Unique-Chef Josef Felder über Zeitplan und Auswirkungen des gekröpften Nordanflugs:
"Was die Lärmbelästigung der Aargauer Bevölkerung betrifft, wäre diese bei weitem nicht vergleichbar mit der Lärmbelastung in Schwamendingen und Gockhausen"
Interview von Arthur Rutishauser in der Sonntagszeitung mit Josef Felder:
Herr Felder, die Betroffenen des Südanflugs und ein Teil Ihrer Aktionäre kritisieren Sie scharf, weil der Flughafen keine Alternativen zu den Südanflügen sucht. Warum machen Sie nicht vorwärts mit der Einführung des so genannten gekröpften Nordanflugs?
Der Eindruck, dass der Flughafen in dieser Angelegenheit nichts tue, ist falsch. Am 24. März kam es zu einer Aussprache aller Beteiligten von Bund, Kanton und Flughafen Zürich. Dabei wurde ein Zeitplan festgelegt und bestimmt, dass wir bei der technischen Abklärung eine Führungsrolle übernehmen.
Aber da wurde kommuniziert, dass es bis zur Einführung des gekröpften Südanflugs acht Jahre braucht.
Moment, das muss man differenziert betrachten. Es geht um zwei verschiedene Dinge. Einerseits klären wir ab, wie ein vollwertiger Instrumentenanflug durchgeführt werden kann. Das dauert wegen der nötigen neuen Instrumentierung beziehungsweise Technologie und der Bewilligungsverfahren in der Tat acht bis zehn Jahre. Daneben wird aber auch abgeklärt, ob der gekröpfte Nordanflug auch als Sichtanflugverfahren eingeführt werden kann.
Das soll weniger lang dauern?
Wir werden bis Ende dieses Jahres so weit sein, dass die technischen Verfahren für den Sichtanflug geklärt sind. Danach müsste das Verfahren von den politischen Behörden bewilligt werden.
Wie lange geht das?
Das ist Sache der Politik.
Und wenn man so vorgeht wie bei der Umsetzung der deutschen Verordnung und der Einführung der Südanflüge?
Dazu kann ich nur Folgendes sagen: Einen Teil der Neuerungen mussten wir innert dreier Monate umsetzen, für einen anderen hatten wir gerade einmal drei Tage Zeit.
Würde der gekröpfte Sichtanflug die Bevölkerung wirklich entlasten?
Ja, im Winter wären die Sichtverhältnisse allerdings manchmal zu schlecht, im Sommer aber meistens genügend. Damit ist die Durchführbarkeit beim gekröpften Sichtanflug im Norden etwa so wie heute bei den Südanflügen.
Hätte ein abgekürztes Bewilligungsverfahren Einfluss auf die Sicherheit.
Nein, da geht es um die aufschiebende Wirkung, Einsprachemöglichkeiten und die Umweltverträglichkeitsprüfung. Dies liegt in der Kompetenz des Verkehrsdepartements. Zudem wird ein gekröpftes Sichtanflugverfahren auf dem Flughafen JFK in New York seit Jahren angewandt, ohne dass es zu Sicherheitsproblemen gekommen wäre.
Der gekröpfte Nordanflug entlang der deutschen Grenze belastet einen Teil der aargauischen Bevölkerung. Droht da neuer Streit?
Was die Grenznähe betrifft, könnte Deutschland das Gebiet zum militärischen Sperrgebiet erklären. Das hätte aber voraussichtlich keinen Einfluss auf den Grenzabstand. Was die Lärmbelästigung der Aargauer Bevölkerung betrifft, wäre diese bei weitem nicht vergleichbar mit der Lärmbelastung in Schwamendingen und Gockhausen.
Kurz, die Einführung des gekröpften Nordanflugs ist ein politisches und nicht ein technisches Problem?
Was die Einführung eines Sichtanflugverfahrens betrifft, so hängt dies zu 75 Prozent von der Politik ab.