Unique will Lärm privatisieren
Von Arthur RutishauserZüRICH · Der Zürcher Flughafen sucht private Investoren, die ihm das Risiko von Lärmklagen wegen der umstrittenen Süd- und Ostanflüge abnehmen. Dies bestätigt Unique-Sprecher Andreas Siegenthaler. Die von der Flughafengesellschaft Unique favorisierte Lösung, dass der Bund die Kosten in Milliardenhöhe übernimmt, ist endgültig gescheitert.
«Der Bund wird die Lärmkosten des Flughafens Zürich nicht übernehmen», sagt Daniel Göring, Pressesprecher des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl). «Der Bund hat diese Idee geprüft und verworfen. Daran hat sich nichts geändert. Es finden keine weiteren Abklärungen statt.»
Die Idee war, dass der Bund den Lärmfonds übernimmt, der für die Entschädigung allfälliger Lärmklagen geäufnet wird. Dafür müsste er die Lärmtaxe von fünf Franken pro Passagier bis zum Ende der Flughafenkonzession im Jahre 2051 erhalten. Im Gespräch war auch eine Erhöhung dieser Taxe auf zehn Franken.
Nun versucht Unique private Investoren davon zu überzeugen, dass das ein gutes Geschäft ist. Letztes Jahr flossen 50 Millionen in den Fonds, 142 Millionen Franken liegen heute drin. Unique schätzt die Lärmentschädigungen auf 800 Millionen bis 1,2 Milliarden Franken. Die Fluglärmgegner sprechen sogar von drei bis zehn Milliarden Franken. Das entspricht Fondseinnahmen von 16 bis 100 Jahren.
Neue Geldquelle: Dutyfree nach der Ankunft in Zürich
Im Moment übersteigen die erwarteten Entschädigungsforderungen die flüssigen Mittel der Flughafengesellschaft von 102 Millionen Franken und auch das Eigenkapital von 766 Millionen Franken. Die Gefahr: Sobald klar ist, wie viel der Flughafen für die Lärmgeschädigten zu zahlen hat, muss Unique eine Rückstellung in der Buchhaltung machen. Damit ist das Eigenkapital weg. Unique müsste Konkurs anmelden. «Die Lösung mit den Privaten soll die Finanzierungslücke verhindern, auch das Bilanzrisiko in Bezug auf allfällige Entschädigungen eliminieren», erklärt Andreas Siegenthaler.
Da die Flughafen-Läden nicht so gut laufen wie erhofft und für Umbauten nach einem Schengen-Beitritt der Schweiz Investitionen in der «Höhe eines hohen zweistelligen Millionenbetrags» anstehen, wie Siegenthaler sagt, braucht es neue Einnahmen. Diese sollen ein «Arrival Duty Free» bringen. Neu sollen auch ankommende Passagiere zollfrei einkaufen können. Ein entsprechender Antrag wurde in Bern gestellt.
(SonntagsZeitung, 4.9.05)