Für Fluggesellschaften ist es ein unangenehmer Umstand, für Anwohner in Flughafennähe die einzige Möglichkeit zur Ruhe: Das Nachtflug-Verbot. Forscher bemühen sich jetzt um einen Kompromiss.
Das Nachtflug-Verbot: Ein notwendiges Übel
Damit Anwohner, die in direkter Umgebung eines Flughafens wohnen, nachts auch in Ruhe schlafen können, gibt es das sogenannte Nachflugverbot. Es besteht an fast allen deutschen Flughäfen. Nur einige kleine Flughäfen wie Hannover-Langenhagen, Berlin-Schönefeld oder der Flughafen Nürnberg bilden eine Ausnahme, da sie ohnehin in freierem Terrain angesiedelt sind und kaum Anwohner durch ihren Betrieb stören. Doch alle großen Flughäfen müssen eine Einschränkung meist zwischen 23 Uhr nachts und sechs Uhr in der Früh hinnehmen.
Das ist besonders bei späten Flügen ein Ärgernis: Verspäten diese Flüge sich zu sehr, können sie am eigentlichen Ankunftsort nicht mehr landen und müssen einen anderen Flughafen anfliegen. Die Passagiere werden dort oft notdürftig über Nacht untergebracht, um am nächsten Tag in aller Frühe zum ursprünglichen Ziel zurückzufliegen. Das ist für die Airline meist sehr kostenintensiv und für die Passagiere frustrierend bis zermürbend. Daher sind vor allem die Fluggesellschaften an einer Lösung dieses Problems interessiert.
Reduzierung des Fluglärms via Assistenzsystem
Jetzt gibt es Grund zur Hoffnung für die Airlines: In Zürich testen Forscher aktuell Möglichkeiten, um den Lärm während des Anfluges auf den Flughafen zu reduzieren. Dafür haben sie ein Assistenzsystem entwickelt, das den Piloten unter anderem den idealen Zeitpunkt zum Sinkflug und zum Ausfahren des Fahrwerkes vorschlägt. Dadurch könnte man laut Angaben der Forscher den Fluglärm bereits um ein Viertel reduzieren. Vollständig lässt sich die Lärmbelästigung allerdings noch nicht isolieren. Testort der Untersuchungsreihe ist der Schweizer Flughafen Zürich-Kloten. Neben dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der Stiftung Skylab ist daher auch die Schweizer Forschungsinstitution Empa am Projekt beteiligt. Schweizer und Deutsche gehen das Unterfangen gemeinsam an – Warum eigentlich?
Warum finden die Tests in Zürich statt?
Der Hintergrund für die Wahl des Testortes liegt am Standort des Flughafens in Grenznähe. Der Flughafen Zürich-Kloten liegt 15 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und die Schneise für Starts und Landungen liegt je nach Windrichtung in diese Richtung. Das bedeutet, das die Lärmbelästigung durch den Flughafenbetrieb auch deutsche Anwohner betrifft. Damit wurde der Konflikt ein internationales Anliegen. Die Schweizer und die Deutschen handelten deswegen 2012 einen Vertrag über die Flugrouten und die Lärmbelästigung aus, damit die nachbarschaftlichen Beziehungen nicht weiter strapaziert werden. Jedoch wurde der Vertrag in Deutschland nie ratifiziert, da der Vertrag aus deutscher Perspektive in den Lärmschutzbestimmungen nicht weit genug reichte.
Diese Woche erste Testflüge des DLR
Seit dem 9. September 2019, also seit Anfang dieser Woche, führt das DLR nun Testflüge mit einem Airbus A320 am Flughafen bei Zürich durch. Dabei fliegen die Piloten den Flughafen mit und ohne das neue Assistenzsystem an. In 300 Metern Höhe brechen sie dann den Landeanflug ab, fliegen eine Schleife und starten einen neuen Landeanflug. Bis Ende der Woche sollen noch 70 solcher Anflugtests geflogen werden. Die Daten werden dann im nächsten Schritt von den beteiligten Institutionen ausgewertet. Der Lärm wird dabei an zwei Stationen in Deutschland und fünf Stationen in der Schweiz gemessen. Sollten die Tests weiter positiv verlaufen und sich der Lärm weiter reduzieren lassen, könnte dieses Assistenzsystem eine Chance sein, das Nachtflugverbot an einigen Flughäfen zu kippen.