Der Bazl-Chef soll laut einem Zeitungsbericht Südstarts geradeaus fordern – ganztags. Das sorgt für geharnischte Reaktionen und provoziert ein Dementi.
Es sind Nuancen, die im Fluglärmstreit die Wogen hochgehen lassen. Jüngstes Beispiel dafür ist ein Interview des «Tages-Anzeigers» mit Peter Müller, Direktor des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl).
Im Interview weist Müller auf die vielfach diskutierte Thematik hin, dass die Einführung des Südstarts geradeaus über Teile der Stadt Zürich, das Zürcher Oberland und die Zürichseeregion die Sicherheitsmarge am Flughafen Zürich erhöhen würde.
Betrieb ohne Kreuzungen
Der Grund: In Kombination mit Nordanflügen könnte ein kreuzungsfreier Betrieb ermöglicht werden. Laut einem Sicherheitsbericht aus dem Jahr 2013 ist dies die effektivste Einzelmassnahme, um die Sicherheit zu erhöhen. Müller sagte im Interview: «Entweder haben wir ein Maximum an Sicherheit und damit beispielsweise den ganzen Tag Südstarts geradeaus. Oder es gibt punkto Sicherheit gewisse Abstriche wegen der Ruhebedürfnisse der Bevölkerung.»
Der «Tages-Anzeiger» interpretierte diese Aussage offensiv und machte daraus auf der Frontseite eine Forderung des Bazl-Direktors nach den umstrittenen Südstarts. Sie müssten den ganzen Tag durchgeführt werden – nur so könne maximale Sicherheit gewährleistet werden.
Bazl schiebt schwarzen Peter weiter
Die Reaktionen folgten auf den Fuss: Das Fluglärmforum Süd sprach auf Twitter von einer unbedarften Forderung in der Saure-Gurken-Zeit und empfahl Müller, die Bevölkerungsdichte im Raum Zürich genauer zu studieren.
Müller distanziert sich derweil auf Anfrage von der zitierten Aussage, wie Bazl-Sprecher Urs Holderegger sagt: «Peter Müller hat nur die bekannte Güterabwägung dargelegt, die es zu machen gilt. Entscheiden muss die Politik, wie dies das Bazl immer schon gesagt hat.»
Am Zug ist Bundesrätin Doris Leuthard. Erwartet wird, dass noch in diesem Jahr der zweite Teil des Sachplans zum Flughafen Zürich aufgelegt wird. Völlig überraschen, wenn der Südstart geradeaus darin enthalten wäre, würde es nicht – die Verkehrsministerin hat die Diskussion darüber kurz vor Weihnachten 2012 in der NZZ bereits lanciert . Hinter sich weiss sie die Swiss, die Flugsicherung Skyguide sowie den Norden, Osten und Westen des Flughafens.
Harschen Widerstand ist vom Süden inklusive der Stadt Zürich sowie vom Regierungsrat zu erwarten. Im heutigen Sachplan sind Südstarts bei Bise und Nebel zugelassen. Der Flughafen hat bisher aber darauf verzichtet, diese Möglichkeit zu nutzen – ein dafür nötiger Antrag auf Anpassung des Betriebsreglement ist noch nicht erfolgt.