Durch die Vollkonsolidierung der Swiss macht die deutsche Besitzerin einen massiven Sondergewinn
Von Arthur Rutishauser
FRANKFURT/ZÜRICH - Der Kauf der Swiss durch die Lufthansa entpuppt sich als erfolgreichste Übernahme in der Geschichte der Luftfahrt - und als dümmstes Finanzgeschäft der Schweiz. Denn während die Lufthansa zu einem Sondergewinn kommt, verschenkt der Bund mehr als eine Milliarde Franken.
Am Donnerstag meldete die Swiss für das 1. Halbjahr einen Rekordgewinn: 295 Millionen Franken hat die früher chronisch defizitäre Fluggesellschaft im 1. Halbjahr verdient. Davon geht die Hälfte zur Lufthansa, die bis zum 30.Juni 2007 mit 49 Prozent an der Swiss beteiligt war.
Genau dasselbe passierte mit der Hälfte der 263 Millionen Gewinn von 2006. Die andere Hälfte der Gewinne, total immerhin 280 Millionen Franken, hatte eigentlich dem Mehrheitseigner, also vor allem dem Bund und einigen Grossaktionären der Gründungszeit der Swiss, zugestanden.
Doch dem ist nicht so. Die Lufthansa liess sich im Frühjahr 2005 vertraglich zusichern, dass sie für die eben erst übernommenen restlichen 51 Prozent nur für einen so genannten Besserungsschein zahlen muss. Dessen Wert richtet sich nicht etwa nach den Gewinnen der Swiss, sondern nach dem Aktienkurs der Lufthansa im Vergleich mit den wichtigsten Konkurrenten (siehe Grafik). Pech für den Bund, dass mittlerweile Air-France-KLM ebenfalls erfolgreich fusioniert haben und dass um die Iberia ein Bieterpreis entbrannt ist. Gemäss Auskunft der Lufthansa war der Besserungsschein im Juli nur gerade 23 Millionen Franken wert.
Wie hoch das Eigenkapital der Swiss ist, will niemand sagen
Das Pech der einen ist das Glück der anderen. Denn mit den 23 Millionen Franken kommt die Lufthansa zu viel grösseren Vermögenswerten. Wie hoch das Eigenkapital der Swiss heute ist, will man bei deren Pressestelle nicht sagen. Offensichtlich fürchtet man die öffentliche Meinung, wenn bekannt wird, wie günstig die Lufthansa zur Swiss gekommen ist.
Daher ist man auf die Angaben im Swiss-Geschäftsbericht aus dem Jahr 2005 angewiesen. 50 Prozent der Swiss haften nach den letzten veröffentlichten Zahlen einen Buchwert von 350 Millionen Franken. Die Differenz zum Kaufpreis von 23 Millionen ergibt bei Vollkonsolidierung einen Konsolidierungsgewinn von 327 Millionen Franken. Zusammen mit den einbehaltenen Gewinnen von 280 Millionen ergibt dies einen Sondergewinn von 603 Millionen Franken. Dies alles vor der Anrechnung des laufenden Gewinns der Swiss, der im traditionell stärkeren 2. Halbjahr deutlich über 300 Millionen Franken steigen wird.
Stefanie Stolz, Pressesprecherin der Lufthansa, sagt dazu: «Die Bewertung wird erst Ende Jahr vorgenommen, darum kann ich zum Sondergewinn nichts sagen. Ich bestätige aber, dass die Bewertungsdifferenzen und die aufgelaufenen Gewinne der Swiss Ende Jahr in der Gewinn-und-Verlust- Rechnung der Lufthansa ausgewiesen werden.» Bereits 2005 hat die Lufthansa ihr Ergebnis dank der Swiss-Übernahme massiv verbessert. Damals wurden die ersten 50 Prozent der Swiss verbucht. Wegen der schwierigen Situation, die damals in der Luftfahrt noch herrschte, werteten die Buchhalter der Lufthansa die Swiss-Flugzeuge gegenüber den Buchwerten ab. Trotzdem erzielte die Lufthansa dank der Swiss-Übernahme im 2. Halbjahr 2005 einen Sondergewinn von 210 Millionen Franken.
Rechnet man alles zusammen, den Konsolidierungsgewinn von 603 Millionen Franken in diesem Jahr, den Sondergewinn von 210 Millionen im Jahr 2005, die bereits verbuchten Gewinne 2006 bis Mitte 2007 von 280 Millionen Franken sowie den erwarteten Gewinn für das 2. Halbjahr 2007 von 300 Millionen Franken, ergibt dies ein Geschenk an die Lufthansa von 1,4 Milliarden Franken. In Bern hat man sich offenbar damit abgefunden, dass der Bund leer ausgeht. Wie sagte doch Bundesrat Hans-Rudolf Merz in der Fragestunde des Parlaments? «Ich verstehe ja den Ärger all jener, die Geld verlieren, wie das gelegentlich vorkommen kann.»
