Der Bundesrat sucht einen zivilen Betreiber für den Flugplatz Dübendorf. Kurz vor den Festtagen hat er die umfangreiche Ausschreibung publiziert. Sie beinhaltet eine markante Neuerung: Entgegen bisherigen Aussagen beträgt die Laufdauer des Baurechtsvertrags nicht zwingend 20 Jahre. Die Kandidaten können dem Bund ein Zusatzangebot für eine Nutzung über 30 Jahre unterbreiten.
Dübendorfs Stadtpräsident Lothar Ziörjen (BDP) schüttelt ob der neuen Bewerbungsbedingungen den Kopf. «Ich gehe davon aus, dass verschiedene potenzielle Kandidaten mit den zuständigen Bundesstellen in Kontakt sind. Es würde mich deshalb nicht wundern, wenn der Bund den Kandidaten mit den neuen Bestimmungen entgegenkommt.» Diese mache die Marschrichtung von Bern deutlich: «Der Bund will die Hürden für die Bewerber möglichst tief halten.» Dübendorfs Stadtpräsident warnt deshalb davor, die Pläne der Aviatiker als chancenlos abzutun.
Nicht nur die neue Laufzeit des Baurechtsvertrages lässt Ziörjen aufhorchen: Das tut auch der Vermerk in den Ausschreibungsunterlagen, dass der Bund keine Zahlungen an den Betrieb des Flugplatzes leisten könne. Dies lasse die heutige Rechtsgrundlage nicht zu, sie müsse erst geschaffen werden. «Das bedeutet, dass diese angepasst werden würde, falls der politische Wille dafür vorhanden ist.»
Konzept andernorts denkbar
Die jüngst gegründete Flugplatz Dübendorf AG hat ihre Bewerbung für den Flugplatz Dübendorf angekündigt. Sie vereint den Schweizer Flugzeugeigentümer- und Pilotenverband, die Kleinfliegerei durch den Dachverband Aero-Club, den Handling-Dienstleister Air Service Basel sowie die drei Geschäftsflugunternehmen Jet Aviation, Cat Aviation und Premium Jet. Dieter Neupert, Vizepräsident des Dachverbands der Schweizerischen Luft- und Raumfahrt Aerosuisse, steht der Aktiengesellschaft beratend zur Seite.
Er bestätigt, dass er sich bei den Bundesbehörden für eine längere Laufzeit stark gemacht hat: «Anderenfalls wäre der künftige Betreiber auf Subventionen angewiesen gewesen.» Der Bund nehme mit dieser Neuerung eine Verantwortung wahr, die ihm der Luftfahrtpolitische Bericht abverlange. «Dieser verpflichtet ihn, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen.» Neupert ist überzeugt: Falls das Konzept in Dübendorf funktioniert, könnte es sogar auf die Flugplätze Buochs und Sion übertragen werden, welche die Armee ebenfalls freigeben will.
Mit Urs Brütsch hat ein früheres Kadermitglied des Flughafens für die Flugplatz Dübendorf AG die Projektleitung übernommen. «Die grosse Frage ist, ob ein wirtschaftlicher Betrieb in Dübendorf gelingt.» Der Bund spiele den Bewerbern in die Hände, indem er die Laufzeit des Baurechtsvertrages nicht rigide auf 20 Jahre beschränke. «In Dübendorf steht dem künftigen Betreiber zwar die Piste zur Verfügung, alle übrigen Anlagen wie Hangars und Abfertigungsgebäude muss dieser aber selbst finanzieren.» Diese Investitionen müssten über Gebühren refinanziert werden. «Je kürzer die Nutzungsdauer ist, desto höher fallen diese aus.»
Brütsch ist sich des Gegenwinds bewusst, welcher dem aviatischen Vorhaben seitens Kanton und Anrainergemeinden entgegenschlägt. «Wir respektieren diese Haltungen. Gleichwohl wollen wir mit allen Interessengruppen Gespräche führen», stellt er in Aussicht.
