Anwohner an Bahntrassen sollen nach Plänen von Union und SPD stärker vom Lärm schwerer Güterzüge entlastet werden. Es gebe «seit Jahrzehnten eine enorme Belastung der Menschen in einer Größenordnung, die nicht mehr zumutbar ist», sagte Florian Pronold, SPD-Verhandlungsführer für Verkehr in den Koalitionsgesprächen, am Dienstag in Berlin. Angestrebt werden soll, Bahnlärm bundesweit bis 2020 zu halbieren. «Das steigert auch die Akzeptanz der Bürger für Schienenprojekte», sagte der amtierende Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). An Flughäfen sollen Lärmbelastungen ebenfalls sinken. Ein bundesweites Nachtflugverbot wollen Union und SPD aber nicht.
Bahnlärm ist unter anderem im Welterbe Oberes Mittelrheintal ein Thema, durch das täglich Hunderte Güterzüge rollen. Der Dauerschallpegel liegt nachts nach Messungen des hessischen Umweltministeriums bei fast 80 Dezibel. Fachleute suchen dort seit Montag nach Möglichkeiten, den Krach zu verringern. Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende und rheinland-pfälzische Parteichefin Julia Klöckner betonte: «Die Belastung der Menschen im Mittelrheintal durch den Bahnlärm ist unerträglich.» Lärmschutz sei Gesundheitsschutz.
Zur Eindämmung von Bahnlärm soll unter anderem die Umrüstung auf leisere Güterwaggon-Bremsen beschleunigt werden. Als Anreiz dafür sollen lärmabhängige Elemente im Gebührensystem für die Gleisnutzung verstärkt werden. Laute Güterwaggons sollen das deutsche Netz ab 2020 nicht mehr befahren dürfen. Neue Bremssohlen aus einem Verbundstoff können den Lärm im Vergleich zu herkömmlichen Bremsen bis zur Hälfte verringern. Dadurch werden die Laufflächen der Räder nicht aufgeraut, wie dies bei alten Bremsklötzen aus Grauguss der Fall ist. Glatte Räder auf glatten Schienen machen Züge leiser. Der rheinland-pfälzische CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Bleser forderte zudem eine Messstelle im Mittelrheintal, um Waggons mit nicht mehr rund laufenden Rädern für einen Werkstattbesuch aufzuspüren.
An Flughäfen wollen Union und SPD gesetzlich eine stärkere Differenzierung bei den lärmabhängigen Nutzungsentgelten verankern, die Fluggesellschaften zahlen. Im Verhältnis teurer werden sollen laute Jets sowie nächtliche Starts und Landungen. Zugleich vereinbarten Union und SPD aber: «Generelle Betriebsbeschränkungen mit einem Nachtflugverbot lehnen wir ab.» Auf Bundesebene kritisierten die Grünen, Flugverbote von 22.00 bis 6.00 Uhr würden vielen Bürgern zumindest eine ruhigere Nacht ermöglichen. In Rheinland-Pfalz bilden die Grünen allerdings mit der SPD eine Landesregierung, die sich zur Rund-um-die-Uhr-Genehmigung für den Hunsrück-Flughafen Hahn bekennt.