Sonntags-Zeitung, 29.07.2007
Von Arthur Rutishauser
FRANKFURT/ZÜRICH - Der Kauf der Swiss durch die Lufthansa entpuppt sich als erfolgreichste Übernahme in der Geschichte der Luftfahrt - und als dümmstes Finanzgeschäft der Schweiz. Denn während die Lufthansa zu einem Sondergewinn kommt, verschenkt der Bund mehr als eine Milliarde Franken.
Am Donnerstag meldete die Swiss für das 1. Halbjahr einen Rekordgewinn: 295 Millionen Franken hat die früher chronisch defizitäre Fluggesellschaft im 1. Halbjahr verdient. Davon geht die Hälfte zur Lufthansa, die bis zum 30.Juni 2007 mit 49 Prozent an der Swiss beteiligt war.
Genau dasselbe passierte mit der Hälfte der 263 Millionen Gewinn von 2006. Die andere Hälfte der Gewinne, total immerhin 280 Millionen Franken, hatte eigentlich dem Mehrheitseigner, also vor allem dem Bund und einigen Grossaktionären der Gründungszeit der Swiss, zugestanden.
Doch dem ist nicht so. Die Lufthansa liess sich im Frühjahr 2005 vertraglich zusichern, dass sie für die eben erst übernommenen restlichen 51 Prozent nur für einen so genannten Besserungsschein zahlen muss. Dessen Wert richtet sich nicht etwa nach den Gewinnen der Swiss, sondern nach dem Aktienkurs der Lufthansa im Vergleich mit den wichtigsten Konkurrenten (siehe Grafik). Pech für den Bund, dass mittlerweile Air-France-KLM ebenfalls erfolgreich fusioniert haben und dass um die Iberia ein Bieterpreis entbrannt ist. Gemäss Auskunft der Lufthansa war der Besserungsschein im Juli nur gerade 23 Millionen Franken wert.
Wie hoch das Eigenkapital der Swiss ist, will niemand sagen
Das Pech der einen ist das Glück der anderen. Denn mit den 23 Millionen Franken kommt die Lufthansa zu viel grösseren Vermögenswerten. Wie hoch das Eigenkapital der Swiss heute ist, will man bei deren Pressestelle nicht sagen. Offensichtlich fürchtet man die öffentliche Meinung, wenn bekannt wird, wie günstig die Lufthansa zur Swiss gekommen ist.
Daher ist man auf die Angaben im Swiss-Geschäftsbericht aus dem Jahr 2005 angewiesen. 50 Prozent der Swiss haften nach den letzten veröffentlichten Zahlen einen Buchwert von 350 Millionen Franken. Die Differenz zum Kaufpreis von 23 Millionen ergibt bei Vollkonsolidierung einen Konsolidierungsgewinn von 327 Millionen Franken. Zusammen mit den einbehaltenen Gewinnen von 280 Millionen ergibt dies einen Sondergewinn von 603 Millionen Franken. Dies alles vor der Anrechnung des laufenden Gewinns der Swiss, der im traditionell stärkeren 2. Halbjahr deutlich über 300 Millionen Franken steigen wird.
Stefanie Stolz, Pressesprecherin der Lufthansa, sagt dazu: «Die Bewertung wird erst Ende Jahr vorgenommen, darum kann ich zum Sondergewinn nichts sagen. Ich bestätige aber, dass die Bewertungsdifferenzen und die aufgelaufenen Gewinne der Swiss Ende Jahr in der Gewinn-und-Verlust- Rechnung der Lufthansa ausgewiesen werden.» Bereits 2005 hat die Lufthansa ihr Ergebnis dank der Swiss-Übernahme massiv verbessert. Damals wurden die ersten 50 Prozent der Swiss verbucht. Wegen der schwierigen Situation, die damals in der Luftfahrt noch herrschte, werteten die Buchhalter der Lufthansa die Swiss-Flugzeuge gegenüber den Buchwerten ab. Trotzdem erzielte die Lufthansa dank der Swiss-Übernahme im 2. Halbjahr 2005 einen Sondergewinn von 210 Millionen Franken.
Rechnet man alles zusammen, den Konsolidierungsgewinn von 603 Millionen Franken in diesem Jahr, den Sondergewinn von 210 Millionen im Jahr 2005, die bereits verbuchten Gewinne 2006 bis Mitte 2007 von 280 Millionen Franken sowie den erwarteten Gewinn für das 2. Halbjahr 2007 von 300 Millionen Franken, ergibt dies ein Geschenk an die Lufthansa von 1,4 Milliarden Franken. In Bern hat man sich offenbar damit abgefunden, dass der Bund leer ausgeht. Wie sagte doch Bundesrat Hans-Rudolf Merz in der Fragestunde des Parlaments? «Ich verstehe ja den Ärger all jener, die Geld verlieren, wie das gelegentlich vorkommen kann.»
Sonntags-Zeitung, 29.07.2007