urs Brütsch, der Geschäftsführer der Flugplatz Dübendorf AG. Die Details des Flugbetriebs müsse man noch absprechen, damit sich die Betriebe nebeneinander gut ergänzten. Trotz den jüngsten Plänen gelte aber weiterhin, dass Kloten die Linien- und Charterflüge priorisiere und die Geschäftsfliegerei bereits heute an den Rand gedrängt werde.
Die «Zone West», wo der Flughafen den Neubau plant, umfasst insgesamt rund 17 Hektaren. Sie ist eine der letzten Reserven und darf für aviatische Zwecke genutzt werden. Das Land wird bereits etappenweise bebaut. Unter anderem entstehen dort neue Standplätze für Flugzeuge.
Um diese Bauten voranzutreiben, muss der sogenannte Spotterhügel verschoben werden. Er wird gemäss der Sprecherin Jasmin Bodmer voraussichtlich Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres weichen müssen. Der Beobachtungsposten ist über die Aviatikszene hinaus beliebt, weil er uneingeschränkte Ausblicke auf das Pistenkreuz 10/28 und 16/34 bietet und es mit dem «Heligrill» einen kleinen Imbissstand gibt. Bereits 2017 ist der Spotterhügel um rund zweihundert Meter versetzt worden, weil man das Gelände für Standplätze brauchte. Auch dieses Mal will der Flughafen einen Ersatz schaffen. Dieser liegt voraussichtlich etwas nördlicher und bietet ebenfalls freie Sicht aufs Pistenkreuz.