1997 führte die Schweiz als erstes Land weltweit zusammen mit Schweden schadstoffabhängige Landegebühren für Flugzeuge ein. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) verfolgte damit das Ziel, die Verwendung der bestmöglichen Technologie durch finanzielle Anreize zu fördern und zu beschleunigen. Dieses Ziel wurde erreicht: Heute verbrennen die Flugzeugtriebwerke das Kerosin praktisch ohne Rückstände. Durch die gesteigerte Effizienz gingen die CO2-Emissionen pro Sitzplatz zurück. Dies hatte jedoch seinen Preis: Die Stickoxidemissionen, die bei hohen Triebwerkstemperaturen als Folge der effizienten Verbrennung gebildet werden, sanken nach Einschätzung des BAZL ungenügend. Auf Initiative des BAZL erarbeiteten Experten der Europäischen Zivilluftfahrtkonferenz (ECAC) deshalb ein Gebührenmodell, welches europaweit zu einer Reduktion der Stickoxide führen soll. Im Juni 2009 setzte das BAZL eine Richtlinie in Kraft, die das Gebührenmodell der ECAC übernimmt und auf kleinere Flugzeuge und Helikopter erweitert, die so genannte «Aircraft Emissions Charges in Switzerland».
Auf dieser Richtlinie basiert das auf 1. April 2010 in Kraft gesetzte Gebührenmodell der Flughäfen Zürich, Bern und Lugano. Am 1. Mai 2010 folgt der Flughafen Genf. Für den Flughafen Basel-Mulhouse sind die französischen Luftfahrtbehörden zuständig. Das neue Gebührenmodell berücksichtigt in erster Linie die Stickoxidemissionen aus dem Flugbetrieb beim Start und bei der Landung. Dabei wird jedem Flugzeug und jedem Flugzeugtriebwerk ein Emissionswert zugeordnet. Je höher die Emissionen des Flugzeugs, desto höher ist auch der emissionsabhängige Teil der Flughafengebühren. Bei einem Airbus 320 kann sich der emissionsabhängige Gebühren-Anteil verdoppeln, je nachdem ob das Flugzeug mit neuerer oder älterer Triebswerktechnik ausgestattet ist.
Die neuen Gebührenansätze mussten auf Grund internationaler Konventionen so gestaltet werden, dass die Einnahmen der Flughäfen durch den Modellwechsel insgesamt nicht steigen. Auf die Luftfahrtindustrie wird jedoch der Druck erhöht, Triebwerke zu entwickeln, die nicht nur CO2-arm sind, sondern auch weniger Stickoxide ausstossen. Neben Schweden haben bereits Grossbritannien und Deutschland emissionsabhängige Flughafengebühren eingeführt, die auf dem ECAC-Modell beruhen.