Die Initiative zur Plafonierung der Flugbewegungen weise eine «doppelte Problematik» auf, sagte der ehemalige ETH-Professor und Leiter der Konjunkturforschungsstelle (KOF) Hans Würger am Medienanlass in Kloten. Zum einen sei sie auf den Zürcher Flughafen ausgericht, betreffe aber die Volkswirtschaft der ganzen Schweiz.
Zum andern werde die Initiative vornehmlich unter dem Aspekt des Fluglärms diskutiert. Zürich sei aber nicht die Schweiz und der Lärm nicht alles. Die Flughafenpolitik gehöre in die Hand der Bundesbehörden, wie dies die Initiative anstrebe.
Unredlicher Gegenvorschlag
Neben der Rolle des Flughafens Zürich müssten auch die Rollen der Flughäfen Basel, Bern und Genf geklärt werden. Die Zürcher Bevölkerung erhalte in der Abstimmung die Möglichkeit, «auf dem Feld der schweizerischen Raumordnung und Siedlungspolitik einen wichtigen Pflock einzuschlagen».
Den von der Zürcher Regierung propagierten Gegenvorschlag bezeichnete Würgler als unredlich. Der angestrebte Lärmindex für eine begrenzende Regulierung der Zahl der Lärmbetroffenen gehe klar an den Zielen der Plafonierungs-Initiative vorbei. Diese fordert eine Begrenzung der jährlichen Flugbewegungen am Flughafen Zürich auf 250 000 sowie eine mindestens neunstündige Nachtruhe.
Flughafen wird überschätzt
Der Flughafen sei zwar wichtig für Zürich und die Schweiz, betonten die Vertreter des Wirtschaftskomitees. Dessen Rolle werde aber überschätzt, sagte Bauingenieur Jakob Scheifele, der ehemalige Chef der gleichnamigen Zürcher Bauunternehmung.
Um den Flughafen sei in den letzten Jahren eine Infrastruktur aufgebaut worden, über die «man nur den Kopf schütteln kann». Anreiz dazu gegeben hätten «unrealistische Mega-Hub-Pläne». Das Gleiche passiere nun wieder. Neue Investitionsruinen müssten verhindert werden.
Auf Qualität setzen
Nach Ralph Aemissegger, Geschäftsleiter und Delegierter des Verswaltungsrates der Eskimo Textil AG, täte Unique besser daran, auf Qualität statt auf Quantität zu setzen. «Der Flughafen könnte vielleicht wirtschaftlicher sein, wenn er Pünktlichkeit, Qualität und Komfort zu seinem obersten Ziel erklären würde».
Keine konkrete Kampagne
Mit einem Internetauftritt will das Wirtschaftskomitee bis zur Abstimmung vom 25. November weitere Unternehmer von einem Ja zur Flughafeninitiative überzeugen. Eine konkrete Abstimmungskampagen hat es indessen noch nicht geplant. Eine gut dotierte «Kriegskasse» sei nicht vorhanden, hiess es an der Medienkonferenz. Hinter der Volksinitiative stehen über zehn Bürgerorganisationen.
Forum der Wirtschaft empört
Das Forum der Wirtschaft Zürich reagierte empört auf die Gründung des Komitees «Pro Flughafen-Initiative». Die «angeblich wirtschaftsnahen Verfechter» der Plafonierungsinitiative gefährdeten leichtfertig den Wirtschaftsstandort Zürich.
Das Komitee verschliesse die Augen vor den Realitäten. Das zeuge von einer «verantwortungslosen Geringschätzung der Bedürfnisse der Volkswirtschaft».
Quelle: SDA/ATS
siehe auch:
Fluglärm: Krach unter Wirtschaftsexperten (TA)
Die Wirtschaft kann mit «250\'000» leben (Leserbriefe TA)