Kampagne gegen Plafonierungs-Initiative (TA)

Publiziert von VFSNinfo am

Die Isopublic-Umfrage schreckt die Akteure auf: Alle wollen noch besser informieren. Das Komitee Weltoffenes Zürich startet eine Kampagne.

Von Hans-Peter Bieri

Die Befürworter eines weiteren Wachstums am Flughafen sind sich einig: Die Stimmberechtigten brauchen mehr Informationen. Diese Schlussfolgerung ziehen sie aus der Isopublic-Umfrage, die neben klaren Trends auch widersprüchliche Ergebnisse bringt (TA vom 28. 7.).

«Es besteht ein nicht unerhebliches Informationsdefizit », sagt Martin Arnold, Geschäftsführer des kantonalen Gewerbeverbands, der die Umfrage in Auftrag gegeben hat. Das gelte vor allem für die wirtschaftlichen Zusammenhänge, etwa die Folgen einer Plafonierung oder einer verlängerten  Nachtsperre für die Wirtschaft. «Das ist gefährlich und schädlich für den Standort.» Wirtschaftsvertreter, Verbände und Parteien seien gefordert, sagt er: «Da stehen wir in der Pflicht.» Thomas Koller vom Komitee Weltoffenes Zürich ist vor allem aufgefallen, wie wenig die Befragten von einem Schaden für die Wirtschaft auf sich selber schliessen: «Fast hundert Prozent sind überzeugt, dass der Flughafen für die Wirtschaft wichtig ist, aber gleichzeitig verdrängen sie, dass bei einer Beschränkung des Flughafens auch sie betroffen sind.» Diese Diskrepanz kennt das Komitee allerdings schon lange. Am Montag startet es eine achtwöchige Kampagne mit Plakaten und Inseraten. Die Botschaft: Es ist nicht gottgegeben, dass internationale Firmen und Touristen in die Schweiz kom men; sie könnten auch anders. Wenn sie aber wegbleiben, trifft es auch die Verkäuferin, den Bauarbeiter, wen immer. «Ein pädagogisches Programm», sagt Koller: «Wir wollen zeigen, was es für den Einzelnen  heissen kann, wenn der Standort geschwächt wird.» Die Kampagne wurde nach Koller unabhängig von der Umfrage projektiert; diese brachte jetzt bloss noch eine Bestätigung. Für Pressesprecherin Sonja Zöchling von Unique ist vor allem das Nein zur Plafonierungsinitiative auffällig. «Offenbar haben es viele Leute bereits realisiert, dass die Initiative übers Ziel hinausschiesst.»

Gegner* fühlen sich bestätigt

Die Gegner wiederum sehen sich vor allem bestätigt. Die Umfrage zeige, dass die Plafonierungsinitiative die Bedürfnisse der Bevölkerung am besten abdecke, teilte das Initiativkomitee «für eine realistische Flughafenpolitik» mit. Die Bevölkerung wolle eine Beschränkung der Flugbewegungen, und sie wolle eine verlängerte Nachtruhe. Der Gegenvorschlag ziele offensichtlich an diesen Bedürfnissen vorbei. Ruedi Lais vom Initiativkomitee sieht allerdings auch auf der Initiativ Informationsbedarf: «Wenn die Initiative als zu extrem abgelehnt wird, obschon sie den Wünschen der Befragten entspricht, muss man daran arbeiten.» Der Bürgerprotest Fluglärm Ost lobt sich selbst für seine bisherige Aufklärungsarbeit: Immerhin sei die Ostausrichtung des Flughafens in der Umfrage am wenigsten gewünscht worden. Die Mehrheit sehe in einer verlängerten Nachtruhe keinen Schaden für die Wirtschaft, und auch die «viel beschworene Abhängigkeit des eigenen Arbeitsplatzes von der Steigerung der Flugbewegungen» habe sich als Märchen herausgestellt.

Für Flugschneise Süd Nein zeigt die Umfrage, «dass die Mehrheit dem Flughafen Rahmenbedingungen setzen will, um ein Wachstum ins Unermessliche zu stoppen ». Rund die Hälfte habe erkannt, dass sich die Wirtschaft gut entwickeln könne auch ohne weiteres Wachstum des Flughafens: «Das deutet darauf hin, dass die Angstmacherei der Initiativgegner bei der Bevölkerung nicht mehr verfängt.»

TA, 29.07.2006, Seite 10



* Kommentar VFSN zum Titel: "Gegner fühlen sich bestätigt":
Wie kommt der Journalist dazu, die Befürworter der Initiative plötzlich als "Gegner" zu bezeichnen? Zufall oder Teil der Kampagne???



siehe auch:
Medienmitteilung zur Umfrage von Isopublique (VFSN)