Für die einen ist es die Lösung des Fluglärmproblems, für die anderen der Todesstoss für den Wirtschaftsstandort Zürich. Die Diskussion um eine Plafonierung der Flugbewegungen bei 250 000 oder 320 000 pro Jahr wirft entsprechend hohe Wellen. Letztes Jahr veröffentlichte Wachstumsprognosen haben die Befürchtungen vieler Flughafenanwohner noch vergrössert. Wirft man einen Blick auf die von Unique gestern veröffentlichte Verkehrsstatistik, lässt sich diese Aufregung aber kaum nachvollziehen. Im Gegenteil: Seit der Jahrtausendwende wird am Zürcher Flughafen von Jahr zu Jahr weniger geflogen. 260 786 Starts und Landungen waren es 2006, 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Und dies, obwohl sich insbesondere die Swiss im Aufwind befindet. Ihr Anteil am Verkehr in Kloten beträgt aktuell 51,3 Prozent.
«Ein Jahr der Konsolidierung»
Das Wachstum findet dennoch statt. 19,2 Millionen Passagiere zählte man am Flughafen im vergangenen Jahr, was einer markanten Steigerung um 7,6 Prozent entspricht. Der Trend hin zu grösseren und vor allem besser ausgelasteten Flugzeugen ist unverkennbar - in Zürich deutlich ausgeprägter als anderswo. Kann man daraus schliessen, dass Wachstum am Flughafen auch mit einer Plafonierung problemlos möglich wäre? Unique-CEO Josef Felder bestreitet dies vehement. «2006 war für viele Fluggesellschaften ein Jahr der Konsolidierung. Dieses Jahr werden die Bewegungen aber wieder zunehmen, da die eingesetzten Flugzeuge voll sind und deshalb bereits Kundschaft abgewiesen werden musste.»
Für Stefan Wey, Präsident des Komitees für die Plafonierungsinitiative, ist dieses Szenario aber keineswegs zwingend. «Die Zunahme bei den Passagierzahlen beruht fast ausschliesslich auf einem Wachstum des Umsteigeverkehrs», stellt er fest. Mit den Bedürfnissen des Lokalmarkts habe dies nichts zu tun. Tatsächlich ist die Zahl jener Flugreisenden, die Zürich nur zum Wechseln des Flugzeugs passieren, im vergangenen Jahr um 15,7 Prozent gewachsen. Der Anteil dieser Passagiere am Gesamtverkehr beträgt heute 31,9 Prozent. Wey ist deshalb überzeugt, dass die Bedürfnisse der Schweiz längerfristig auch mit 250 000 Flugbewegungen pro Jahr abgedeckt werden könnten. «Die aktuellen Zahlen zeigen, dass zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Anzahl Flugbewegungen kein direkter Zusammenhang besteht.»
«Trendwende steht kurz bevor»
Diese Einschätzung teilt Thomas Koller, Geschäftsführer des Komitees Weltoffenes Zürich, überhaupt nicht. Es sei eine Frage von wenigen Monaten, bis bei den Flugbewegungen die Trendwende eintrete. «Die hohen Sitzladefaktoren der Swiss sprechen für sich. Ausserdem integriert die Fluggesellschaft zusätzliche Maschinen in ihre Flotte - die Rechnung ist somit einfach.»
Die langfristige Entwicklung spreche eine deutliche Sprache. Angesichts eines Planungshorizonts, der bei Flughäfen 25 bis 50 Jahre betrage, sei es geradezu fahrlässig, von einem kurzfristigen Einbruch auf die zukünftigen Verkehrsaufkommen zu schliessen. Koller ist deshalb auch zuversichtlich, dass die aktuelle Entwicklung für die Plafonierungsgegner im Abstimmungskampf nicht zum Handicap wird.