Gestern haben die Fluglärmgegner aus dem Süden zu einer Medienkonferenz geladen. Beraten vom bekannten PR-Fachmann Klaus J. Stöhlker führten die Präsidenten Matthias Dutli (Flugschneise Süd – Nein) und Adolf Spörri (Stiftung gegen Fluglärm) aus, weshalb sie den bei Bise und Nebel geplanten Südstart geradeaus bekämpfen. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt. Nächste Woche will sich die Zürcher Regierung zum Entwurf des umstrittenen Sachplans Infrastruktur Luftfahrt (SIL2) äussern. Dieser gibt vor, in welchem Rahmen der Flughafen künftig betrieben werden darf. Darin sieht das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) eine Abflugvariante vor, welche die Komplexität bei Bise und Nebel entschärfen würde: mit Starts auf Piste 16 geradeaus Richtung Süden. Heute existiert diese Variante nicht. Die Piloten müssen aus lärmpolitischen Gründen nach Starts auf Piste 16 abdrehen und teils den Flughafen überfliegen. Beim aktuellen Bisenkonzept entstehen Kreuzungspunkte in der Luft und am Boden: ein potenzielles Risiko gerade bei schlechtem Wetter.
Adolf Spörri (Gockhausen) und Matthias Dutli (Zumikon) finden das aktuelle Bisenkonzept unproblematisch. Unverantwortlich sei es dagegen, mit den geplanten Südstarts geradeaus eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Schweiz zu überfliegen. Dabei würden laut Spörri nicht nur «grosse Lärm-, Gesundheits- und Umweltschäden für rund 300 000 Menschen in Kauf genommen», sondern auch die Möglichkeit einer Katastrophe.
Mit Südstarts geradeaus erhöhe sich das Absturzrisiko gegenüber heute um ein Mehrfaches, sagte Fritz Neresheimer von der Stiftung gegen Fluglärm unter Berufung einer Studie, die das Bazl in Auftrag gegeben habe. Dessen Sprecher Urs Holderegger widerspricht jedoch auf Anfrage und verweist auf einen Bericht zur Umsetzung von Sicherheitsmassnahmem im SIl. Darin heisst es, dass die Abflüge geradeaus das Risiko eines Unfalls mit Todesfolge nicht oder nur marginal erhöhten.
Kritik am «Laienvorschlag»
Neresheimer, pensionierter ETH-Ingenieur aus Zollikon, legte weiter dar, wie er das Risiko minimieren würde: Mit Starts auf Piste 14 und Landungen auf Piste 16 (siehe Grafik). Sein Grundgedanke: Flüge über weniger besiedeltes Gebiet richten weniger Schaden an.
Nur lässt sich diese Variante gar nicht umsetzen. Laut Flughafen-Sprecherin Raffaela Stelzer müsste dazu der Rollweg zur Piste 14 verlängert werden. Dabei kämen die Flugzeuge jedoch den auf Piste 16 landenden Maschinen in die Quere. Ein Rollweg auf der anderen Seite ist wiederum aufgrund des Flachmoors ausgeschlossen.
Das bestätigt auch Urs Holderegger vom Bazl. «Unsere Expterten arbeiten seit Jahren am SIL und haben alle Varianten geprüft», erklärt er sichtlich genervt über einen weiteren «Laienvorschlag» aus dem Süden.
Neresheimer gibt denn auch zu, dass er seine Variante nicht von Fachleuten untersuchen liess und sich seine Fachkompetenz auf das Abonnieren von Aviatikzeitschriften, berufliche Erfahrungen im Risk-Management und der Kenntnis von militärischen Radarsystemen beschränkt. «Trotzdem glaube ich, dass das Bazl noch nicht alle Varianten geprüft hat.»