Die Schweiz hat sich beim Pariser Klimaabkommen dazu verpflichtet, den Treibhausgasausstoss bis 2030 verglichen mit 1990 zu halbieren. Langfristig war vorgesehen, die Emissionen bis 2050 um 70 bis 85 Prozent zu vermindern. Damit wollte sie ihren Beitrag dazu leisten, das die Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzt bleibt.
Laut neueren Erkenntnissen des Weltklimarats ist aber bereits ab einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad mit gravierenden Folgen für Mensch und Artenvielfalt zu rechnen. Deshalb will der Bundesrat der Schweiz ein ehrgeizigeres Ziel setzen, wie er am Mittwoch mitgeteilt hat. Dieses sieht vor, dass die Schweiz ab 2050 klimaneutral ist, also nicht mehr Treibhausgas ausstösst, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Die Schweiz reihe sich damit ein in eine Vielzahl von Ländern, die Netto-Null-Ziele für 2050 anstrebten, schreibt der Bundesrat.
«Es bleibt wenig Zeit und wir haben viel zu tun», sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga vor den Medien. Gerade die Schweiz als verletzliches Alpenland habe ein ureigenes Interesse, die Klimaerwärmung zu begrenzen. Schäden durch Hochwasser oder Steinschläge drohten zuzunehmen, sagte Sommaruga. Mit «Netto Null» wolle der Bundesrat jetzt Anreize setzen, möglichst rasch in klimafreudliche Lösungen zu investieren, er wolle Planungssicherheit schaffen und ein Signal setzen, dass die Schweiz ein innovatives Land sei. Als wohlhabendes Land mit innovativer Forschung und starker Wirtschaft sei sie prädestiniert dafür ein ehrgeiziges Klimaziel anzustreben.
Dieses Klimaziel ist der Grundstein für die Klimastrategie, mit der die Massnahmen zur Erreichung des Ziels definiert werden. Laut dem Bundesrat können die CO2-Emissionen in der Schweiz in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Industrie mit heute bekannten Technologien und erneuerbaren Energien bis 2050 bereits um bis zu 95 Prozent gesenkt werden. Welche Massnahmen konkret vorgesehen sind, sagte Sommaruga nicht. Diese würden jetzt erarbeitet.
Die Landwirtschaft wurde ebenfalls angesprochen: Verminderungspotenzial gebe es auch beim Methan und Lachgas, hiess es. Und auch die Reduktion des CO2-Ausstosses im Ausland werde Teil der Strategie sein. Um Emissionen auszugleichen sollen ausserdem neben den natürlichen Speichern wie Wäldern auch Technologien zum Einsatz kommen, die der Atmosphäre dauerhaft Treibhausgase entziehen und sie speichern. Die Klimastrategie soll bis Ende nächsten Jahrs vorliegen.