von Lea Blum
Der Autopilot streikt, Pilot und Captain wissen nicht mehr weiter, das Flugzeug stürzt ab: So sieht das Horrorszenario der Flugpassagiere aus. Denn Piloten müssen ihr Flugzeug beherrschen. Ob mit oder ohne unterstützende Systeme. Laut einer US-Studie der FAA (Federal Aviation Administration) lassen die manuellen Fähigkeiten von Piloten zur Steuerung eines Flugzeugs zu wünschen übrig. Auch die mangelhafte Anpassung an neuste technische Änderungen im Cockpit sei eine der grössten Schwierigkeiten der Flugsicherheit.
Die Studie besagt, dass Piloten auf der ganzen Welt zu stark vom Funktionieren der automatischen Steuerung abhängig und somit ungenügend für Systemausfälle gewappnet sind. Diese Fähigkeitslücke sei mit unangepassten Trainings zu erklären. Die Trainingsmethoden und Übungszeiten seien ungenügend, um danach mit den automatisierten Systemen korrekt umgehen zu können. In der Studie gaben rund zwei Drittel der Piloten an, entweder Schwierigkeiten bei der manuellen Steuerung oder Mühe mit dem Flugcomputer zu haben.
Piloten fliegen zu wenig von Hand
So sieht es auch Max Tobler, ehemaliger Flugpilot bei der Swiss und heutiger Simulatorinstruktor: «Piloten fliegen heute einen Computer statt ein Flugzeug.» Das liege an der zunehmenden Automatisierung der Steuersysteme. Diese Entwicklung habe in den letzten Jahrzehnten die Sicherheit im Flugverkehr massiv erhöht. «Sie hat aber auch zu einer zu starken Abhängigkeit der Piloten von der automatisierten Flugzeugsteuerung geführt», so Tobler. Heute flögen die Piloten zu wenig von Hand.
Trainingsmöglichkeiten des manuellen Flugs bestünden zwar in der Ausbildung und bei schönem Wetter und klarer Sicht, die Piloten nutzten diese aber zu wenig. So ginge ihnen die Fähigkeit verloren, in Situationen, in denen automatische Flugsysteme fehlerhaft agierten, effektvoll einzugreifen und das Flugzeug von Hand zu steuern. Darum sei die zu grosse Abhängigkeit von automatischen Steuersystemen mittlerweile weltweit das grösste Sicherheitsproblem des Flugverkehrs. Ob das für Schweizer Piloten ebenfalls gelte, könne er nicht beurteilen. «In meiner Zeit als Pilot bei der Swissair wurde das Problem aber schon erkannt.»
Chancen und Herausforderungen
Kilian Kraus von Aeropers, dem Berufsverband des Cockpitpersonals der Swiss, ist da anderer Meinung. Automatisierte Systeme hätten zwar in der Vergangenheit zugenommen und seien komplexer geworden. «Die Anforderungen an Piloten sind aber gleich hoch, wenn nicht sogar höher als früher.» Die Swiss-Piloten würden dazu ausgebildet, ein Flugzeug mit und ohne Autopilot zu steuern.
Laut Swiss-Sprecherin Myriam Ziesack ist die Automatik seit der Einführung moderner Flugzeuge wie Airbus ein Thema. Swiss sehe darin sowohl Chancen als auch Herausforderungen. «Der konkrete Umgang mit Automatisation wird seit Jahren konsequent im Simulator-Training der Swiss-Piloten geschult. Diese Trainings finden halbjährlich statt und es werden dafür selbstverständlich auch aktuelle Erkenntnisse berücksichtigt und miteinbezogen.»
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