Der Süden sagt Nein (ZSZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Die Südschneiser haben gegen eine drohende Mehrbelastung demonstriert: Sie lehnen die angedachten Südstarts geradeaus klar ab.

Thomas Morf, der Präsident des «Vereins Flugschneise Süd Nein» (VFSN), sprach an der Demonstration von einem «Déjà-vu», das er gerade erlebe.
Denn vor zehn Jahren, als der Kampf gegen Fluglärm begann, haben viele nicht daran geglaubt, dass es Anflüge auf den Flughafen Zürich geben werde, die über den Süden erfolgten. «Es tut noch nicht weh, also setzt man sich noch nicht damit auseinander.»
Nun drohen aber – zu den einst nicht erwarteten Anflügen – auch noch Süd- starts geradeaus. Sie sind zwar noch nicht bewilligt, sie sind aber im Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) enthalten, der im Entwurf vorliegt. Die Aviatiklobby denke nur an sich, klagte Morf auf dem Helvetiaplatz in Zürich. «Wir im Süden sind Menschen, werden aber nur als Kollateralschaden wahrge- nommen.» Der Kampf gegen die Südstarts geradeaus könne durchaus erfolgreich sein könnte, gab sich Morf zuversichtlich: Für eine Petition gegen die Mehrbelastung seien bereits 25000 Unterschriften zusammengekommen.
Die Zürcher Stadträtin Claudia Nielsen (SP) gab sich in ihrer Ansprache durchaus realistisch. Dass es überhaupt keinen Fluglärm über dem Süden geben werde, sei kaum zu erwarten. «Wir kämpfen aber gegen diese Mehrbelastung.» Südstarts geradeaus würden auch «alte Wohnquartiere wie Schwamendingen und Seebach» tangieren. Sie setze sich – wie der Gesamtstadtrat – dafür ein, dass auch diese Quartiere eine Zukunft hätten. Nielsen forderte, dass das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahnen verbessert werde: Städte wie Lyon, Paris und Hamburg müssten einfach mit dem Zug zu erreichen sein – dann wären die lauten Flieger nicht mehr notwendig.

«Der ZFI explodiert»
FDP-Nationalrat Filippo Leuteneggger, der in den Zürcher Stadtrat will und dort auch gleich das Präsidium übernehmen will, gab sich wie an früheren Südschneiser-Demos ebenfalls kämpferisch: Südstarts dürfe es nie geben, forderte Leutenegger. Der Zürcher Fluglärmindex (ZFI), der die Zahl der übermässig belärmten Personen zählt, würde explodieren. Das dürfe nicht sein. Leutenegger erinnerte sich an seine ersten Fluglärmdemos: «Damals kämpften wir gegen die Einführung von Südanflügen.» Diese gebe es nun seit Jahren, und nun drohten gar Südstarts. Die Schuld für diese Entwicklung sieht der FDP-Politiker in der «Arroganz jener, die die Macht haben». Und er meinte damit: Deutschland. «Und weil wir uns in der Schweiz untereinander streiten, erleichtern wir es der deutschen Seite.»
Der «Lärmteppich über dem Süden» werde gelegt, weil der Flughafen seine Wachstumsfantasien pflege, sagte Richard Hirt, Gemeindepräsident von Fällanden und Präsident des Fluglärmforums Süd. «Das ist eine bodenlose Frechheit.» Ein Megaflughafen bringe Lärm, Dreck und Gefahren auch am Boden. «Ich sage Nein dazu, wir alle sagen Nein dazu.» Und Lothar Ziörjen, Dübendorfer Stadtpräsident und BDP-Nationalrat, verlangte, dass auch der Flugplatz Dübendorf geschlossen werden müsse. «Der Kantonsrat muss die Piste aus dem Richtplan streichen – dann wird sie auch nicht zivil genutzt.»
Der Demozug führte am Samstag vom Landesmuseum zum Helvetiaplatz, wo die abschliessenden Reden gehalten wurden. VFSN-Präsident Morf sprach von (gut gezählten) 3500 Teilnehmern. Einige Autofahrer ärgerten sich über ein paar Warteminuten , die wegen der Südschneiser entstanden («Dann fliegt nicht, Spinner!»), ansonsten verlief die Veranstaltung problemlos. (og)

ZSZ, 23.09.2013, Seite 16




siehe auch:
Tausende demonstrierten in Zürich gegen Fluglärm (ZOL)