Man kann die Infrastruktur für die Fliegerei endlos weiter ausbauen – wenn man sich einen Deut darum schert, in welcher Welt unsere Enkel und Urenkel leben werden. Die «Rezepte gegen die Staus im EU-Luftraum» von Werner Enz (NZZ 23. 8. 18) werden aber auch abgesehen von ökologischen Bedenken nicht funktionieren. Dumpingangebote der Billig-Airlines heizen die Nachfrage dermassen an, dass ein gleich rascher Ausbau der Infrastruktur gar nicht möglich ist.
Die Verspätungen könnten ganz einfach und ohne jeden Ausbau bekämpft werden: Man müsste schlicht den Flugplan den tatsächlichen Kapazitäten anpassen. Vermutlich machen die heutigen Akteure das absichtlich nicht. Sie wollen die Verspätungen als Druckmittel für ihre grenzenlosen Wachstumsphantasien nicht aus der Hand geben.
Daniel Heierli, Zürich, Kantonsrat GrüneEin einziges der vom Autor Werner Enz empfohlenen Rezepte ist wirklich zielführend, weshalb ich es gerne als Erstes erwähne: «Wie wäre es mit einem Ausflug in die schöne Schweizer Bergwelt oder einer gemütlichen Bahnfahrt an den Bestimmungsort?» Alle andern Vorschläge basieren auf dem (Irr-)Glauben, nur eine Wachstumsperspektive, auch für die Luftfahrt, könne Wohlstandsverluste verhindern. Die Folgen des Klimawandels, die auch in der NZZ völlig unbestritten sind und die massive Wohlstandsverluste zur Folge haben werden, blendet Werner Enz aus. Für ihn ist es selbstverständlich, dass wohl bis in alle Ewigkeit ein jährlich um 3 bis 4 Prozent wachsendes Flugpassagiervolumen zu verkraften sein müsse. Der Rekordwert von europaweit 36 825 Flügen an einem einzigen Tag im Juni 2018 soll munter weiterwachsen können.
Die Ausführungen des Autors sind ein Musterbeispiel dafür, welchen Irrsinn uns ein solches nur scheinbar wirtschaftsfreundliches Denken beschert und welche Folgen das Festhalten an der Devise «Ich will fliegen, soviel ich will, und niemand kann mir das verbieten» zeitigt. Zukunftsfähig sind nur Rezepte, die unser Mobilitätsverhalten, nicht nur im Luftverkehr, in dem Sinn verändern, dass unser wunderschöner und gleichzeitig arg gebeutelter Planet und seine Bewohner wieder eine Perspektive haben – ewiges Wachstum kann es nicht sein. Das Prinzip des Lebens basiert auf zahlreichen aufeinander abgestimmten Kreisläufen.
Dieter Liechti-Keller, BülachDie Probleme und die Lösungsansätze im EU-Luftraum werden im Artikel von Werner Enz übersichtlich dargestellt. Zwei Punkte möchte ich aber aus Sicht eines unter dem neuen Lärmteppich im Süden Lebenden klarstellen.
«Testbetrieb Südstarts in der Mittagsspitze»: Als im Herbst 2003 das geltende Raumplanungsgesetz gebrochen und der Südanflug per Notrecht eingeführt wurde, verkaufte der damalige Zürcher Regierungsrat Christian Huber dies als temporäre Massnahme. Die temporäre Anordnung ist längst zum Dauerzustand mutiert. Dem Testbetrieb Südstarts blühte zweifellos dasselbe Schicksal. Die Bewohner im Süden wehren sich also zu Recht heftig dagegen.
«Milliardenausgaben für Lärmund Umweltschutz»: Für die neu unter dem Lärmteppich lebenden Einwohner hatten diese kaum Wirkung. Sie hatten vor 2003 keinen Fluglärm. Seit Einführung der Südanflüge trägt der Süden nun aber mehr als einen Viertel davon. Die Ausbreitung des Lärmteppichs nach Süden hat die Lebensqualität von Hunderttausenden verschlechtert und den Wert ihrer Liegenschaften im Quervergleich klar reduziert (unterdurchschnittliche Preisentwicklung). Und nicht einmal an den für einen gesunden Schlaf notwendigen Schallschutzmassnahmen hat sich der Flugbetrieb beteiligt (Forch)! Das sind Opportunitätskosten, verursacht durch den Flugbetrieb, welche voll zulasten der Betroffenen gehen. Beim Umweltschutz sieht es nicht besser aus: In Bezug auf CO2-Ausstoss und Treibstoffverbrauch ist der Luftverkehr unbestritten ein Grossverbraucher – ohne dafür nennenswerte Abgaben zu entrichten.
Damit verursacht der Flugbetrieb in Summe horrende externe Kosten, die in seiner Gewinnund Verlustrechnung nicht auftauchen. Müsste er seine externen Kosten selber tragen, würden die Flugtickets markant teurer, und niemand könnte mehr beinahe umsonst fliegen. Die höheren Preise würden die mengenmässige Nachfrage deutlich reduzieren, und es entstünde wieder genügend Kapazität für wertschöpfenden Verkehr.
