«Die Bevölkerung will fliegen» (TA)

Publiziert von VFSNinfo am

Just zum Jahrestag des SwissairGroundings haben Flughafenfreunde ihre Nein-Kampagne zur Plafonierungsinitiative gestartet 

Kloten. – Angekündigt waren eine Infoveranstaltung und Kundgebung gegen die Plafonierungsinitiative. Aber der erhoffte Grossaufmarsch blieb aus: Drei, vier Dutzend Angestellte von Flughafenbetrieben und etwa gleich viele Wirtschaftsvertreter fanden sich gestern im Flughafen-Shopping zum Start der Kampagne ein, die unter dem Titel steht:   «Ein Grounding ist genug! » Es war denn auch kein Zufall, dass die Veranstaltung ausgerechnet am sechsten Jahrestag des Swissair-Groundings stattfand. Zur Einstimmung wurde eine fiktive Durchsage eingespielt, die an die berühmt gewordene Grounding-Durchsage erinnerte: «Sehr verehrte Fluggäste. Das Kontingent für dieses Jahr ist erreicht. Ab sofort werden keine Flüge mehr durchgeführt. » Das drohe dem Flughafen, wenn die Plafonierungsinitiative angenommen werde, sagte Georg Schellenberg, Präsident der IG Flughafen: «Dieses Jahr dürfte ab Dezember nicht mehr geflogen werden. » Die Initiative will die Zahl der Flugbewegungen auf 250\'000 beschränken, zudem soll die Nachtruhe auf neun Stunden erhöht werden.

«Lärm um immer weniger Fluglärm»

Die Folgen malten die Gegner in den Reden in dunkelsten Farben: Steigende Flugpreise, weniger Direktverbindungen, Verlust von Arbeitsplätzen. Swiss-CEO Christoph Franz mahnte: «Endlich haben wir das Pflänzchen Swiss zum Blühen gebracht. Lassen wir es nicht wieder verdorren.» Für Unique-CEO Josef Felder geht es um «viel Lärm um immer weniger Fluglärm ». Die vom Fluglärm stark betroffene Fläche sei in den letzten 20 Jahren um etwa zwei Drittel geschrumpft. Gleichzeitig sei so viel gebaut worden, dass aus einem Flughafen auf der grünen Wiese einer in der Stadt geworden sei. Daraus folge: «Die Plafonierungsinitiative ist vor allem auf das subjektive Lärmempfinden der Zugezogenen zurückzuführen.» Aber fliegen sei ein Bedürfnis, so Felder. «Es ist die Bevölkerung, die fliegen will.» Uneinig sind sich die Initiativgegner beim Gegenvorschlag, der die Zahl der stark vom Fluglärm belästigten Personen auf 47\'000 begrenzen, die Nachtruhe von sechs auf sieben Stunden erhöhen will und bei 320 000 Bewegungen einen «Marschhalt » verlangt. Die Vereinigung Pro Flughafen empfiehlt die Annahme, Unique ist dagegen, Swiss könnte notfalls damit leben. Abgestimmt wird am 25. November. (leu)

Tages-Anzeiger, 03.10.2007, Seite 16


siehe auch:
Ein Grounding ist genug! (VFSN)
Kampagne der Flughafenlobby kommt sehr schlecht an (Leserbriefe TA)
Die Argumente der Befürworter greifen (Leserbriefe ZOL)
Viele freuen sich auf weniger Flüge (Leserbriefe TA)