Matthias Pfänder
Die Swiss baut ihr Angebot in Zürich stark aus. Ab April 2015 sollen 22 neue Punkt-zu-Punkt-Verbindungen bedient werden – darunter Toulouse, Bari, Sarajevo, Zagreb oder Krakau (TA von gestern). Nimmt man die zusätzlichen Verbindungen ihrer Schwestergesellschaft Edelweiss Air dazu, sind es sogar 25 neue Strecken. Diese fliegt neu nach Korfu, Podgorica (Montenegro) und Banja Luka (Bosnien-Herzegowina). Es ist der Versuch des Unternehmens, eine Antwort zu finden auf die Herausforderungen durch den steigenden Preisdruck in ihrer Branche.
In den Gemeinden rund um den Flughafen macht sich aufgrund der Expansionspläne Skepsis breit. «Bei der neuen Swiss-Strategie geht es nicht um die Bedürfnisse des Heimmarktes, sondern um den Preiskampf mit Billig- und Golfairlines», sagt Thomas Hardegger, SP-Gemeindepräsident von Rümlang und Präsident des Schutzverbands der Bevölkerung um den Flughafen. Es sei «extrem riskant», sich auf diesen Preiskampf einzulassen, meint Hardegger: «Bis jetzt konnten die Billigairlines auf solche Herausforderungen stets reagieren. Und die Golffluggesellschaften müssen sowieso keine schwarzen Zahlen schreiben.»
Swiss kontert Vorwürfe
Die Swiss ihrerseits weist Hardeggers Vorwürfe weit von sich: «Der Ausbau des europäischen Streckennetzes richtet sich vor allem nach den Bedürfnissen der Schweizer Bevölkerung, der Wirtschaft und des Tourismus», sagt Sprecherin Sonja Ptassek. «Es handelt sich um Strecken, in denen wir Potenzial sehen.» Swiss-Chef Harry Hohmeister betonte bei der Präsentation der neuen Pläne zudem die Vorteile für die Region – und brachte den Aufbau von zusätzlichen Arbeitsplätzen ins Spiel. Er rechnet mit rund 1000 Stellen bis ins Jahr 2017.
Die Aussicht auf neue Jobs mindert Hardeggers Skepsis jedoch nicht: «Wir bestreiten nicht die Chancen, doch wir fürchten die hohen Risiken der Strategie», hält er Hohmeister entgegen. «Als
Region sind wir an nachhaltigen und langfristigen Arbeitsplätzen interessiert.» Letztlich wolle man nicht für die Risiken der neuen Swiss-Strategie haften: «Wenn die Swiss mit ihren Plänen scheitert und es zu Entlassungen kommt, bleibt das Risiko bei den Gemeinden in Flughafennähe hängen.» Gleichzeitig befürchtet Hardegger, dass die Swiss später die gestärkte Bedeutung von Zürich als Druckmittel verwenden könnte, um sich auf diesem Weg gegen Gebühren zu wehren.
Auch der Konflikt um die Lärmbelastung der Flughafenregion wird durch die Swiss-Pläne angeheizt. Zwar will die Fluggesellschaft die Lärmspitzen durch den Einsatz neuer Maschinen senken. Der Lärmpegel der neuen CSeries von Bombardier soll im menschlichen Ohr als halb so laut wahrgenommen werden wie die aktuell im Einsatz stehenden Jumbolinos, die auf Kurzstreckenflügen zum Einsatz kommen.
Doch bis das neue Fluggerät startklar ist, dauert es noch. Laut aktuellem Stand bis mindestens zum zweiten Halbjahr 2015. Und selbst dann ist das Problem für Hardegger nicht ganz vom Tisch: «In Zukunft werden die Lärmspitzen zwar ein wenig sinken, dafür wird der Lärm mit den zusätzlichen Flugbewegungen breiter verteilt.»
Bevölkerung nimmt zu
Weil die neuen Bombardier-Flieger auf sich warten lassen, kommen ab Anfang Jahr als Zwischenlösung Maschinen der Fluggesellschaft Helvetic zum Einsatz. Sie sollen die pannenanfälligen Jumbolinos entlasten. Gemäss aktuellem Zeitplan würde der letzte Jumbolino 2016 aus der Flotte genommen. Zum Lärmprofil der Embraer-Flugzeuge von Helvetic kann Swiss noch nichts sagen. «Uns liegen momentan keine Lärmmessungen für die Embraer 190 vor», sagt SwissSprecherin Ptassek.
Die neue Strategie bringt laut Swiss indes nur «einen leichten Anstieg an Flugbewegungen», weil es parallel zur Ausweitung auch zu einer «punktuellen Reduktion von Frequenzen auf anderen Strecken» komme, sagt Ptassek. Sie stellt in Aussicht, dass der Fluglärm durch den Einsatz von neuen Technologien generell gar sinken werde. In den letzten 20 Jahren sei der Lärmteppich um zwei Drittel kleiner geworden. «Das eigentliche Problem ist, dass die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten überdurchschnittlich zunimmt.»
Tages-Anzeiger, 08.10.2014, Seite 15
Kommentar VFSN: Die deutsche Swiss bringt noch mehr Lärm und Dreck nach Zürich, der deutsche Staat verlangt immer mehr Einschränkungen, die Schweizer, bzw. die Bevölkerung rund um den Flughafen sind die Dummen.