Donaueschingen - Es kommt nicht alle Tage vor, dass der Chef der Deutschen Flugsicherung, Dieter Kaden, in den äußersten Südwesten reist - in eine Region Deutschlands, in der die DFS gar nicht mal selbst die Flugzeuge lenkt, sondern die Schweizer Skyguide. Der Druck, die Privatisierung voranzubringen, stand dem Manager ins Gesicht geschrieben, als er gestern im Donaueschinger Nobelhotel Carlton eine Pressekonferenz zum Fluglärmproblem gab. Von kommenden Montag an können die Menschen zwischen Hochrhein, Baar und Bodensee nämlich erstmals einzelne Flüge über ihren Köpfen nachvollziehen, mit einem Klick ins Internet über die Seite der DFS (www.dfs.de). Der Fluglärm, so Kaden, mache den Lotsen in der Akzeptanz der Bevölkerung zu schaffen.
Tatsächlich habe die DFS es bei der Neuaufteilung des deutschen Luftraums "unterschätzt", dass von den neuen Flugrouten auch "neue Bürger betroffen waren", räumte der dienstälteste Flugischerungschef in Europa ein. Auch die Proteste aus Südbaden konnte er nicht überhören. Das vom niederländischen Luft- und Raumfahrt-Unternehmen (NLR) konzipierte System "Stanly Track" ermöglicht eine Art Live-Schau auf das, was sich in den Lufträumen abspielt. Mit dem weltweit einzigartigen Service, der schon für andere Großräume etwa um Frankfurt und München abrufbar ist, schaffe die DFS jede Menge Transparenz für den Bürger, warb Kaden.
"Der Nutzer kann, wenn er sich durch ein Flugzeug gestört fühlt, an den PC gehen und einen bestimmten Flug nachvollziehen," erläuterte Helmut Hock, Leiter des DFS-Lage- und Infozentrums. Live heißt freilich mit 30-minütiger Verspätung, aus Sicherheitsgründen. Über den Bildschirm rucken dann die farbigen Flugsymbole. Daneben finden sich die Angaben: Höhe in Fuß und Art des Flugzeugs. Unter Angabe einer Nummer soll es dann möglich sein, in einer Mail an die DFS einen Vorfall zu melden. Dem werde dann über interne Daten nachgegangen, so Hock. Die Daten können freilich bis auf 400 Meter abweichen, räumt der Lotse ein. Auch seien sie nicht rechtsverbindlich.
Auch ein statistischer Vergleich wird über dieses System nicht möglich sein. Denn aus Kapazitätsgründen kann die DFS nach eigenen Angaben lediglich die Daten der letzten 14 Tage vorhalten. Weitere Details wie die von Flugzeugen verursachten Lärmschleppen können ebenfalls nicht abgerufen werden. Dazu bräuchte man das Fanomas-System, das laut Hock zwar Zürich verwendet, dessen Daten aber angeblich aus technischen Gründen nicht veröffentlicht werden können.
Die nächsten Jahre dürfte der Flugverkehr nicht abnehmen. Im Gegenteil: DFS-Chef Kaden rechnet mit einer Zunahme bis 2020 um das Dreifache. Mit Blick auf eine Kapazitätserhöhung von derzeit rund 250000 Flugbewegungen auf eine Million sagte er, dort seien die Möglichkeiten "bei weitem noch nicht erschöpft".
Der Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises, Karl Heim, begrüßte den Schritt zu mehr Transparenz, sagte aber: "Für uns ist die Ausrichtung der Pisten in Zürich entscheidend und damit der Ausgang der Planungen im SIL-Prozess in der Schweiz."