Seit der im Herbst 2003 erfolgten Einführung der Südanflüge aufgrund der einseitigen deutschen Verordnung haben auch Teile der Stadt Dübendorf unter Fluglärm zu leiden. Die betroffenen Ortsteile Gockhausen, Stettbach und Geeren haben täglich von 6 bis 7 Uhr eine Stunde Lärm von durchschnittlich 64 Dezibel zu ertragen. Diese eine Stunde Lärm - an Feiertagen sind es 3 Stunden - nimmt die Bevölkerung aber als gleich störend wahr, wie dies die Bevölkerung in einem Gebiet tut, das nicht eine, sondern 16 Stunden mit durchschnittlich 63,3 Dezibel beschallt wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine sogenannte «sozio-akustische Studie» des Büros Oliva & Co im Auftrag der Stadt Dübendorf. Der geltende Alarmwert liegt bei 65 Dezibel.
Die Studie hatte das Ziel, nicht die Schallbelastung zu messen, sondern die tatsächlich empfundene Störung durch den Lärm sowie deren Zusammenhang mit dem gemessenen Schall. Dafür wurden 113 Personen aus den betroffenen drei Ortsteilen befragt sowie eine Vergleichsgruppe von 40 Personen aus Dübendorf, die nicht unter der Anfluglinie wohnen. Die Resultate sind banal: Es vermag wohl niemanden zu überraschen, dass die Unzufriedenheit mit der Ruhe im Quartier bei den Lärmbelasteten grösser ist als bei jenen ausserhalb der Anfluglinie. Auch der Gedanke an einen Wegzug aus dem Quartier, die empfundene Störung des Alltags durch Fluglärm sowie die Angst vor einer Gefährdung der Gesundheit durch den Fluglärm sind bei der stark beschallten Gruppe deutlich grösser als bei der weniger lärmbelasteten Gruppe.
Durch die Verrechnung der genauen Daten aus dieser Befragung mit Daten der Lärmstudie 90 wurde schliesslich der erwähnte Belastungswert von 63,3 Dezibel errechnet. Die Dübendorfer fühlen sich durch die morgendliche Stunde Fluglärm also im gleichen Masse gestört wie Personen, die weit länger als sie dem Lärm ausgesetzt sind.
Wie der Dübendorfer Stadtpräsident Heinz Jauch und Gesundheitsvorsteherin Rita Bernoulli vor den Medien erklärten, erhofft sich die Stadt mit diesem Wert eine stärkere Position gegenüber dem Kanton im Kampf gegen die Südanflüge. Überdies könnten sich Betroffene bei Rechtsstreitigkeiten auf die Studie berufen. Schliesslich - so war herauszuhören - ging es dem Stadtrat beim Gutachten aber schlicht darum, der Bevölkerung zu demonstrieren, dass er sie ernst nehmen will und trotz äusserst beschränkten Handlungsmöglichkeiten gewillt ist, «etwas» zu tun.