Batigroups Robin Hood
Der Baukonzern Batigroup wehrt sich gegen die Darstellung, ihr ehemaliges Kadermitglied Raymond Cron habe lediglich seine Kompetenzen überschritten.
Bundesrat Moritz Leuenberger stellt sich hinter seinen Spitzenbeamten Raymond Cron - bis in die Formulierung hinein: Der Chef des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl) habe sich in seiner früheren Stellung eine «private Kompetenzüberschreitung» zu Schulden kommen lassen.
Raymond Cron hatte am Montag erklärt, er habe als Divisionsleiter der Batigroup an der Konzernbuchhaltung vorbei sieben Mitarbeitern für deren überdurchschnittliche Leistung insgesamt 176 000 Franken an Prämien ausbezahlt. Ein Restbetrag von 4000 Franken verblieb auf dem Konto Crons.
In einer persönlichen Erklärung räumte Cron ein, er habe damit zwar einen «groben Fehler» gemacht, doch in der Überzeugung gehandelt, die Zahlungen seien «im Interesse des Unternehmens».
Der Baukonzern Batigroup widerspricht dieser Darstellung dezidiert. Cron könne sich nicht auf das Interesse des Baukonzerns berufen, erklärt Batigroup-Sprecher Thomas Staffelbach. Denn Handlungen, die strafrechtliche Konsequenzen nach sich zögen, seien grundsätzlich nie im Interesse einer Firma. Bei den mutmasslichen Verfehlungen handle es sich denn auch nicht bloss um einen Verstoss gegen interne Kompetenzregeln. Schliesslich ermittle die Basler Staatsanwaltschaft wohl nicht wegen einer Kompetenzüberschreitung, sondern wegen Verdachts auf ein Offizialdelikt.
Eine Recherche zeigt, dass Raymond Cron seit rund einem Monat von den Ermittlungen gegen seine Person wusste. Vor einigen Wochen hatte er denn auch schon seinen Vorgesetzten Moritz Leuenberger informiert. Nachdem die Affäre zunächst vertraulich behandelt worden war, geisterten in der vergangenen Woche verschiedene Gerüchte durch die Baubranche. Der Druck auf Cron wuchs, nun selbst an die Öffentlichkeit zu treten - und sich damit im Amt des Bazl-Chefs zu halten. (BAZ, 23.11.05)