Fluglärmgegner demonstrieren in Zürich
luc. Gelb ist die Farbe, welche sich die Gegner der Südanflüge auf den Flughafen Zürich für ihren Protest ausgesucht haben. Und gelb war deshalb am Demonstrationszug durch die Zürcher Innenstadt am Samstag fast alles: T-Shirts, Mützen, Transparente, Kleber, Plakate, Anstecker, Trillerpfeifen und Ballone. Den Passanten an der Bahnhofstrasse wurden gelb verpackte Schokolade und Bananen geschenkt - Letzteres wohl in Anspielung auf den Vorwurf der Südanflug-Gegner, die Schweiz verkomme zur Bananenrepublik.
Rund 4500 Personen folgten dem Protestaufruf des Vereins Flugschneise Süd - Nein und anderer flughafenkritischer Organisationen, wie die Stadtpolizei schätzte. Von 5000 Demonstranten sprachen die Organisatoren. Die Wut der Protestierenden richtet sich gegen die seit mehreren Jahren bestehenden Südanflüge auf den Zürcher Flughafen. Diese Anflüge seien illegal und ihre Durchsetzung eines Rechtsstaates unwürdig, beklagte sich etwa der Stadtpräsident von Wädenswil, Ueli Fausch, an der Schlusskundgebung auf dem General-Guisan-Quai. Ihr Anliegen vermittelten die Demonstranten auch auf andere Weise effektvoll: Aus den aufgestellten Lautsprechern plätscherte sphärische Musik, die in regelmässigen Abständen von dröhnendem Flugzeuglärm durchschnitten wurde. Die zentrale Forderung der Kundgebung war eine schnelle Einführung des gekröpften Nordanfluges. Es sei technisch ohne weiteres möglich, diesen bis nächsten Frühling einzuführen, sagte Thomas Morf, der Präsident des Vereins Flugschneise Süd - Nein. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt will erst im Herbst einen Zeitplan für die Einführung des neuen Landeverfahrens bekannt geben. Morf beschuldigte den Bundesrat, aus wirtschaftlichen Überlegungen zu schnell Forderungen aus Deutschland nachzugeben. Vertreter Deutschlands hatten bereits massive Kritik am gekröpften Nordanflug geäussert.
Auch an der Zürcher Kantonsregierung wurde Kritik laut. Regierungsrätin Rita Fuhrer, welche das Flughafendossier betreut, sage zwar manches, tue aber kaum etwas, sagte Nationalrat Martin Bäumle von den Grünliberalen. Der «Gekröpfte» sei aus Gründen des Bevölkerungs- und Umweltschutzes eine Notwendigkeit. Bäumle forderte im weiteren eine Plafonierung der jährlichen Flugbewegungen am Zürcher Flughafen auf 320 000. Solidarisch mit den Anliegen der Südanflug-Gegner zeigte sich auch der Zürcher Stadtrat Robert Neukomm, der in Begleitung seiner Regierungskollegin Esther Maurer an die Demonstration gekommen war. Er forderte von Bund und Kanton eine «nachhaltige Flughafenpolitik». Zum Schluss der Kundgebung liessen die Teilnehmer ihre gelben Ballone wie auch schon an vorhergehenden Kundgebungen in den Himmel steigen. (NZZ, 03.09.05)