Von Marcel Odermatt und Marcel Speiser
Der Bundesgerichtsentscheid zum Fluglärm könnte für Unique weiter reichende finanzielle Konsequenzen haben als bisher angenommen. Das oberste Gericht in Lausanne hat entschieden, dass die Entschädigungsforderungen von 126 Grundeigentümern in Opfikon und Glattbrugg nicht verjährt sind. (TA, 12.8.04)
Auszug:
«Nach diesem Bundesgerichtsentscheid ist eine Neubeurteilung nötig», sagen zwei unabhängige Wirtschaftsprüfer dem «Tages-Anzeiger». Konkret müsse abgeklärt werden, ob Unique nun Geld zurückstellen müsse, um die Fluglärmopfer finanziell entschädigen zu können.
...Geht es nach den Rechnungsprüfern, wird die Unique-Revisionsgesellschaft KPMG den Flughafen-Verwaltungsrat in den nächsten Tagen auf den Handlungsbedarf punkto Rückstellungen aufmerksam machen müssen. Bereits im Testat zur Konzernrechnung 2003 wies die KPMG darauf hin, dass unter anderem die Unsicherheiten und Risiken im Zusammenhang mit Fluglärmentschädigungen «auf Art und Umfang der Unternehmenstätigkeit und damit auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzern erhebliche nachteilige Auswirkungen haben könnten». Die KPMG wollte diesen Hinweis aber nicht als eigentlichen Vorbehalt verstanden wissen.
Unique selbst sieht aber noch immer keinen Handlungsbedarf. «Mit dem Bundesgerichtsentscheid hat sich in unserer Wahrscheinlichkeitseinschätzung keine Änderung ergeben», sagt Sprecher Jörn Wagenbach. Das überrascht: Immerhin ebnete der höchstrichterliche Spruch den Weg zu Entschädigungen insoweit, als die nicht verjährten Ansprüche jetzt materiell geprüft werden. Sprich: Vor dem Entscheid gab es noch kein wirkliches Risiko, jetzt ist es eine Realität. Und zwar eine finanziell bedrohliche: Ein Rückstellungsbedarf von 1,2 Milliarden Franken brächte die Bücher von Flughafen-Finanzchef Beat Spalinger völlig durcheinander. So verfügte Unique per Ende 2003 bloss über verrechenbare Gewinnreserven von gut 280 Millionen Franken. Auf die Frage, was Unique tun würde, um die Rückstellungen zu bilden, sagt Sprecher Wagenbach: «Wir würden sie bilden.»