Der Flughafen muss nicht wachsen (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Gastkommentar

Der Verein Flugschneise Süd – Nein (VFSN) kämpft seit 13 Jahren gegen die illegale Situation der Flüge über den Süden des Kantons Zürich.

Mit seinen 5000 Mitgliedern kämpft er für viele Tausende in der Stadt und der Agglomeration Zürich, in der Pfannenstiel-, Greifensee- und Zürichseeregion. Dank den Aktivitäten des VFSN konnten bis anhin die Südstarts und der Ausbau der Südlandungen verhindert werden.

Im Flugverkehr sind Fragen der Sicherheit und des Umgangs mit dem Fluglärm für die Bevölkerung am Boden von grosser Relevanz: Je weniger Menschen in An- und Abflugschneisen leben, arbeiten oder zur Schule gehen, desto weniger Menschen wären im Falle eines Unfalls betroffen beziehungsweise sind der Lärmbelastung ausgesetzt. Ein Vergleich der von Flugbewegungen betroffenen Regionen zeigt: Auf jede Person, die nördlich des Flughafens Zürich von Fluglärm betroffen ist, kommen 3 im Westen, 8 im Osten und sogar 18 im Süden. Ein weiterer Ausbau des Flughafens bedeutet ein höheres Sicherheitsrisiko und noch mehr Lärm für noch mehr Menschen.

Mehrere der Argumente, die von den Befürwortern eines Ausbaus des Flughafens Zürich ins Feld geführt werden, können widerlegt werden: 77 Prozent der Destinationen, die von Zürich aus angeflogen werden, liegen innerhalb Europas und werden mit Flugzeugen angeflogen, welche mit kurzen Start- und Landepisten auskommen und einen relativ steilen Abflugwinkel haben. Für diese Flüge stellt es kein Problem dar, kurz nach dem Start eine enge Kurve zu fliegen, um über wenig besiedeltes Gebiet weiterzufliegen. Der Flughafen Zürich argumentiert, nur mit einem grossen Anteil an Umsteigepassagieren könne er eine Hub-Funktion erfüllen. Doch der Flughafen Zürich ist bereits heute interkontinental überproportional gut angebunden im Vergleich zu den grossen europäischen Flughäfen und deren um ein vielfach höheres Einzugsgebiet. Bereits heute werden rund 200 Destinationen in 67 Ländern angeflogen. Die Behauptung, die Wirtschaft könnte leiden, wenn der Flughafen nicht weiterwachsen könne, ist einfach abstrus. Der Flughafen Kloten ist auch nicht der Motor der Wirtschaft. Er steht im Wechselspiel mit der Wirtschaft im Grossraum Zürich, wobei beide gegenseitig voneinander profitieren. Die Befürworter eines Ausbaus argumentieren, der Flughafen leide unter Kapazitätsengpässen, weil die Nachfrage laufend wachse. Dieses Wachstum ist aber nicht natürlicher Art, sondern es wird befeuert mit immer billigeren Ticketpreisen. Nur weil Umsteigepassagiere mit Dumpingpreisen nach Kloten geholt werden, können die internationalen Destinationen alle bedient werden. Davon profitieren der Flughafen und die Airlines, die Last trägt die Bevölkerung. Es mutet befremdlich an, dass die Bewohner des Kantons Zürich kein Mitspracherecht bezüglich der Art des Flugbetriebs haben und nun der Bund sogar fordert, die Flugrouten bestimmen zu können. Schon seit Jahren operieren die Befürworter eines Ausbaus mit falschen Wachstumszahlen, um die Forderungen zu Ausbauten und neuen Flugrouten zu untermauern. Vergleicht man die Zahlen der Befürworter hingegen mit den Zahlen von 2000, so wird dreierlei klar: Erstens hatten wir bereits 2000 eine Spitze wie nun für 2020 prognostiziert. Zweitens bleibt dank grösseren Flugzeugen Raum, um auf die gestiegene Nachfrage zu reagieren. Drittens ist 2030 noch weit entfernt; eine Prognose über die wirtschaftlichen Verhältnisse, die wir dann haben werden, scheint sehr gewagt.

Wachstum kann auch anders erreicht werden. Im Vergleich zu 2000 konnten 2014 mit 20 Prozent weniger Bewegungen 3 Millionen Passagiere mehr befördert werden. Dies, weil die Flugzeuge besser ausgelastet waren und so mehr Passagiere aufnahmen. Die geplante Beschaffung neuer Flugzeuge der Swiss geht in diese Richtung: Sie will kleinere Maschinen durch grössere ersetzen. Das bedeutet mehr Passagiere, aber nicht mehr Flugbewegungen.

Matthias Dutli ist Präsident des Vereins Flugschneise Süd – Nein.

NZZ, 16.10.2015