Sie machen sich im Kampf gegen die illegalen Südanflüge stark (v. rechts): Thomas Morf (Präsident VFSN), Brigitte Bruhin (Gemeinderätin Jona) und Peter Zürrer (hiesiger Sektionsleiter VFSN). (Bild: dw)
Der Verein ’Flugschneise Süd - NEIN’ (VFSN) hatte für den Donnerstag, 6. April zu einer Informationsveranstaltung in den Kreuzsaal nach Jona eingeladen. Dabei stand die Machbarkeit des gekröpften Nordanfluges im Zentrum, gegen den es sehr grossen politischen Widerstand gibt. Peter Zürrer ist Leiter der hiesigen Sektion, welche ursprünglich als eigenständige Organisation namens IG FLOH (Interessensgemeinschaft Fluglärm Obersee Halt) auftrat.
„Es darf kein Gewöhnungseffekt entstehen“
Nach seiner Begrüssung der rund 100 Interessierten bat er die Joner Gemeinderätin Brigitte Bruhin ans Rednerpult. Sie war als Vertreterin der beiden Städte Jona und Rapperswil anwesend. „Es ist sehr wichtig, dass der VFSN die Emotionen der Bevölkerung aufnimmt, sie kanalisiert und der Druck aufrecht erhalten wird, damit kein Gewöhnungseffekt entsteht. Das würden die Flughafenverantwortlichen sicher sehr gerne sehen.“ Bruhin liess wissen, dass Rapperswil-Jona dem Fluglärmforum Süd (FLFS) angehört, welches 35 Gemeinden mit rund 300\'000 Einwohnern vertritt. Die beiden hiesigen Städte sind an den Einsprachen beteiligt. „Wir glauben an den Rechtsstaat und sind überzeugt, dass wir letztlich Recht bekommen werden.“
„Die Südanflüge hätten nie stattfinden dürfen“, ist unter anderem auch in der Informationsschrift in des VFSN nachzulesen. „Denn üblich ist, dass eine Verfügung (zum Beispiel die Bewilligung der Südanflüge) erst umgesetzt werden kann, wenn die Beschwerden behandelt sind. Nicht so in unserem Fall. Die Südanflüge wurden bewilligt und sofort umgesetzt. Das nennt man juristisch ’aufschiebende Wirkung entziehen’. Skandalös ist jedoch, dass unsere Beschwerde nun seit über zwei Jahren ignoriert wird. [...] Am liebsten würde die Reko UVEK durch juristischen Trick unsere Beschwerde gar nicht mehr behandeln.“
„Südanflüge aus Gründen der Sicherheit bedenklich“
Thomas Morf, Präsident des VFSN, zeigte in kompetenter Art und Weise die ganze Problematik in einer auch für Nicht-Fachpersonen leicht verständlicher Form auf. „Die Flughafenbetreiberin Unique möchte noch mehr Passagiere nach Zürich holen, um das äusserst aufwändig gebaute Dock Midfield amortisieren zu können. Die Rede ist von mehr als einer Verdoppelung der Passagierzahlen bis ins Jahr 2030, welche Zürich als End- oder Ausgangsdestination wählen. Bei den Transitpassagieren (diese steigen nur in ein anderes Flugzeug um) spricht man sogar von einer Steigerung um 328 Prozent. In Anbetracht dieser Zahlen ist zu befürchten, dass auch auf die Region Obersee noch einiges mehr an Fluglärmbelastung zukommen könnte, dies nicht nur in den frühen Morgenstunden.“
Abgesehen davon, dass die Lärmbelastung für die Menschen in unmittelbarer Nähe der Landepiste (Wallisellen, Schwammendingen) enorm ist, gibt es laut Morf noch ein viel grösseres Problem: „Über dicht besiedeltes Gebiet anzufliegen, ist aus Sicherheitsüberlegungen schlichtweg unverantwortlich. Ich hoffe, dass es nie zu einer schweren Flugzeugkatastrophe bei einem Südanflug kommen wird. Die Folgen wären fatal. Statistisch gesehen ereignen sich mit einem Anteil von 60 Prozent die meisten Abstürze bei der Landung.
„Gekröpfter Nordanflug ist technisch machbar“
Nicht nur Morf ist der Meinung, dass der gekröpfte Nordanflug die einzig valable Alternative zu den Süd- und zusätzlichen Ostanflügen ist. „Betrachtet man die Siedlungsentwicklung rund um den Flughafen, so wird klar, dass der Flughafen Zürich Kloten schon immer nach Norden ausgerichtet war. Nördlich des Flughafens wurde deshalb viel weniger gebaut. Die Siedlungsdichte ist dort viel geringer und weitaus weniger Menschen sind vom Fluglärm betroffen. Mit dem nötigen Goodwill des Bundesamtes für Zivilluftfahrt und der Politik könnte der gekröpfte Nordanflug schon längst Realität sein. Wir hoffen, dass er auch mit unserem nötigen politischen Druck im Herbst 2006 eingeführt werden kann.“
Weil der Staatsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz nicht zustande gekommen war, verbietet die einseitige deutsche Verordnung Anflüge über deutsches Gebiet in den Nachstunden und in den Morgenstunden. Der gekröpfte Nordanflug würde Flugzeuge von Westen her kommend entlang der deutschen Grenze, aber vollständig über Schweizer Gebiet in Richtung Flughafen leiten. Mittels Rechtskurve könnte die Landung dann aus nördlicher Richtung erfolgen. Morf wies darauf hin, dass aus Aspekten der Flugsicherheit der gekröpfte Nordanflug überhaupt kein Problem sei. „Modernste, teils satellitengestützte Navigationsverfahren ermöglichen heute eine hohe Präzision in der Fliegerei und bei Landeanflügen. Innsbruck und Stockholm setzen bereits auf modernste Technologien.“
„Wir sind keine Luftfahrt-Verhinderer“
Morf befürchtet, dass Unique auf hohe Frequenzsteigerungen im Flugverkehr abzielt. „Ich möchte es ganz klar sagen: Wir sind nicht gegen die Fliegerei und die Luftfahrt als solches. Wir wissen um die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens. Wir wehren uns aber gegen die Auswüchse, welche zum Beispiel durch teilweise die sinnlose Shoppingfliegerei zu Dumpingpreisen generiert wird. Ins gleiche Kapitel geht der ganze Transitverkehr mit möglichst vielen Umsteigepassagieren. Wir haben Zweifel an einem Hub ähnlich wie man ihn in Frankfurt oder München kennt. Umsteigepassagiere bringen der Schweizer Wirtschaft nur sehr wenig. Einmal abgesehen davon, dass die Luftfahrtindustrie paradoxerweise weltweit Milliardenverluste einfliegt.“
Der VFSN-Präsident informierte auch über Fragen rund um den Umweltschutz die wirtschaftlichen Aspekte der vor über zwei Jahren eingeführten Südanflüge (Wertminderung von Liegenschaften und die damit verbundenen Unsicherheiten von potentiellen Neuzuzügern im Zürichseeraum und im Zürcher Oberland). Er rief die Bevölkerung zur aktiven Mitarbeit auf. Es gehe auch um die Solidarität gegenüber jenen, denen die Flieger jeweils am frühen Morgen über die Köpfe hinweg donnern würden. „Wir möchten ganz klar ein Zeichen setzen gegen die begangenen Rechtsverstösse seitens des Staates.“ Der Verein zählt heute rund 5\'200 Mitglieder.