Die Airline droht, verstärkt aus der Schweiz zu fliegen, falls die EU den Luftverkehr in den Emissionshandel einbezieht.
Von Judith Wittwer, Frankfurt
Die Pläne der EU-Kommission, den Luftverkehr in den Handel mit Emissionsrechten einzubeziehen, kommen bei Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber nicht gut an: «Käme es dazu, müssten wir verstärkt über Standortalternativen nachdenken», wird er in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» zitiert. In Erwägung ziehe der Mutterkonzern der Swiss dann, «mehr aus Zürich zu fliegen».
Das Schweizer CO2-Gesetz basiert auf Freiwilligkeit, es existieren keine Lenkungsabgaben auf Treibstoffe. In der EU hingegen gibt es Reduktionsauflagen für einen Grossteil der Wirtschaft. Wer sie nicht erfüllen kann, hat die Möglichkeit, Emissionsrechte von Unternehmen zu erwerben, die ihre Verpflichtungen übererfüllen. Die Luftfahrt ist bis jetzt vom Handel mit Emissionsrechten ausgenommen. Das Kyoto-Protokoll schreibt auch keine Reduktionsverpflichtungen für den Flugverkehr vor. Die EU-Kommission schlägt nun aber vor, damit 2011 zu beginnen.
Mayrhuber befürchtet, dass ein europäischer Alleingang im Handel mit Emissionsrechten in der Branche unterschiedlich lange Spiesse schaffen könnte. Die Wettbewerbsbedingungen der hiesigen Airlines würden dadurch verschlechtert. Wenn etwa ein Passagier aus Hamburg nach Tokio über Dubai fliege, werde er vom Emissionshandel nicht erfasst. Wenn er jedoch über Frankfurt fliege, dann schon, sagte er.
Konkrete Pläne für Flugverlagerungen nach Zürich liegen bei der Lufthansa allerdings noch nicht in den Schubladen. Das sei nur eine Möglichkeit, wie man auf einen Alleingang der EU reagieren könnte, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft der Nachrichtenagentur Reuters.
Luftfahrtanalysten halten es für wenig wahrscheinlich, dass es zu einer Verlagerung kommt. In Anbetracht des komplizierten Netzes der Flugverbindungen seien Verschiebungen nur begrenzt möglich. Auch Klimaexperten sind skeptisch: Die EU könne kein Interesse an einem Alleingang haben, heisst es. Viel eher werde man eine globale Lösung anstreben. Das ist jedoch ein langfristiger, zäher Prozess. Insofern darf Mayrhubers Äusserung primär als politische Drohung verstanden werden.
Tages-Anzeiger, 17.02.2007
Kommentar VFSN:
Wir haben es schon immer gewusst: Ein deutscher Hub auf Schweizer Boden. Von wegen Lärmexport...
siehe auch:
Bedenken wegen Schweizer Flugverkehr (TA)
Mehr Flüge der Lufthansa ab Kloten (Leserbriefe TA)
Von Judith Wittwer, Frankfurt
Die Pläne der EU-Kommission, den Luftverkehr in den Handel mit Emissionsrechten einzubeziehen, kommen bei Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber nicht gut an: «Käme es dazu, müssten wir verstärkt über Standortalternativen nachdenken», wird er in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» zitiert. In Erwägung ziehe der Mutterkonzern der Swiss dann, «mehr aus Zürich zu fliegen».
Das Schweizer CO2-Gesetz basiert auf Freiwilligkeit, es existieren keine Lenkungsabgaben auf Treibstoffe. In der EU hingegen gibt es Reduktionsauflagen für einen Grossteil der Wirtschaft. Wer sie nicht erfüllen kann, hat die Möglichkeit, Emissionsrechte von Unternehmen zu erwerben, die ihre Verpflichtungen übererfüllen. Die Luftfahrt ist bis jetzt vom Handel mit Emissionsrechten ausgenommen. Das Kyoto-Protokoll schreibt auch keine Reduktionsverpflichtungen für den Flugverkehr vor. Die EU-Kommission schlägt nun aber vor, damit 2011 zu beginnen.
Mayrhuber befürchtet, dass ein europäischer Alleingang im Handel mit Emissionsrechten in der Branche unterschiedlich lange Spiesse schaffen könnte. Die Wettbewerbsbedingungen der hiesigen Airlines würden dadurch verschlechtert. Wenn etwa ein Passagier aus Hamburg nach Tokio über Dubai fliege, werde er vom Emissionshandel nicht erfasst. Wenn er jedoch über Frankfurt fliege, dann schon, sagte er.
Konkrete Pläne für Flugverlagerungen nach Zürich liegen bei der Lufthansa allerdings noch nicht in den Schubladen. Das sei nur eine Möglichkeit, wie man auf einen Alleingang der EU reagieren könnte, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft der Nachrichtenagentur Reuters.
Luftfahrtanalysten halten es für wenig wahrscheinlich, dass es zu einer Verlagerung kommt. In Anbetracht des komplizierten Netzes der Flugverbindungen seien Verschiebungen nur begrenzt möglich. Auch Klimaexperten sind skeptisch: Die EU könne kein Interesse an einem Alleingang haben, heisst es. Viel eher werde man eine globale Lösung anstreben. Das ist jedoch ein langfristiger, zäher Prozess. Insofern darf Mayrhubers Äusserung primär als politische Drohung verstanden werden.
Tages-Anzeiger, 17.02.2007
Kommentar VFSN:
Wir haben es schon immer gewusst: Ein deutscher Hub auf Schweizer Boden. Von wegen Lärmexport...
siehe auch:
Bedenken wegen Schweizer Flugverkehr (TA)
Mehr Flüge der Lufthansa ab Kloten (Leserbriefe TA)