Bei der neugegründeten Aktiengesellschaft spielt allerdings nicht nur die Geschäftsfliegerei eine Rolle, welche den Betrieb von Geschäftsflugzeugen für Personen, aber auch für Fracht sowie den firmeneigenen Werkverkehr umfasst. Am selben Strick ziehen Vertreter der Kleinfliegerei. Sie umfasst den Arbeitsflug (Rettung, Vermessung, Landwirtschaft), den Freizeitflug (privater Reise- und Rundflug), den Sportflug (Segelflug, Fallschirmabsprung) und Ausbildungsflüge. Diese Bereiche sind wiederum im Dachverband Aero-Club vereint, einem der Gesellschafter der Flugplatz Dübendorf AG.
Piloten starten in Kleinfliegern
Aero-Club-Präsident und SVP-Nationalrat Thomas Hurter glaubt, die aviatischen Pläne des Bundes in Dübendorf hätten trotz der scharfen Töne der Gegner durchaus eine Chance. Allerdings nur, wenn Kleinfliegerei, Geschäftsfliegerei und flugnahe Betriebe zusammenspannten. «Wir müssen nachweisen können, dass mit unserer Variante auch Arbeitsplätze entstehen – allenfalls sogar in Zusammenarbeit mit dem Innovationspark. Und dass die Lärmbelastung in einem vernünftigen Rahmen bleibt.»
Es sei wichtig, dass die bestehenden Pisten in der Schweiz optimal genutzt würden, sagt Hurter. Dafür müsse auf den frei werdenden Militärflugplätzen Buochs, Sion und Dübendorf eine aviatische Entwicklung Platz haben. «Wollen wir nicht einen gesamten Ausbildungszweig ersticken, müssen wir dies zulassen.» Und die Kleinfliegerei spiele dabei eine bedeutende Rolle: «Die Wirtschaft braucht Piloten, und sie alle beginnen ihre Karriere mit Kleinflugzeugen.» Hurter stellt fest, dass sich die Situation für die kleinen Flugzeuge am Flughafen Zürich immer schwieriger gestaltet: Die Zeitfenster, die für sie zur Verfügung stünden, seien immer unattraktiver.
Laut Flughafensprecherin Sonja Zöchling steht die Business- und Generalaviation an letzter Stelle. «Für uns haben die Linien- und Charterflüge klare Priorität.» Grund dafür ist, dass der Betrieb der Generalaviation für die Flughafenbetreiberin nicht kostendeckend ist. «Das ist bereits seit vielen Jahren so», sagt Flughafensprecherin Sonja Zöchling. Tatsächlich bezahlt ein abfliegender Passagier in einem Business- oder Kleinflugzeug 32 Franken Flughafengebühren. Zum Vergleich: Ein in Zürich abfliegender Lokalpassagier mit einer Linien- oder Chartermaschine bezahlt 41.40 Franken. Die Landegebühren variieren indessen je nach Flugzeugtyp und Gewicht der Flieger sehr stark, liegen aber deutlich unter jenen der grossen Maschinen.
Ein zweiter Bewerber zeichnet sich mit Kurt Waldmeier ab. Bereits seit 1983 verkehrt er mit seiner Ju-Air neben der Luftwaffe auf den Dübendorfer Pisten. Über seine Firma Topmotion hat er die Jetflüge von und nach Dübendorf während des World Economic Forum abgewickelt. Hinter der Kandidatur steht laut Waldmeier auch die Stiftung Museum und historisches Material der Luftwaffe, welcher die ehemalige SVP-Regierungsrätin Rita Fuhrer vorsteht.
Waldmeier kommt die neue Möglichkeit eines Baurechtsvertrags über 30 Jahre entgegen. Die grösste Hürde stellt für ihn aber die notwendige Umzonung dar: Heute befindet sich das Areal in den Zonen für öffentliche Bauten und Landwirtschaft. «Gerade weil sich die Stadt Dübendorf und der Kanton Zürich gegen eine aviatische Nutzung stellen, ist die Umzonung alles andere als eine reine Formsache», sagt Waldmeier.