Uster - Rita Fuhrer und Thomas Heiniger im Hinblick auf die Regierungsratswahlen bei Wirtschaftsvertretern
Die wieder antretende Volkswirtschaftsdirektorin Rita Fuhrer (SVP) und der neu kandidierende Thomas Heiniger (FDP) legten beim Wirtschaftsforum Uster ihre Positionen dar.Beat Kuhn
Rund 70 Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft und Gewerbe fanden sich gestern im Saal am Hauptsitz der Firma Lenzlinger Söhne AG in Nänikon ein. Trotz des Namens wird das Unternehmen in der fünften Generation von den beiden Schwestern Karin und Annette Lenzlinger geführt, denen es auch gehört. Karin Lenzlinger nutzte die Gelegenheit für einen «kleinen Werbespot»: Rund 250 Angestellte - Tendenz steigend - seien in den Produktionsstätten in Niederuster in den fünf Sparten Doppelböden, Parkett/Teppich/Bodenbeläge. Schreinerei, Metallbau und Zeltvermietung tätig, führte sie aus.
«Wirtschaft im Blickpunkt»: Unter diesem Titel befragten SVP-Ortsparteipräsident Werner Egli die seit 1995 amtierende Rita Fuhrer und FDP-Ortsparteipräsidentin Ursi Mengelt den Adliswi1er Stadtpräsidenten Thomas Heiliger, der den Sitz des nicht mehr antretenden Ruedi Jeker für die FDP erben soll.
Für Staat nur, wo absolut nötig
In ihrem Einführungsreferat wies Rita Fuhrer auf die Bedeutung der kleineren und mittleren Betriebe hin, welche zwei Drittel der Arbeitsplätze boten. Diese dürften nicht durch Überreglementierung gelähmt werden. Auch würden staatliche «Abfederungsmechanismen» überhand nehmen. Ihr Credo: «Der Staat soll sich nur engagieren, wo es absolut nötig ist».
Die Jugendlichen seien so auszubilden, dass man sie in der Wirtschaft auch brauchen könne. Und schliesslich empfahl sie, den sich vollziehenden Strukturwandel nicht bloss negativ zu sehen. So sei das Oberland heute eine Schwerpunktregion für Spitzenindustrie, wie etwa Präzisionsinstrumente.
Thomas Heiniger seinerseits hielt fest, dass der Kanton Zürich 20 Prozent der Arbeitsplätze in der Schweiz biete.
Und seine wirtschaftlichen Werte seien gut - wie auch jene des ganzen Landes.
Ab wann gekröpfter Nordanflug?
Werner Egli stellte seiner Parteifreundin die Gretchenfrage, wann denn der gekröpfte Nordanflug auf den Flughafen Kloten komme. Diese orientierte, dass der Entscheid über diese Frage jetzt beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) liege. Der Entscheid über diese «Sicherheitsfrage» sei zwar an sich «ein rein technischer». Doch einer «mit einer grossen politischen Komponente». Darum falle es dem Bazl wohl so schwer, zu entscheiden... Gleichzeitig warnte sie vor überzogenen Erwartungen: «Die Kapazität des gekröpften Nordanfluges ist nicht so gross, dass es keine Südanflüge mehr geben würde.» Auch seien diese bei gewissen Wetterbedingungen, wie «Biiswind», nötig.
Ein Problem seien weiter die vielen - volkswirtschaftlich wichtigen - Flüge aus Thailand, die jeweils frühmorgens zur Landung ansetzen würden. Grundsätzlich sei es ein Problem, dass vom Kanton Zürich erwartet werde, dass er handle, während die Instrumente dafür beim Bund seien.
Und sie belehrte auf eine weitere Frage, dass der Zürcher Flugindex (ZFI) darüber Auskunft gebe, wie viele Menschen von Fluglärm belästigt würden.
