Martin Bäumle will die Grünliberalen im Regierungsrat vertreten
Martin Bäumle soll für die Grünliberale Partei den Regierungssitz verteidigen, der nach Verena Dieners Rückzug frei wird. Der 42-jährige Nationalrat empfiehlt sich als erfahrener Politiker, für den Ökologie und Wirtschaft keine Gegensätze sind.
rib. «Ein hartes Stück Arbeit» werde das, sagt Martin Bäumle, und man wird ihm nicht widersprechen wollen. Verena Dieners Entscheid, im Frühling nicht mehr zur Wahl anzutreten, hat die Grünliberalen in eine schwierige Lage gebracht. Der 42-jährige Nationalrat, der den Regierungssitz für seine Partei verteidigen soll, räumt dies unumwunden ein. Aber jetzt müsse er nach vorn blicken, sagt er. Schliesslich, fügt er hinzu, habe er ja einiges zu bieten. Umweltfragen etwa, Finanz- oder Flughafenpolitik sind Gebiete, in denen er über Parteigrenzen hinaus als Fachmann gilt. Obwohl er im Wahlkampf starken Gegnern gegenübersteht und die Grünliberalen nicht auf eine grosse Hausmacht zählen können, zieht Martin Bäumle deshalb ein selbstbewusstes Fazit: «Meine Chancen sind intakt».
Der Werdegang des 42-jährigen Chemikers, der sich auf Beratungen im Umweltbereich spezialisiert hat, ist von der Politik geprägt. Als 23-Jähriger wurde er in den Kantonsrat gewählt, wo er abgesehen von einem 4-jährigen Unterbruch bis 2004 tätig war. 1990 wurde er Gemeinderat in Dübendorf, 1998 zog er in den Dübendorfer Stadtrat ein, wo er die Finanzen betreut, seit 2003 sitzt er im Nationalrat. Und nicht immer ging alles glatt in Bäumles Karriere. Er war involviert in die Richtungskämpfe in der Grünen Partei, die zum vorübergehenden Parteiaustritt von Verena Diener führten. Als er selbst 1998 das Präsidium der Kantonalpartei übernahm, konnte er Verena Diener dazu bewegen, sich der Partei wieder anzuschliessen, es gelang ihm aber nicht, die Konflikte beizulegen. Als sich die Grünliberalen 2004 von den Grünen abspalteten, gehörte der heutige Co-Präsident zu den ersten Mitgliedern der neuen Partei.
Den Wählerinnen und Wählern will er sich als Politiker empfehlen, für den Ökologie und Wirtschaft keine Gegensätze sind. Aber was heisst das konkret? In Dübendorf, antwortet er, habe er gezeigt, dass man mit knappen Finanzen ökologische Schwerpunkte setzen könne; immerhin sei Dübendorf als Energiestadt zertifiziert. Schwieriger dürfte es für Bäumle werden, seine Haltung zum Flughafen unter diesem Titel zu verkaufen: Er befürwortet eine Begrenzung der Flugbewegungen am Flughafen Kloten auf maximal 320 000 pro Jahr und hält den Zürcher Fluglärmindex des Regierungsrats für den falschen Weg.
Dass die Grünliberalen ausser in einzelnen Gemeinden noch keine Wahlen bestanden haben, sei das grosse Problem dieses Wahlkampfs, räumt Bäumle ein. Seinen Wahlkampf werde er deshalb für die ganze Partei führen, und er werde die Parlamentswahlen einbeziehen. Das ist auch nötig. Um sich in der Kantonalpolitik Gehör zu verschaffen, müssen die Grünliberalen ihre Präsenz im Kantonsrat ausbauen. Und damit das ehrgeizige Wahlziel von sieben Sitzen erreicht wird, müssen sie die neu geltende 5-Prozent-Hürde überwinden. Dafür rechnet man sich laut Bäumle im Wahlkreis Uster gute Chancen aus. Die Regierungskandidatur soll auch dafür Schub geben. Schon ein knappes halbes Jahr nach den kantonalen Wahlen kommt zudem die nächste Bewährungsprobe. Um den Nationalratssitz zu halten, muss seine Partei einen Wähleranteil von rund 3 Prozent erreichen. Martin Bäumles erstes Ziel muss es jetzt sein, bekannt zu werden - und das, klagt er, sei mit den geringen finanziellen Mitteln der Grünliberalen schwierig. «Dieser Wahlkampf wird kein Spaziergang», fasst er zusammen.