Den Auftakt der Generalversammlung der Flughafen Zürich AG im Hotel Radisson machte das Flughafenorchester, unter anderem mit Alphorntönen. In ein ganz anderes Horn blies danach Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid, der in seiner Eröffnungsrede einmal mehr mit markigen Worten für sein Unternehmen weibelte.
Vor dem Heimpublikum der Aktionäre kritisierte Schmid den neuen Sachplan Infrastruktur Luftfahrt - als SIL 2 bekannt. Dieses Planungsinstrument des Bundes wird derzeit überarbeitet, wobei die Landesregierung derzeit über Einwände von Kanton, Gemeinden oder eben dem Flughafen berät.
Für den Flughafen geht der SIL 2 zu wenig weit und sichert zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten in den nächsten 20 bis 25 Jahren, wie Schmid sagte. Es gehe dabei nicht darum, grenzenlos zu wachsen, wie das von Gegnern oft vorgeworfen werde, erklärte Schmid, sondern darum, sich die Varianten zu sichern.
Ein positives Beispiel dafür wären für den Flughafen die Pistenverlängerungen, welche im SIL 2 und im Richtplan eingetragen sind. Der Flughafen hat damit die Möglichkeit, diese dereinst zu bauen, sollte das notwendig werden und das Zürcher Stimmvolk seinen Segen dazu geben.
Ein negatives Beispiel sind die Südstarts geradeaus, welche im aktuellen SIL 2 nur bei Bise und Nebel zur Anwendung kommen können. Generell über Mittag sind diese aber vom Bund nicht vorgesehen, der Flughafen könnte diese also auch nicht beantragen. Genau dies wird aber von vielen Seiten, auch von der Flugsicherung, gefordert, um die Mittagsspitze zu entlasten und Verspätungen bereits tagsüber in den Griff zu kriegen.
«Überlastung wundert nicht»
Schmid bemängelte unter anderem deshalb eine fehlende Flexibilität in der Planung. In den Spitzenzeiten gebe es gleich viele Flugbewegungen wie seit eh und je. Morgens und Abends darf aber weniger lang geflogen werden als noch zur Gründungszeit der Flughafen AG, im Jahr 2000.
Weil gleichzeitig auch die Sicherheitsmargen verschärft wurden, müssen beispielsweise in den Süden über Opfikon startende Flugzeuge warten, bis keine Maschine mehr von Norden her landet. Gleichzeitig müssen die landenden Flugzeuge mit mehr Abstand gestaffelt werden, um diese Starts zu ermöglichen. Man dürfe sich deshalb nicht wundern, wenn das System überlastet werde und es Verspätungen gebe, welche den Flugverkehr bis nach 23 Uhr verschieben, sagte Schmid.
Er forderte deshalb Lösungen des Bundes, um dem Flughafen mehr Kapazität und Flexibilät zu verschaffen. Dies wohl auch als Antwort an Verkehrsministerin Doris Leuthard, welche im letzten November an der Luftfahrttagung im gleichen Saal den Flughafen angriff und von diesem Lösungen für das Verspätungsproblem forderte.
Umsatz stimmt dank Pendlern
Flughafen-CEO Stephan Widrig konnte sich nach diesem politischen Statement von Schmid in seiner Rede ganz auf die Flughafen-Highlights des letzten Jahres hinweisen.: Von der Einigung über die Flughafengebühren, über die neuen Vorfahrten bis zu den Investitionen der Hauptairline Swiss mit erneuerten Lounges sowie den neuen Flugzeugtypen Boeing 777 und CS100, welche den Flughafen für Reisende attraktiver machen.
Selbst im Kommerzbereich konnte der Flughafen trotz Konkurrenz durch den Online-Handel zulegen, auch dank der vielen Pendlern, wie Widrig sagte. Dieser informierte die Aktionäre zudem über das internationale Geschäft mit derm Kauf des Flughafens im brasilianischen Florianopolis.
Finanzchef Lukas Brosi berichtete abschliessend über die finanziellen Entwicklungen, welche bereits an der Verkündung des Jahresergebnis Mitte März bekannt sind.
Mehr Aktionäre denn je zuvor
Nach den Reden und Informationen waren dann die Aktionäre auch aktiv gefordert. Von den total 8699 Aktionären waren 483 anwesend, so viele wie noch nie an einer GV der Flughafen Zürich AG, wie Schmid sagte. Angemeldet waren gar 830, angesichts des bereits bis in die hintersten Ecken gefüllten Saals war Schmid aber mit einem Augenzwinkern allen dankbar, die nicht gekommen waren. Die 483 anwesenden Aktionräe vertraten knapp 75 Prozent des Kapitals.
Sämtliche Traktanden wurden mit grossem Mehr durchgewunken, einzelne praktisch einstimmig mit bis zu 99,99 Prozent Ja-stimmen. Problemlos verlief auch die Wahl des ehemaligen Flughafendirektors Josef Felder. und des Ex-Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow in den Verwaltungsrat.
Divende und Sonderdividende von je 3.20 Franken sowie die Vergütungen von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung wurden ohne Wortmeldungen bestätigt. «Es ist halt eine andere GV, als andere GVs», resümierte Schmid.
Der Aktienkurs der Flughafen Zürich AG schloss gestern bei 216 Franken, knapp unter dem Allzeithoch. Der Börsenliebling hat seinen Wert somit innerhalb von fünf Jahren mehr als verdreifacht