FDP-Delegierte nominieren Ursula Gut einstimmig als Kandidatin für die Regierungs-Ersatzwahl
Ohne Gegenstimme haben die Delegierten der kantonalen FDP am Samstag Ursula Gut als Kandidatin für die Regierungsrats-Ersatzwahl vom 9. Juli nominiert. Gut präsentierte sich als bodenständige, engagierte Bürgerliche. Ins Zentrum ihrer Rede stellte sie Anliegen der Gemeinden, der Gleichstellung und die Bildungspolitik.
Im Hintergrund eine Diaschau mit Ursula Gut beim Geranienpflanzen, als Sängerin, Gut beim Würstebraten, an der Fasnacht, dazu aus Lautsprechern der Sänger James Brown, der immer wieder «I feel good» in den Saal am Zürichhorn krächzte: Die kantonale FDP bemühte sich am Samstag an ihrer ausserordentlichen Delegiertenversammlung sichtlich, die Stimmung zu heben und den Blick nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen wieder nach vorn zu lenken. Nur etwas mehr als zwei Wochen waren vergangen, seit ihre Baudirektorin Dorothée Fierz nach einem Machtkampf im Regierungsrat sofort zurückgetreten war. Sie wolle darüber nicht hinweggehen, sagte Parteipräsidentin Doris Fiala vor den Delegierten, denn es dürfe nicht sein, dass Fierz\' 29 Jahre dauernder erfolgreicher Einsatz für die öffentliche Sache und die Partei durch eine Eskalation am Schluss überschattet werde. Man könne diese Seite nicht einfach umblättern.Man tat das dann umgehend doch und schritt zur Wahl von Ursula Gut als Kandidatin für die Ersatzwahl vom 9. Juli. Dass die Delegierten die 53-jährige Juristin und Gemeindepräsidentin von Küsnacht nominieren würden, stand nach dem Vorschlag des Parteivorstandes zwar praktisch fest. Dass sie es aber ohne ein einziges kritisches Votum und mit einer gewissen Begeisterung tun würden, war nicht zu erwarten gewesen. Parteiinterne Aufrufe zur Geschlossenheit einerseits und Guts gewinnendes Auftreten andererseits hatten wohl zum deutlichen Votum geführt.
Noch offen in der Flughafen-FrageDie Kandidatin selber präsentierte sich den Delegierten mit folgendem politischem Programm: Sie wolle die Zusammenarbeit zwischen dem Kanton und den Gemeinden verbessern und dazu beitragen, dass Frauen und Männer Elternschaft und Berufstätigkeit frei gestalten könnten. Sie wolle einen punkto Steuern konkurrenzfähigen Kanton Zürich, eine aktive Bildungspolitik und einen wirtschaftlich gesunden Flughafen. Auf eine mögliche Anzahl Flugbewegungen wollte sie sich nicht festlegen, sie sympathisiere mit dem Gegenvorschlag des Regierungsrates zur Plafonierungs- Initiative, sagte Gut. Sie wolle sich mit diesem Thema aber noch eingehend beschäftigen. Zum Bauwesen schliesslich, sagte die mögliche künftige Baudirektorin, habe sie als Gemeindepräsidentin durchaus eine Beziehung. Küsnacht habe nach langem Ringen eine Teilrevision der Bau- und Zonenordnung genehmigt.
Rund ein Dutzend Redner begründeten an der Versammlung, warum Gut gut sei. Fiala würdigte sie als Persönlichkeit mit Kopf, Herz und Hand. Gut sei keine verwöhnte Goldküsten-Frau, die sich im Liegestuhl die Nägel feile. Felix Gutzwiller, der selber als Kandidat abgesagt hatte, bezeichnete die Kandidatur Gut als gut für die Schweiz, gut für Zürich und gut für die FDP. Beat Walti, der Chef der Kantonsratsfraktion, lobte Gut als intelligente Teamspielerin, die dem Kanton zu einer erfolgversprechenden Steuerstrategie verhelfen könne. Fulvio Pelli, der Präsident der FDP Schweiz, gratulierte und hielt fest, dass Gut die von seinem Vorgänger formulierten FDP-Tugenden voll erfülle: wirtschaftsfreundlich, finanzpolitisch streng und gesellschaftspolitisch offen. Pelli bedachte auch die Führungsriege der Zürcher FDP mit Lob: Stress bewirke bei ihr offenbar eine klare Leistungssteigerung. Pelli hofft, dass Gut den Auftakt mache zu einer Serie von FDP-Wahlerfolgen. Und zu Guts Gegnerin Ruth Genner (gp.), die er gut kenne, sagte Pelli: diese sei nicht links-grün, sondern links-links- links-grün.
Fiala: «Nicht gegen die SVP»Fiala kam in ihrer Rede auch noch auf den angekündigten Rücktritt des zweiten FDP-Regierungsmitglieds Ruedi Jeker auf Ende der Amtsdauer zu sprechen. Die Parteileitung habe vom Wunsch nach einem Doppel-Rücktritt von Fierz und Jeker im Frühling 2007 gewusst. Angesichts der Turbulenzen um Fierz habe man sich gefragt, ob man den Rücktritt Jekers geheim halten könne. Zusammen mit Jeker habe man sich dann für eine Offenlegung entschieden. Und in Bezug auf den Frühling 2007 sagte Fiala: Es könne nicht sein, dass sich FDP und SVP in kommenden Wahlen gegenseitig Sitze abzujagen versuchten. Es gelte, eine rot-grüne Mehrheit zu verhindern.