Dieser Sommer ist nicht nur meteorologisch heiss. Auch der Streit um die Verteilung des Fluglärms hat sich in diesen Monaten weiter erhitzt. Vor der Sommerpause legte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) den Konzeptteil für den Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) auf. Nach den Ferien doppelt das Bazl nach mit dem Vernehmlassunsverfahren für die Betriebsbewilligung 2017 des Flughafens Zürich.
Kernpunkt ist die Einführung von Südstarts bei Bisenlage. Diese Starts führen geradeaus über Zürich, Pfannenstiel und Zürichsee. Schon Ende August verlangte das Fluglärmforum Süd (FLFS) Änderungen zu den im SIL festgehaltenen Zielen und Vorgaben für das Netz der Schweizer Flughäfen. Die Vereinigung von Gemeinden und Städte im Süden des Flughafens vertritt die Interessen von rund 300\'000 Menschen in den Kantonen Zürich, St. Gallen und Schwyz, die bisher schon von den Südanflügen betroffen sind.
Zehn Mängel aufgelistet
Rund 5000 Bewohner folgten im August und Anfangs September mit einer Mustereingabe dem Aufruf zu Stellungnahme. Eine ähnlich wuchtige Einspracheflut erhofft sich das FLFS jetzt zum Betriebsreglement für den Flughafen Zürich mit der Einführung von Südstarts bei Bise. «Südabflüge geradeaus würden die Bevölkerung im dicht besiedelten Süden des Flughafens zusätzlich stark belasten.» Das sagt Roland Humm, Gemeindepräsident von Maur und Vizepräsident des FLFS. «Deshalb lehnen wir Südstarts geradeaus vehement ab.»
In Zehn Punkten listet die Vereinigung «schwerwiegende Mängel» bei der Einführung der Südstarts auf und verlangt einen Verfahrensstopp. Darunter befinden sich Beanstandungen wegen fehlender Rechtskonformität, fehlerhafter Umweltverträglichkeitsprüfung, realitätsfremder Bemessung von Lärmgrenzwerten und vernachlässigter Koordination mit den Flugplätzen Dübendorf und Emmen.
Mehr Menschen gefährdet
Am schwersten wiegen für den FLFS die Sicherheitsaspekte. «Südstarts geradeaus sind mit Blick auf die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner im dicht besiedelten Süden nicht vertretbar», heisst es in der am Freitag veröffentlichten Stellungnahme. Den Südstarts stünden mit Zürichberg, Adlisberg (Dolder) und Pfannenstiel topografische Hindernisse im Weg. Innerhalb weniger Kilometer müssten die Flugzeuge 400 Meter mehr an Höhe gewinnen als mit den bisherigen Starts. Die Routenapassungen würden zusätzlich 51\'000 Menschen stark mit Fluglärm belasten. Ausserdem erachtet das Forum Südstarts bei Bise für «flugtechnisch nicht sinvoll, da Starts grundsätzlich gegen den Wind erfolgen».
Für das FLFS sieht in den Südstarts geradeaus eine Kapazitätssteigerung des Flughafens. Dem Bazl gehe es darum, den Süden nicht nur für Anflüge, sondern nun auch für Abflüge zu öffnen. «Eine solche Flexibilisierung würde auf dem Rücken der Bevölkerung erfolgen», sagt FLFS-Präsident Roland Humm. «Für uns ist das absolut inakzeptabel.»
Die Vernehmlassung dauert bis 2. Oktober. Das FLFS bietet eine Musterstellungnahme auf ihrer Website zum Herunterladen an.