Der Verein «Flugschneise Süd – Nein» (VFSN) orientierte am 31. Januar in den Looren über die kommende Abstimmung und plädierte dabei für ein «Ja» zu den Pistenverlängerungen auf dem Flughafen Kloten.
Rund 100 Leute kamen zum Orientierungsabend des VFSN auf die Looren – darunter auch alle Ex-Präsidenten des VFSN sowie der Präsident des «Fluglärmforums Süd», Sascha Ullmann, Gemeindepräsident Zollikon, und der Maurmer Gemeindepräsident Yves Keller. Der Verein «Flugschneise Süd – Nein» ist in der Vergangenheit nicht gerade aufgefallen, dezidiert pro Flughafen Zürich zu sein. Am vergangenen Mittwoch, 31. Januar, war dies anders, und er lud die Öffentlichkeit ein, sich über die kommende Abstimmung ein Bild zu machen und diese von einem «Ja» zum geplanten Bauvorhaben zu überzeugen, weil «der bevölkerungsreiche Süden mit Nachtflugbewegungen entlastet wird».
Eingangs der Veranstaltung begrüsste Yves Keller die Anwesenden und informierte, dass die Gemeinde Maur, zusammen mit den anderen Gemeinden des Fluglärmforums Süd, viel unternehme, um die Belastung zu reduzieren. Er sprach davon, dass St. Florian in der Politik eigentlich nichts zu suchen hätte und der Süden nicht gegen den Osten ausgespielt werden dürfe. Aber, so Keller weiter, der Flughafen Zürich habe immer wieder massiv gegen Lärmvorschriften verstossen und dagegen müsse man sich wehren. Er sieht in den geplanten Pistenverlängerung eine Milderung des bestehenden Problems während der Nacht. Urban Scherrer, Präsident des VSN, führte danach argumentativ in die Vorlage ein.
Kapazitätsausweitung und Angst vor dem Flughafen
Sein grösster Widersacher dabei ist die Angst der Bevölkerung vor dem Flughafen, welcher nicht mehr allzu glaubwürdig ist, und befürchtete Kapazitätsausweitungen bei einer Annahme der Verlängerungen der Pisten 28 und 32. Scherrer brachte die Ja-Position seines Vereins aber sehr gut auf den Punkt und ans Publikum. Seine Eckpunkte dabei: mehr Sicherheit, mehr Nachtruhe durch weniger Anflüge über den Süden, eben keine zu befürchtende Kapazitätsausweitung. Sicherheit: Beim heutigen An- und Abflug-Regime kommt es zu vielen Kreuzungen der Pisten. Mit der Verlängerung von Piste 32 wird es keine Kreuzung und deshalb mehr Sicherheit geben. Zudem, so der VFSN: Eine längere Piste gibt bei schwierigen Windverhältnissen mehr Sicherheit für den Landevorgang. Nachtruhe: Eine EMPA-Studie prognostiziert für das Jahr 2030 21 300 Südanflüge ohne Pistenverlängerung und 15 700 mit einer Verlängerung der Pisten. Dies wäre also eine deutliche Abnahme gemäss EMPA, welche unverdächtiger, neutraler ist als der Flughafen Zürich. Bei der umstrittenen «Kapazitätserweiterung» sieht der VFSN keine Gefahr und meint, dass «die Pistenverlängerungen keine Kapazitäten erhöhen, sondern dass diese häufigere Ostlandungen ermöglichen, was eben weniger Südanflüge über ein deutlich besiedelteres Gebiet bewirken wird». Dies ist neben dem erwähnten Sicherheitsgewinn durch wegfallende Flugkreuzungen am Boden ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn für die Bevölkerung, weil die deutlich grössten Gefahrenperimeter für Flugabstürze («Absturzkorridor») 600 Meter breit und sechs Kilometer vor der Piste liegen und im Süden z. B. wegen dichterer Besiedlung überhaupt keine Notlandungen möglich sind.
Keine Steuergelder und Fertigstellung frühestens 2034
Die zahlreichen Fragen aus dem Publikum drehten sich auch um das Geld und einen Zeitpunkt des Bauabschlusses. Auch hier war der Vereinspräsident bestens dokumentiert und konnte versichern, dass, mit Ausnahme einer allenfalls wegfallenden Dividende des Flughafens an den Kanton, der Steuerzahler nichts bemerken wird. Und: Bei Annahme der Vorlage ist frühestens 2034 mit einer Inbetriebnahme der Pistenverlängerungen zu rechnen. Ob, so eine Frage aus dem Publikum, es in dieser Zeit wegen der langen Bauarbeiten zu Beinträchtigungen und zu einer Mehrbelastung durch Südanflüge komme? Der VSN muss sich hier auf Informationen des Flughafens verlassen und befürchtet eine solche Zunahme während des Baus nicht.
Fazit des Abends: Der Süden in unserem Kanton wird von den Pistenverlängerungen mit weniger Nachtanflügen profitieren. Kapazitätsausweitungen sind dabei kein Thema und die Pistenverlängerungen entscheiden nur darüber, ob die Anflüge über den Osten oder den dichter besiedelten Süden erfolgen. Das Publikum war auf der Linie des Veranstalters und spendierte viel Applaus.
Christoph Lehmann
Quelle: https://www.maur.ch/gesellschaft/maurmerpost/aktuell.html/665
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