Südschneiser im Sechseläutenfieber (ZOL)

Publiziert von VFSNinfo am

Dübendorf: Fluglärmgegner feierten in Gockhausen Vier ab Sächsilüüte zur Austreibung der Südanflüge

von Gabriela Frischknecht

Mit Schneisertroscht Cüpli und Schmitz den Filz Raclette feierten die Fluglärmgegner an Samstagnachmittag in der Südschneise ihr Vier ab Sächslilüüte. Der Böögg auf dem Scheiterhaufen war eigens von Bööggbauer Heinz Wahrenberger gefertigt.

Hoffnung auf Ruhe

Was für die einen zur Austreibung des Winters dient, ist für die anderen die Hoffnung auf ein paar Stunden Ruhe am Morgen. Bereits zum zweiten Mal feierten die Gegner der Südanflüge auf der Gockhauser Tichelrütiwiese das Vier ab  Sächslilüüte. Organisiert hatte das Frühlingsfest der Verein Flugschneise Süd   Nein VFSN zusammen mit der ortsansässigen Gruppe «Aktion Aufwachen, 8044 Gockhausen.

Der Böögg auf dem riesigen Scheiterhaufen war seinem grüssen Bruder vom Fest der Zürcher Zünfte wie ans dem Gesicht geschnitten. Was allerdings nicht verwunderte, denn auch für diesen Wattemann zeichnete der langjährige Bööggenvater Heinz Wahrenberger verantwortlich, der dem Verbrennen seines Bööggs von der Festbank aus zuschaute. Doch statt eines weissen Gewandes trug der Schneiser  Böögg einen grauen «Tschopen», um den Filz von Politik und Wirtschaft zu symbolisieren.

Die gelben Ohrschützer taten ein Übriges, um daran zu erinnern, dass seit 906 Tagen «die verfassungsmassigen Rechte der Bevölkerung im dichtest besiedelten Gebiet einem überdimensionierten Super Hub-Konzept untergeordnet würden», wie die Verantwortlichen bereits in der Einladung schrieben.

Geldscheine gaben Böögg Zunder

Doch nicht nur die Holzscheite gaben dem Böögg mächtig Zunder. Um zu zeigen, wie viel Volksvermögen durch die Südanflüge vernichtet wird, lagen ganze Stosse von «Banknoten» auf dem Scheiterhaufen. Selbstredend, dass der VFSN auch über berittene Truppen verfügte. Doch als der Böögg «chlöpfte» und «tatschte», gingen für einmal nicht die Gäule durch. Dafür fürchteten sich einige der kleinen Reiterinnen und Reiter, die sich auf selbstgemachten Pferdchen mutig auf den Umritt begehen hatten. Wehrhaft zeigte sich auch ein Erwachsener, der sich mit gezücktem Säbel in historischer Uniform der Steckenpferd Kavallerie anschloss.

Gags rund um den Fluglärm

Rund um die « Verbrennung hatten die Organisatoren ein veritables Fest mit zahlreichen Gags organisiert. Mit den als «Schneisertroscht» angepriesenen Cüpli und «Schmilz den Filz Raclette», Kuchenbüffet, Brezelstand und Getränken war für das leibliche Wohl gesorgt. Zur Unterhaltung diente unter anderem ein Wettbewerb, bei dem die Zeit bis zur Explosion des Bööggkopfes geschätzt werden konnte. Dem Sieger winkten gleich kiloweise Bananen als Repräsentation der Schweizer Bananenrepublik. 12 Minuten und 30 Sekunden dauerte es, bis der Kopf des Schneiser-Bööggs explodierte. Der Umstand, dass es letztes Jahr noch beinahe fünf Minuten länger gedauert hatte, liess die Verantwortlichen hoffen: «Unser Widerstand zahlt sich aus:   ein Applaus dem Böögg»

«Wo bleibt die Mitbestimmung?»

Dass sich der Sechseläutenbrauch ideal zur Fluglärmkundgebung eignet, zeigte VFSN Präsident Thomas Morf mit einem historischen Rückblick auf. So sei 1336 unter dem Zürcher Bürgermeister Rudolf Brun die Macht neu verteilt worden. Neu hätten auch die Handwerker politisch etwas zu sagen gehabt. «Die damals in Zünften organisierten Handwerker wussten noch, was sich ziemte», sagte Morf und erklärte, dass Zunft aus dem Wort «sich ziemen» herleiten lasse. «Wo ist heute unser Mitbestimmungsrecht?», fragte Morf die über 400 Festbesucher. Wer kümmere sich heute noch darum, was sich politisch zieme? «Wir Südschneiser sind zünftig und wissen noch, was sich gehört», schloss der VPSN Präsident.

Nein, die Fluglärmgeplagten in der Südschneise hätten noch lange nicht resigniert, sagte Thomas Morf später im Gespräch. "Wer noch irgendwo in einer kleinen Ecke an Demokratie und Rechtsstaat glaubt, der kämpft", erklärte Morf. Dies gäbe auch den VPSN Verantwortlichen immer wieder die Motivation, Anlässe wie diesen zu organisieren, um zu zeigen, dass der Widerstand noch lauge nicht erlahmt sei. «Und wenn von Demokratie und Rechtsstaat noch etwas übrig ist, bekommen die Südanfluggegner eines Tages Recht."

ZOL, 24.06.06



siehe auch:
Rückblick aufs Vier-ab-Sächsilüüte (VFSN)