Von Dominic Ramel
«Seit Herbst 2001 befindet sich der gesamte Flughafen Zürich und mit ihm die Betreiberin Unique (Flughafen Zürich AG) in einer Krisensituation», sagte Unique-Chef Josef Felder gestern vor den Medien. Eindrücklich belegt dies die Statistik: Die Zahl der Passagiere sank zwischen 2000 und 2003 von 22,7 auf 17 Millionen - ein Rückgang von 25 Prozent. 5,2 Millionen davon entfielen auf Swissair bzw. Swiss.
Im Gegenzug sind mit der fünften Ausbauetappe - die am 15. September mit der Eröffnung des Airside Centers (Restaurants und Läden) beendet sein wird - Überkapazitäten aufgebaut worden. Diese sind so gross, dass ein Dock seit September leer steht.
Zwei Milliarden Schulden
Dies alles hat in der Kasse von Unique Spuren hinterlassen: Die Nettoverschuldung betrug Ende 2003 zwei Milliarden Franken. Laut Finanzchef Beat Spalinger wird sie in diesem Jahr den Höhepunkt erreichen, «jedoch unter 2,1 Milliarden liegen». Die Eigenkapitalquote beträgt noch 23,5 Prozent. Spalinger geht indes davon aus, dass dies am Bonitätsrating BBB nichts ändern wird.
In der Rechung 2003 erzielte Unique einen Reingewinn von 3,8 Millionen Franken - ein Minigewinn angesichts eines Umsatzes von 562 Millionen Franken. Und dieser Gewinn ist erst noch nur dank ausserordentlicher Erträge zustandegekommen. Spalinger gelang es nämlich, durch den vorzeitigen Rückkauf von ausstehenden Anleihen im Umfang von 625 Millionen Franken einen Kapitalgewinn von rund 43 Millionen Franken zu erzielen. Ohne diesen hätte ein Verlust von rund 39 Millionen Franken resultiert.
Diese Finanzakrobatik funktionierte so: Unique verschuldete sich bei amerikanischen und japanischen Kapitalgebern neu und nahm fast 1,2 Milliarden Franken langfristiges Fremdkapital auf. Mit dem Geld wurden bestehende Obligationen zu-rückgekauft und Kredite zurückbezahlt. Die positive Folge dieser Umschuldungsaktion: Unique hat die Fälligkeitsstruktur der Schulden optimiert und das Refinanzierungsrisiko reduziert.
Swiss als Risiko
Doch es gibt noch andere Risiken, welche die Existenz von Unique gefährden könnten:
· Swiss: Obwohl die Bedeutung der Heimairline Swiss weiter abgenommen hat, bleibt Unique abhängig von deren Gedeihen: 2003 generierte Swiss in Zürich-Kloten 56 Prozent der Passagiere. Laut Felder sind 25 Prozent des Umsatzes (ohne Passagiergebühren) auf Swiss zurückzuführen. Als Folge des Abbaus bei Swiss droht Zürich-Kloten zudem zunehmend die Bedeutung als Hub zu verlieren: Der Anteil Umsteigepassagiere ist 2003 von 38 auf 35 Prozent gesunken. In den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres sank er gar auf 29 Prozent - der tiefste Wert seit 25 Jahren.
· Anflugrouten/Fluglärm: Der Konflikt mit Deutschland um die Anflugrouten schränkt den Flughafen extrem ein. Zudem drohen Unique wegen der geänderten Anflugrouten Klagen lärmgeplagter Anwohner. Spalinger rechnet mit Entschädigungszahlen von 1,2 bis 1,5 Milliarden Franken, verteilt über mehrere Jahre. Kritiker jedoch werfen der Unique-Leitung vor, das Problem zu unterschätzen. Doch diese glaubt, dass viele Klagen vor Gericht keine Chance haben werden, und hat deshalb bis jetzt keine Rückstellungen gebildet. Der geäufnete Lärmfonds reiche aus. Darin lagen Ende 2003 knapp 80 Millionen Franken.
Und noch ein Problem hat Unique: Zürich-Kloten ist in Europa der Flughafen mit den meisten Verspätungen. Trotz all dieser Risiken und Probleme sind Felder und Spalinger zuversichtlich: Sie erwarten 2004 mehr Passagiere, höhere Erträge und «ein deutlich positives Ergebnis».