Wir zeigen, wie wichtig der Tourismus für die Volkswirtschaft im Schwarzwald tatsächlich ist!
Statt weiter nach dem vom Fluglärm betroffenen Kurort zu suchen, wollen wir lieber erst einmal folgende Frage beantworten: Wie wichtig ist der Tourismus für Baden-Württemberg? Wenn diese Aussagen stimmen: Thomas Dörflinger: "Im Südschwarzwald muss der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor bleiben" oder Rita Schwarzelühr-Sutter: "Für den Schwarzwald ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftspfeiler", dann muss davon ausgegangen werden, dass Baden-Württemberg ohne den Tourismus nicht überlebensfähig wäre.
Es gibt verschieden Möglichkeiten zu überprüfen wie bedeutend ein Wirtschaftszweig ist: Zum Beispiel der Vergleich mit anderen Bundesländern oder die Anzahl der im Tourismus Beschäftigten.
Beginnen wir mit dem Bundesländervergleich. Ein oft benutzter Massstab, wie gross die Abhängigkeit einer Region vom Tourismus ist, ist die Anzahl Logiernächte pro tausend Einwohner. Beim Vergleich der Daten von Baden-Württemberg und Gesamtdeutschland erleben wir eine Überraschung (die Zahl in Klammern steht für den "Rang" der einzelnen deutschen Bundesländer):In Zahlen, die Übernachtungen pro 1\'000 Einwohner:
Mecklenburg-Vorpommern (1) | 14\'626 |
Ø Deutschland | 4\'267 |
Baden-Württemberg (10) | 3\'805 |
Saarland (16) | 2\'104 |
Baden-Württemberg ist eindeutig keine Tourismushochburg, sondern liegt unter dem deutschen Durchschnitt, Rang 10 von 16 Bundesländern. Im Gegensatz zu den oben zitierten Politikern sieht es das statistische Landesamt Baden-Württemberg wie folgt: "In Baden-Württemberg lag die so genannte Tourismusintensität 2006 mit 3\'800 Übernachtungen je 1\'000 Einwohner deutlich unterhalb des europäischen und deutschen Durchschnitts."
Und im Vergleich zum Kanton Zürich? Leider lassen sich die Deutschen und Zürcher Tourismusstatistiken nur bedingt vergleichen (Unterschiede in der Erhebung). Verglichen werden können hingegen die Logiernächte der Hotellerie pro 1\'000 Einwohner. Wir zählen in Baden-Württemberg auch noch Gasthöfe und Pensionen mit (auf diese entfallen 20% der Hotel-Logiernächte aus). Baden-Württemberg kommt auf 2\'329. Zürich, wer hätte das gedacht, hat fast einen fast 20% höheren Wert, nämlich 2\'743 Logiernächte pro 1000 Einwohner. Ein Tourismuskanton wie Graubünden hat pro 1\'000 Einwohner fast 20 Mal mehr Logiernächte als Baden-Württemberg (alle Übernachtungen, auch Parahotellerie, ohne Kliniken).
Welche Verordnung schützt ab sofort den Zürcher Tourismus vor dem Lärm der vorwiegend deutschen Flugzeuge? Wie untenstehende Grafik zeigt, sind zwangsläufig alle Unterkünfte vom Fluglärm betroffen:
Wie gross ist die Anzahl der im Tourismus Beschäftigten? Wir zitieren nochmals Frau Rita Schwarzelühr-Sutter: "Für den Schwarzwald ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftspfeiler. Fluglärm zerstört ein Tourismusgebiet, das Naturerleben in den Vordergrund stellt. Eine bedeutsame Wirtschaftssäule..."
Damit behauptet sie, dass der Fluglärm den Tourismus (einer der wichtigsten Wirtschaftspfeiler!) im ganzen Schwarzwald komplett zerstört. Die Aussage von Frau Schwarzelühr-Sutter suggeriert, dass wohl 25-40% der Arbeitsstellen im Tourismus zu finden seien. Diese sind alle durch den Fluglärm gefährdet.
Wir haben in Folge I gesehen, dass praktisch nur der Landkreis Waldshut (und das auch nur zu ca. zwei Dritteln) vom Fluglärm betroffen ist. Wie viele Menschen leben wohl im Landkreis Waldshut vom Tourismus? Leider ist in den Statistiken nur die Zahl für das gesamte Gastgewerbe aufgeführt: Es sind 1921 Arbeitsplätze!
Das sind 4.2% der Beschäftigten im Landkreis Waldshut oder 0.05% der Beschäftigten Baden-Württembergs, also ca. jeder zweitausendste.
Zum Vergleich:
- Verkehr und Nachrichtenübermittlung: 1\'446 Beschäftigte
- Kredit- und Versicherungsgewerbe: 1\'345 Beschäftigte
- Öffentliche Verwaltung u.ä.: 2\'871 Beschäftigte
Vergessen Sie nicht: Gastgewerbe ist NICHT mit Tourismus gleichzusetzen. Von der DVO profitiert ausschliesslich der Tourismus, namentlich die Hotellerie . Gemäss Statistik sind in Deutschland nur 31% der im Gastgewerbe Beschäftigten in der Hotellerie tätig. In Baden-Württemberg beträgt der Anteil der Hotelllerie lediglich 32% des Gastgewerbeumsatztotals.
Folglich dürften vom Fluglärm keine 600 Arbeitsplätze, also nicht mal jeder fünftausendste in Baden-Württemberg, betroffen sein. Betroffen - nicht zerstört! Wider besseren Wissens werden diese 0.016% der Beschäftigten von Frau Schwarzelühr-Sutter als einer der wichtigsten, in seiner Existenz bedrohten Wirtschaftspfeiler bezeichnet.
Was kann man südeutschen Politikern noch glauben?
siehe auch:
Dringend gesucht: Kurort mit Fluglärm im Schwarzwald - Teil 1
Dringend gesucht: Hotelzimmer ohne Fluglärm im Schwarzwald - Teil 3
Dringend gesucht: Naturpark mit Fluglärm im Schwarzwald - Teil 4