Vier-ab-Sächsilüüte auf der Festwiese in Gockhausen
Jeden Frühling wird dem Winter in der Stadt Zürich durch Knallkörper der Garaus gemacht. Mit dem Böögg in Gockhausen will man aber nicht die Kälte, sondern die Flugzeuge vertreiben.Der Gockhauser Böögg explodierte nach 12 Minuten und 30 Sekunden – und benötigte damit etwas länger als sein Zürcher Kollege.
«364 Tage im Jahr kämpfen wir nach dem Motto ‹geteiltes Leid ist halbes Leid›», erläutert Thomas Morf, Präsident des Vereins Flugschneise Süd – Nein (VFSN), die Idee der Veranstaltung. «Dieser Tag soll für die lärmgeplagte Bevölkerung geteilte Freude und somit doppelte Freude sein.» Zusammen mit der Aktion «Aufwachen, Gockhausen» organisierte der VFSN das Fest zum zweiten Mal. Neben dem gesellschaftlichen Teil stand der Wehrwille gegen die Südanflüge, welche morgens um vier Minuten nach sechs Uhr die Nachtruhe im Süden des Flughafens vorzeitig und definitiv beenden, im Zentrum des Anlasses.
Politikerwürste vom Grill
Dem Ruf des Bööggs folgten gemäss den Organisatoren an die 1000 Schneiserinnen und Schneiser. Ihnen wurden diverse mehr oder minder provokative Attraktionen präsentiert und serviert. Die Menschenschlange vor dem Rost stand beispielsweise für «Politikerwürste vom Grill» an, und etwas weiter hinten konnten sich die Besucherinnen und Besucher ihren Kummer bei einem «Schneisertrost» an der Prosecco-Bar mildern. «Solche Namen sind natürlich nicht tierisch ernst gemeint, sondern als kleiner Aufheiterer für uns Leidgeprüfte», schmunzelte Morf und erklärte, dass solche Wortspiele die Diskussion nicht vergiften sollen: «Es ist uns wichtig, dass wir den Dialog mit den verschiedenen Parteien auf einer sachlichen Ebene führen können.»
Selbst gebastelte Pferde
Der Scheiterhaufen wurde dieses Jahr unter Mithilfe von «Tausendernoten» angezündet. Diese stünden für die gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden, welche durch die Südanflüge entstehen, so die Organisatoren. Während sich die Flammen an dem Scheiterhaufen emporarbeiteten, drehten natürlich auch am Vier-ab-Sächsilüüte die Reiter ihre Runden. Diese sind aber nicht auf Tieren, sondern auf selbst gebastelten Pferden unterwegs. Unter den Explosionen der ersten Knaller applaudieren Eltern und Besucher den jungen Reiterinnen und Reitern zu.
Die fröhliche Stimmung gefällt auch dem Fällander Gemeindepräsidenten Richard Hirt: «Ich finde dies eine originelle Idee, seine Meinung Kund zu tun. Es ist eine friedliche Solidarität zu spüren.» Nachdem der Böögg seinen Kopf nach 12 Minuten und 30 Sekunden verlor, waren sich alle einig, dass dies ein gutes Omen für eine baldige Einstellung der Südanflüge sei.
Der Kampf geht weiter
Peter Abplanalp aus Pfaffhausen erhofft sich für die Zukunft zwei Dinge: «Sicherlich wünsche ich mir eine Reduktion der Flüge, aber vor allem eine klare rechtliche Situation.» Damit sich diese Ziele verwirklichen lassen, werden sich Morf und der VFSN auch in Zukunft engagieren: «Die Bevölkerung muss das Vertrauen in die Politik wiedergewinnen. Ich spüre bei vielen Mitgliedern eine Jetzt-erst-recht-Stimmung, und das zeigt mir, dass die Südanflüge auch in Zukunft nicht akzeptiert werden.»
Glattaler, 28.04.06
siehe auch:
Rückblick aufs Vier-ab-Sächsilüüte (VFSN)
Südschneiser im Sechseläutenfieber (ZOL)