Ruedi Kellenberger, ForchLeserbriefe NZZ, 04.09.2018, Seite 11 (Zum Artikel: Wieso in Europa viel zu viele Flüge verspätet sind (NZZ)
Die Verspätungen könnten ganz einfach und ohne jeden Ausbau bekämpft werden: Man müsste schlicht den Flugplan den tatsächlichen Kapazitäten anpassen. Vermutlich machen die heutigen Akteure das absichtlich nicht. Sie wollen die Verspätungen als Druckmittel für ihre grenzenlosen Wachstumsphantasien nicht aus der Hand geben.
Daniel Heierli, Zürich, Kantonsrat GrüneEin einziges der vom Autor Werner Enz empfohlenen Rezepte ist wirklich zielführend, weshalb ich es gerne als Erstes erwähne: «Wie wäre es mit einem Ausflug in die schöne Schweizer Bergwelt oder einer gemütlichen Bahnfahrt an den Bestimmungsort?» Alle andern Vorschläge basieren auf dem (Irr-)Glauben, nur eine Wachstumsperspektive, auch für die Luftfahrt, könne Wohlstandsverluste verhindern. Die Folgen des Klimawandels, die auch in der NZZ völlig unbestritten sind und die massive Wohlstandsverluste zur Folge haben werden, blendet Werner Enz aus. Für ihn ist es selbstverständlich, dass wohl bis in alle Ewigkeit ein jährlich um 3 bis 4 Prozent wachsendes Flugpassagiervolumen zu verkraften sein müsse. Der Rekordwert von europaweit 36 825 Flügen an einem einzigen Tag im Juni 2018 soll munter weiterwachsen können.
Die Ausführungen des Autors sind ein Musterbeispiel dafür, welchen Irrsinn uns ein solches nur scheinbar wirtschaftsfreundliches Denken beschert und welche Folgen das Festhalten an der Devise «Ich will fliegen, soviel ich will, und niemand kann mir das verbieten» zeitigt. Zukunftsfähig sind nur Rezepte, die unser Mobilitätsverhalten, nicht nur im Luftverkehr, in dem Sinn verändern, dass unser wunderschöner und gleichzeitig arg gebeutelter Planet und seine Bewohner wieder eine Perspektive haben – ewiges Wachstum kann es nicht sein. Das Prinzip des Lebens basiert auf zahlreichen aufeinander abgestimmten Kreisläufen.
Dieter Liechti-Keller, BülachDie Probleme und die Lösungsansätze im EU-Luftraum werden im Artikel von Werner Enz übersichtlich dargestellt. Zwei Punkte möchte ich aber aus Sicht eines unter dem neuen Lärmteppich im Süden Lebenden klarstellen.
«Testbetrieb Südstarts in der Mittagsspitze»: Als im Herbst 2003 das geltende Raumplanungsgesetz gebrochen und der Südanflug per Notrecht eingeführt wurde, verkaufte der damalige Zürcher Regierungsrat Christian Huber dies als temporäre Massnahme. Die temporäre Anordnung ist längst zum Dauerzustand mutiert. Dem Testbetrieb Südstarts blühte zweifellos dasselbe Schicksal. Die Bewohner im Süden wehren sich also zu Recht heftig dagegen.
«Milliardenausgaben für Lärmund Umweltschutz»: Für die neu unter dem Lärmteppich lebenden Einwohner hatten diese kaum Wirkung. Sie hatten vor 2003 keinen Fluglärm. Seit Einführung der Südanflüge trägt der Süden nun aber mehr als einen Viertel davon. Die Ausbreitung des Lärmteppichs nach Süden hat die Lebensqualität von Hunderttausenden verschlechtert und den Wert ihrer Liegenschaften im Quervergleich klar reduziert (unterdurchschnittliche Preisentwicklung). Und nicht einmal an den für einen gesunden Schlaf notwendigen Schallschutzmassnahmen hat sich der Flugbetrieb beteiligt (Forch)! Das sind Opportunitätskosten, verursacht durch den Flugbetrieb, welche voll zulasten der Betroffenen gehen. Beim Umweltschutz sieht es nicht besser aus: In Bezug auf CO2-Ausstoss und Treibstoffverbrauch ist der Luftverkehr unbestritten ein Grossverbraucher – ohne dafür nennenswerte Abgaben zu entrichten.
Damit verursacht der Flugbetrieb in Summe horrende externe Kosten, die in seiner Gewinnund Verlustrechnung nicht auftauchen. Müsste er seine externen Kosten selber tragen, würden die Flugtickets markant teurer, und niemand könnte mehr beinahe umsonst fliegen. Die höheren Preise würden die mengenmässige Nachfrage deutlich reduzieren, und es entstünde wieder genügend Kapazität für wertschöpfenden Verkehr.
Ruedi Kellenberger, ForchLeserbriefe NZZ, 04.09.2018, Seite 11 (Zum Artikel: Wieso in Europa viel zu viele Flüge verspätet sind (NZZ)