Lehren aus Pannen der Vergangenheit gezogen
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat seine Reorganisation abgeschlossen. Nach den zahlreichen Pannen in der Vergangenheit sieht der neue Direktor Raymond Cron das Amt mit dem Grundsatz «Safety first» wieder auf Kurs.
uhg./(ap) Nach dem Absturz zweier Crossair-Flugzeuge im Grossraum Zürich und dem Zusammenstoss zweier Flugzeuge über dem Bodensee infolge eines Fehlers der Flugsicherung Skyguide stand das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) im Kreuzfeuer der Kritik. Dem Amt wurde dabei in erste Linie eine Vernachlässigung der Aufsichtspflicht vorgeworfen.
Reorganisation abgeschlossenEnde Juni hat nun das BAZL seine Reorganisation abgeschlossen. 60 neue Stellen wurden im Bereich Sicherheit neu geschaffen und sind zum grössten Teil besetzt. Dabei wurden die Bereiche Sicherheit und Luftfahrtentwicklung nach Empfehlungen der niederländischen Luft- und Raumfahrtsinstitutes NLR getrennt. Wöchentlich führen die BAZL-Inspektoren rund 13 Kontrollgänge durch.
Positive BilanzDer neue Direktor Raymond Cron zog am Dienstag vor den Medien eine positive Bilanz. Zur Erhöhung der Wirksamkeit als Aufsichtsbehörde und luftfahrtpolitische Fachinstanz seien standardisierte Prozesse eingefügt worden. Dabei folge die Aufsicht strikt dem Prinzip «Safety first».
Kritik aus der KleinaviatikGenau in diesem Punkt setzt aber in letzter Zeit vor allem aus der Kleinaviatik vermehrt die Kritik am BAZL ein, dem häufig ein allzu bürokratisches Verhalten vorgeworfen wird. Vor allem die Absenkung von Teilen des Luftraums im Grossraum Zürich für die Kleinaviatik sorgte für heftige Reaktionen. Auf Probleme im Schweizer Luftraum werde vermehrt mit Verboten statt mit aktivem Risikomanagement reagiert, heisst es aus Pilotenkreisen.
Eine Niederlage erlitt das BAZL zudem am Dienstag, als die als Sicherheitsmassnahme vorgeschlagene Einführung eines «wide left turn» beim Abflug ab der Piste 16 des Flughafen Zürich von der zuständigen Rekurskommission für unbestimmte Zeit sistiert wurde.
Kader zu grossem Teil neu besetztRichtiggehend umgewälzt wurde das Kader des Amtes. 20 der 30 Kaderstellen sind entweder mit externen oder internen Leuten neu besetzt worden, wodurch auch einige der bisherigen Chefs zurückgestuft wurden. Auch die vierköpfige Amtsleitung wurde neu zusammengestellt. Sie verfügt laut Cron nun über das nötige fachliche Wissen, um sich nicht von den Fachbereichen dirigieren zu lassen.
Trotz aller Verbesserungen steckt laut Cron in gewissen Bereichen noch Sand im Getriebe. So fehlt es hie und da noch an der erforderlichen Routine und es braucht auch noch einige Zeit, bis die neue Sicherheitsphilosophie überall in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Nichts Neues zu DeutschlandNicht Neues sagte der BAZL-Direktor zu den Diskussionen mit Deutschland über das Anflugregime auf den Flughafen Zürich-Kloten. Auf beiden Seiten würden die Vorbereitungen dazu laufen, wobei aber der Wahlkampf in Deutschland das Dossier derzeit etwas blockiere. Cron bekräftigte, dass er anspruchsvolle und zeitintensive Gespräche erwartet. (NZZ, 12.07.05)