Einführung des gekröpften Nordanflugs auf Flughafen Zürich noch nicht spruchreif
Um über das Gesuch für den gekröpften Nordanflug auf den Flughafen Zürich entscheiden zu können, braucht das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) genauere Dokumente. Skyguide muss seine Unterlagen deshalb anpassen und neu einreichen. Die Einführung des neuen Anflugverfahrens dürfte sich damit weiter verzögern.
bbu. Vom gekröpften Nordanflug erhofft man sich einen Befreiungsschlag für den Flughafen Zürich, der seit 2003 mit dem Korsett des durch die einseitige deutschen Verordnung (DVO) definierten Anflugregimes leben muss. Die Folgen davon waren vermehrte Anflüge von Osten und neu auch Landungen von Süden her, wobei im Endanflug dicht besiedelte Gebiete überflogen werden mussten.
Sicherheitseinschätzung noch laufendDas BAZL hatte die technischen Abklärungen des neuen Verfahrens Anfang 2007 abgeschlossen. Für die Sicherheitseinschätzung braucht die Behörde vom Flugsicherungsunternehmen Skyguide aber noch zusätzliche Dokumente, wie das BAZL am Mittwoch mitteilte. Die überarbeiteten Dokumente sollen bis Ende Januar vorliegen. Erst dann wird das BAZL die abschliessende Sicherheitseinschätzung zum umstrittenen Anflugregime beenden und über das Gesuch der Flughafenbetreiberin Unique entscheiden können.
«Weiterer Aspekt» aufgetauchtDie Überarbeitung der Unterlagen wurde nötig, da ein «weiterer Aspekt» im Zusammenhang mit der Einführung des gekröpften Nordanflugs aufgetaucht sei. Gestützt auf internationale Vorgaben müssen gemäss BAZL die verschiedenen Phasen des Anflugs vor dem Eindrehen auf die Pistenachse neu definiert werden. Der Flugweg selber ist davon aber nicht betroffen. Als Folge der neuen Einteilung der Anflugabschnitte muss Skyguide das Konzept für die Flugsicherung anpassen und den Bericht über die Sicherheitsprüfung ergänzen. Es handle sich dabei um «einzelne technische Ergänzungsarbeiten», schreibt das BAZL.
Schon die Kurve im SichtflugBeim gekröpften Nordanflug müsste der eigentliche Endanflug nach Sicht erfolgen und wäre nicht mehr durch ein präzis arbeitendes Instrumentenlandesystem gesteuert. Dabei wurde der Übergang vom Instrumentenflug in den Sichtflug vom BAZL nach längeren Abklärungen so festgesetzt, dass die Kurve für das Einschwenken auf die Pistenachse bereits im Sichtflugverfahren geflogen wird.
Viel OppositionGegen den gekröpften Nordanflug waren beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) insgesamt 455 Einsprachen eingegangen. Wenig erstaunlich opponierten vor allem Gemeinden im Norden und Osten des Flughafens. Allein über fünfzig Aargauer Gemeinden sind Mitglied des Vereins «Gekröpfter Nordanflug Nein». Nach vorübergehendem Zögern nahm auch die Aargauer Kantonsregierung dagegen Stellung. Opposition kam ausserdem aus Deutschland, obwohl die geplante Anflugroute wenige Kilometer südlich der Landesgrenze verläuft. Auf der anderen Seite warfen Interessenvertreter der Anwohner unter der «Südanflugschneise» den Behörden und dem Flughafen vor, die Einführung des neuen Verfahrens zu verzögern.
Bedenken angemeldetDer gekröpfte Nordanflug wäre weltweit zwar kein einzigartiges Verfahren, aber für grössere Flughäfen mit hohem Verkehrsaufkommen eher ungewöhnlich. Wiederholt wurden dagegen auch Sicherheitsbedenken ins Spiel gebracht. Eine Studie der britischen Luftfahrtbehörde CAA argumentierte, es sei nicht einzusehen, weshalb an einem Ort ein solches Verfahren eingeführt werden sollte, wo gleichzeitig der sicherheitsmässig unproblematische Präzisions-Instrumentenanflug zur Verfügung stehe. Bedenken angemeldet haben unter anderem auch Fluglotsen des Flugsicherungsunternehmens Skyguide, wobei das Unternehmen stets auf die offiziellen Ergebnisse der Abklärungen des BAZL verwies.
Kommentar VFSN: Viel Opposition? 445 Einsprachen? Zum Vergleich: Die Anzahl Einsprachen gegen die Einführung der Südanflüge ist fünfstellig...