Heiniger bestätigte gegenüber Ursi Mengelt, dass die Ideen, was mit dem Areal des militärisch bald nicht mehr gebrauchten Flugplatzes Dübendorf geschehen soll, der grössten unbebauten Fläche im Kanton, von »umestäche» bis hin zu einer «Wohnstadt» und gar einem Neubau des Unispitals reichten.
Fuhrer könnte sich vorstellen, dass die Privatfliegerei von Kloten nach Dübendorf verlagert wird.
Tagesstrukturen schaffen
Wie Fuhrer wandte sich auch Heiniger gegen allzu viele Vorschriften und forderte mehr Spielraum für die Unternehmen. «Ich glaube an weniger bürokratische Reglementierung», bekannte der von Mengelt zuvor als «Musterfreisinniger» vorgestellte Adliswiler.
Neben der «ausserordentlichen Bildung» will dieser durch ein Angebot von Tagesstrukturen «gute Arbeitsbedingungen auch für die Frauen» schaffen. Es müsse aber weniger Vorschriften als heute geben, um eine Kinderkrippe zu gründen.
Für die Lückenschliessung der Oberlandautobahn gebe es erst 2009 eine rechtliche Grundlage, erklärte Fuhrer. Diese müsse von den Eidgenössischen Räten beschlossen werden.
Die Frage, ob im Kanton Zürich Road Pricing eingeführt werden solle, konterte Fuhrer damit, dass Länder, die diese Praxis kennten, keine Angebote an öffentlichem Verkehr hatten, die sich mit jenen des Kanton Zürich messen könnten.
Der neue Finanzausgleich will die Gemeinden laut Fuhrer motivieren, sparsam zu sein. «Dann wird auch weniger mit dem Finger auf jene Ausgleichsgemeinden gezeigt, die sich dadurch im Unterschied zu anderen eine Mehrzweckhalte leisten können.»
ZOL/AVU, 20.03.2007, Seite 5
AVU: Korrektur zu Aussagen Fuhrers:
Im gestrigen Bericht über die Veranstaltung bei der Firma Lenzlinger in Nänikon sind zwei Aussagen von Regierungsrätin Rita Fuhrer nicht genau wiedergegeben worden.
So habe sie Flüge aus Thailand, die frühmorgens zur Landung auf den Flughafen Zürich ansetzen, als volkswirtschaftlich wichtig bezeichnet. Die Volkswirtschaftsdirektorin hält dazu fest, dass sie nicht die Flüge aus Thailand als volkswirtschaftlich wichtig bezeichnet, sondern vielmehr die Flüge aus dem asiatischen Raum, die am frühen Morgen am Flughafen Zürich landen.
Dübendorf nur für Ausnahmefälle
Die Volkswirtschaftsdirektorin will auch den Salz, wonach sie sich vorstellen könne, «dass die Privatfliegerei von Kloten nach Dübendorf verlagert wird» präzisiert haben. Sie hat gesagt, dass sie sich vorstellen könne, die Piste in Dübendorf in gewissen, zeitlich scharf begrenzten Ausnahmefällen als Ausweichpiste für die private und gewerbliche Luftfahrt (General Aviation) nutzen zu können.
Als Beispiel hatte sie bei anderer Gelegenheit schon die Zeit während des Wef in Davos erwähnt, in der der Flughafen Zürich entlastet werden könnte. Daher sei es nicht sinnvoll, die Piste in Dübendorf umzustechen. Dies bedeute vielmehr eine Wertvernichtung. (avu)
Kommentar VFSN:
An ihrer Aussage, dass bei speziellen Wetterbedingungen Südanflüge auch ohne DVO stattfinden werden, hält Frau Fuhrer also fest. Nachdem es über 50 Jahre ohne Südanflüge gegangen ist, kommt jetzt also das "Notrecht bei Biiswind"? Am 11.07.2004 hiess es noch: «Der Südanflug muss verschwinden» (NZZaS)
siehe auch:
Unser Vertrauen missbraucht (Leserbrief ZOL)