Dass der Flughafen Zehntausenden von Angestellten und Zulieferern Arbeit und Lohn bringt, dass der Wirtschafts- und Wissenschaftsplatz Zürich auf gute Verkehrsverbindungen in alle Welt angewiesen ist, dass Kanton und Gemeinden über Steuereinnahmen vom Flughafen profitieren: Niemand zweifelt daran. Auch Kreise, die eine Beschränkung der Flugbewegungen verlangen, räumen ein, dass damit Stellen verloren gehen würden. Warum also hat Volkswirtschaftsdirektorin Rita Fuhrer gegen 100 000 Franken ausgegeben für eine weitere Studie, die belegt, was alle wissen?
Die Studie des Büros Infras dient vor allem zwei Zwecken. Zuerst einmal liefert sie Argumente gegen die Volksinitiative «für eine realistische Flughafenpolitik», die eine Plafonierung bei 250 000 Flugbewegungen verlangt - letztes Jahr waren es knapp 267 000. Die Initianten dürften es tatsächlich schwer haben gegen das schwere Geschütz, das Volkswirtschaftsdirektorin Rita Fuhrer auffährt: Gemäss der Studie gäbe es im Vergleich zu einer ungehemmten Entwicklung in 15 Jahren fast 50 000 vom Flughafen abhängige Arbeitsplätze weniger, wenn das Volksbegehren eine Mehrheit fände. Zwar räumen die Verfasser ein, dass ihre Prognosen allein davon abhängen, ob die Flugbewegungen tatsächlich in dem Mass zunehmen, wie sie das vermuten. Doch für solche Differenzierungen bleibt im Abstimmungskampf erfahrungsgemäss wenig Platz.
Das Signal, das mit der Studie ausgesendet wird, geht nicht nur nach innen, sondern auch nach aussen - über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus. Vom Flughafen, so die Botschaft, profitieren neben dem Kanton Zürich auch das ganze Land und grenznahe Gebiete in Deutschland. Wenn festgelegt wird, wie in Kloten künftig an- und abzufliegen ist, erwartet der Kanton Zürich deshalb von den Nachbarn, dass sie sich für die wirtschaftlichen Vorteile erkenntlich zeigen, die ihnen aus dem Flughafen erwachsen. Etwa, indem sie Hand bieten zur Einführung des gekröpften Nordanflugs, mit dem die stark besiedelten Gebiete im Süden des Flughafens wieder etwas entlastet werden.
Die Studie, die Rita Fuhrer präsentiert hat, liefert reiches Zahlenmaterial. Es lässt nur einen Schluss zu: Auf einen Plafond zu verzichten, brächte grosse wirtschaftliche Vorteile mit sich. Jetzt müssen die Politiker der Zürcher Bevölkerung und den Nachbarkantonen klar machen, dass diese Vorteile mit einem Nein zur Plafonierung allein nicht zu haben sind. Denn wer die zusätzlichen 50 000 Arbeitsplätze will, welche die Studie verheisst, muss auch bereit sein, den Lärm von zusätzlichen 80 000 Flugbewegungen zu akzeptieren.