Der Zürcher Fluglärmindex (ZFI) ist 2015 erneut – wenn auch geringfügig – angestiegen. Der Grund dafür liegt im überdurchschnittlichen Wachstum der Bevölkerung in der Flughafenregion.
Eigentlich sieht fast alles gut aus. Der Flughafen ist erfolgreich; dank ihm rangiert Zürich bezüglich globaler Erreichbarkeit in Europa an siebter, im kontinentalen Kontext immerhin an achter Stelle. Die Flughafen Zürich AG ist gesund, transparent und nutzt etwa mit den Gebühren ihre Möglichkeiten, um die Belastung durch Lärm und Luftschadstoffe zu verringern.
Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh hat deshalb an der Präsentation des Flughafenberichts 2016 ein positives Fazit gezogen. Ihr Aber bezog sich auf die Verspätungen nach 23 Uhr, und das ist natürlich nicht nur ein betriebliches Problem. Besonders nächtliche Starts beeinflussen den ZFI, über den zum zweiten Mal – damit die Lärmproblematik nicht zu sehr im Vordergrund steht – zusammen mit der Eigentümerstrategie Bericht erstattet wird.
Weniger Flüge ab 23 Uhr
Zunächst die Zahlen: 2015 ergab das ZFI-Monitoring erneut einen Höchstwert von 61 916 betroffenen Personen. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg um 1 Prozent. Der Wert liegt nun etwa 15 000 über dem 2007 vom Regierungsrat festgelegten Richtwert von 47 000 Personen.
Auffällig ist, dass 2015 nur die Zahl der tagsüber (6 bis 22 Uhr) stark belästigten Personen um etwa 2 Prozent auf 37 726 zugenommen hat. Leicht rückläufig ist mit 24 190 gegenüber dem Vorjahr hingegen die Anzahl der nach 22 Uhr im Schlaf gestörten Personen. Dennoch bleiben die Nachtflüge ein grosses Problem. Denn nach 22 Uhr werden nur etwa 4 Prozent aller Flüge abgewickelt, die jedoch etwa 40 Prozent zum ZFI beitragen, wie Markus Traber, der Chef des Amtes für Verkehr, ausführte.
Alle beteiligten Partner, der Flughafen selber, aber auch die Swiss sowie der Kanton, ergreifen Massnahmen, um vor allem Starts in dieser Zeit zu reduzieren. So führte im Rückblick die Einführung der von 23 bis 6 Uhr verlängerten Nachtsperre zu einer deutlichen Abnahme der bewilligungspflichtigen Flüge nach 23 Uhr 30. In der ersten halben Stunde der Nachtsperre, die für den Abbau von Verspätungen vorgesehen ist, verharrte die Zahl aber bei rund 2000 Bewegungen (2015: 2200).
Von allen Langstreckenflügen, die flugplanmässig spätabends abheben sollten, startet die grosse Mehrheit erst nach 23 Uhr. Das liegt in der Regel an verspäteten Anschlussflügen. Laut Mark Dennler, Abteilungsleiter Luftverkehr, gibt man nun am Abend den Starts Priorität. Dieser Druck hat dazu geführt, dass erste Airlines die Flugpläne anpassten, um rechtzeitig in Zürich zu landen. Eine weitere Hoffnung ruht auf dem Betriebsreglement 2014. Das würde es erlauben, bei späten Starts von der starren Regel abzuweichen, dass die Maschinen bis 8000 Fuss (2450 Meter über Meer) auf der Standardabflugroute bleiben müssen und deshalb mehr als unbedingt nötig dichtbesiedeltes Gebiet überfliegen.
Zielkonflikt mit Raumplanung
Der Flugbetrieb trug in den letzten Jahren jedoch nur wenig zum Anstieg des ZFI bei. In Zukunft wird die Erneuerung der Swiss-Flotte hier eine zusätzliche Verbesserung bringen. Haupttreiber ist der in der Grafik fast wie mit dem Lineal gezogene Bevölkerungszuwachs in der Flughafenregion. Seit dem Referenzjahr 2000 für den ZFI ist die Einwohnerzahl im Glatttal überdurchschnittlich stark um etwa 30 Prozent angestiegen.
Regierungsrätin Walker Späh wies auf den offensichtlichen politischen Zielkonflikt hin. Gemäss dem kantonalen Raumordnungskonzept sei das starke Wachstum in den städtischen Gebieten, und damit auch um den Flughafen, ebenso gewollt wie gute Bedingungen für den Flughafen. Walker Späh betonte, die Regierung nehme die Menschen, die gemäss ZFI unter Fluglärm leiden, ernst. Aber das seien 4 Prozent der Kantonsbevölkerung. Sie habe auch einen Auftrag für alle anderen; jene, die viel fliegen, und jene, die am Flughafen arbeiten.