Mit dem Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) werden laut einem Gutachten die flughafennahen Gebiete benachteiligt. Die Analyse gab die Stadt Zürich bei einem Lärmforscher in Auftrag, der selber bei der Entwicklung des ZFI beteiligt war.
Im 40-seitigen Gutachten kritisiert der Lärmforscher den ZFI als «in wesentlichen Gesichtspunkten unvollständig». Der ZFI reagiere stärker auf die Veränderung der Bevölkerungsdichte als auf die Entwicklung der Flugbewegungen, heisst es im Gutachten. Damit werde seine Bedeutung tendenziell vom Luftverkehr abgekoppelt.
Selbst bei konstantem oder bis zu einem gewissen Grad rückläufigem Luftverkehr würde die Zahl der durch den Fluglärm gestörten Personen zunehmen. Laut Gutachten stellt sich damit die Frage, «ob der ZFI das misst, was zu messen beabsichtigt war». Der ZFI sei zudem so konstruiert, dass die flughafennahen Gebiete benachteiligt seien.
Alternative Lösung
Für Marie-Therese Büsser vom Gesundheits- und Umweltdepartements der Stadt Zürich ist dies die wichtigste Erkenntnis der Analyse: Der ZFI berücksichtige die sehr stark betroffenen Gebiete unterproportional, bestätigte Büsser am Freitag einen Artikel der «Neuen Zürcher Zeitung».
Die vom Flughafen nahen und weit entfernten Gebiete würden gleich gewichtet. Dies sei die ganz grosse Schwäche. Damit sei der ZFI für die Betroffenen in der Stadt Zürich noch nicht genügend.
Das Gutachten kommt zum Schluss, dass eine alternative Lösung gesucht werden muss. Vorgeschlagen wird der so genannte «Balanced Approach», der auch von der Zivilluftfahrtorganisation ICAO empfohlen wird. Flächen, die von der tatsächlichen Schallbelastung nicht überschritten werden dürfen, werden mit einer Obergrenze der belasteten Personen und Lärmquoten kombiniert.
Keine Kritik, sondern Input
Die Alternative sei ein interessanter Vorschlag, der international abgestützt sei, sagte Büsser. Die Stadt Zürich stellte das Gutachten Regierungsrätin Rita Fuhrer und der kantonsrätlichen Vorkommission zu. Die Analyse nicht als Kritik am Vorgehen des Kantons, sondern als Input gedacht.
Der ZFI war von der Zürcher Regierung als Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für eine realistische Flughafenpolitik» entwickelt worden. Der ZFI will nicht die Flugbewegungen, sondern die Zahl der vom Fluglärm betroffenen Menschen beschränken.
Maximal 47 000 Personen sollen mit Lärm belästigt werden. Die Plafonierungsinitiative hingegen fordert eine Beschränkung der Flüge auf 250 000 und neun Stunden Nachtruhe. (sda/ves)