München (dpa) - Offiziell ist noch unklar, warum vor gut einer Woche ein Airbus A400M in Sevilla abstürzte. Doch die Hinweise mehren sich, dass ein Fehler in der Triebwerkskontrolle die Ursache war. Airbus empfahl den Nutzern des Militärtransporters nun dringend einen Check des Systems.
Der Absturz eines Militärtransporters Airbus A400M vor gut einer Woche in Spanien könnte die Folge eines Software-Problems in der Triebwerkssteuerung gewesen sein. Wie "Spiegel Online" am Dienstag berichtet, hätten Ingenieure einen Fehler in der Steuerungseinheit gefunden, der den Ausfall von drei der vier Triebwerke des fabrikneuen Fliegers verursacht haben soll.
Airbus wollte sich im Hinblick auf die noch laufenden Untersuchungen nicht zur Absturzursache äussern, verschickte aber inzwischen eine sogenannte dringliche technische Empfehlung an die Nutzer des umstrittenen Fliegers, um "mögliche Risiken bei künftigen Flügen zu vermeiden", wie es am Dienstag in einer Mitteilung hiess. Die Analyse, die zu dieser Empfehlung geführt habe, sei unabhängig von den derzeit laufenden Untersuchungen zur Absturzursache gewesen, betonte Airbus.
"Spiegel Online" schreibt unter Berufung auf Airbus-Kreise, dass kurz nach dem Start drei Triebwerke von Computern widersprüchliche Befehle erhalten und darauf die Leistung abgeschaltet hätten. Bei dem Absturz in der Nähe des Flughafens von Sevilla waren am 9. Mai vier Besatzungsmitglieder getötet und zwei schwer verletzt worden.
Ein Airbus-Sprecher betonte, die Untersuchungen der Behörden seien noch nicht abgeschlossen. "Eine Unfallursache aufgrund von einzelnen Indikationen festzulegen wird den Tatsachen nicht gerecht. Hier gilt es nach wie vor die Unfalluntersuchungen der spanischen Behörden abzuwarten", sagte der Sprecher im Hinblick auf den Bericht.
Den Nutzern des umstrittenen Fliegers empfiehlt Airbus einen Test. Dieser sehe "die Durchführung eines einmaligen Kontroll-Checks der elektronischen Triebwerkskontrolleinheit bei jedem Flugzeugtriebwerk vor dem nächsten Flug vor", heisst es in der Mitteilung. Zudem gebe es Anweisungen für weitere Checks, wenn etwa ein Triebwerk getauscht oder eine elektronische Triebwerkskontrolleinheit gewechselt werde.
Die Triebwerke der A400M werden von einem Konsortium unter dem Namen Europrop gefertigt, zu dem neben dem Treibwerksbauer Rolls-Royce auch die deutsche MTU, die spanischen ITP und die französischen Safran-Tochter Snecma verantwortlich sind. Aus Deutschland und Frankreich stammen Teile für die Steuerungssysteme der Triebwerke.
Die Luftwaffe hatte Ende vergangenen Jahres ihre erste Maschine bekommen. Von Beginn an wurde die Entwicklung des Flugzeugs von politischen, finanziellen und technischen Problemen behindert. Kunden für das Flugzeug sind etwa noch Frankreich, Grossbritannien, die Türkei und Malaysia. Laut Airbus von bisher 174 bestellten Maschinen bisher 12 ausgeliefert. Die auf ihrem Jungfernflug abgestürzte A400M war für die Türkei bestimmt und sollte im Juni ausgeliefert werden.