Thomas Schär
Der Verein Flugschneise Süd – Nein (VFSN) ist aus der Reihe der Interessenverbände rund um den Flughafen ausgeschert und hat seine Unterschrift nicht unter die diese Woche veröffentlichte Stellungnahme zuhanden des Nationalrats gesetzt. Schuld daran sei aber nicht der VFSN, heisst es von Seiten seines Präsidenten Thomas Morf. Der Verein habe schon mehrmals erklärt, dass er bereit sei, auch seinen Teil der Lasten zu tragen. Der VFSN sei sogar bereit, bei entsprechenden meteorologischen Bedingungen den ganzen Tag Südanflüge zu akzeptieren, «wenn keine Alternative zur Verfügung steht».
Gemeinsamer Nenner
Hinter dem von den Fluglärmorganisationen – mit Ausnahme des Südens – eingereichten Papier steht eine breit abgestützte Phalanx. Dazu gehören die 21 Gemeinden innerhalb der sogenannten Abgrenzungslinie (AGL) in der Region des Flughafens, der St. Galler Stadtrat, die Bürgerproteste sowie Interessengemeinschaften aus dem Westen, Osten und Norden.
Die neu gefundene Allianz macht die Absenz aus dem Süden umso schmerzlicher. Der Präsident der IG-Nord, Hanspeter Lienhart, schiebt die Verantwortung den Südschneisern zu, wie er gegenüber «Tagesanzeiger.ch/Newsnet» darlegte. Aus dem Süden sei keinerlei Kompromissbereitschaft zu erkennen. Das habe sich gezeigt, als man mit dessen Vertretern intensiv das Gespräch gesucht habe. Diese Aussage wird von Morf indessen bestritten: «Davon habe ich nichts mitbekommen.»
Der gemeinsame Nenner für die unterzeichnenden Organisationen und Behörden ist eine faire Fluglärmverteilung auf alle Himmelsrichtungen. Der Nationalrat, der am 5. Juni über den Staatsvertrag mit Deutschland entscheidet, solle den Bundesrat beauftragen, auf eine angemessene regionale Verteilung zu achten, und die Sicherheit prioritär behandeln, heisst es. Zudem werden ein Verzicht auf Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich sowie der Einbezug der betroffenen Kantone und Gemeinden in die Umsetzungsphase gefordert, jedoch ohne den Südwesten. Der Ständerat hat dem Vertragswerk in der vorliegenden Form bereits zugestimmt.
Südlandungen auch am Abend
Für den VFSN macht die in der Stellungnahme aufgezeigte Stossrichtung wenig Sinn, wie Thomas Morf auf Anfrage gestern erklärte. Die Fluglärmorganisationen in den anderen Himmelsrichtungen forderten gebetsmühlenartig eine gerechte und faire Verteilung der Lasten: «Gleichzeitig fordern sie, dass die Pisten nicht verlängert werden und somit die Verfügbarkeit für Landungen von Osten möglichst gering bleibt.» Das heisst Südlandungen auch am Abend und in der Nacht.
Dass der Staatsvertrag die Bevölkerung rund um den Flughafen und ungeachtet der Himmelsrichtung massiv mit zusätzlichem Lärm belaste, störe im Norden, Osten und Westen offenbar nicht: «Für diese Regionen scheint es nur eine Priorität zu geben: möglichst viele mit Fluglärm zu belasten, und dies vor allem im Süden.»
Dass sich der VFSN innerhalb der Fluglärmgegnerschaft zunehmend isoliere, bestreitet Morf: «Im Süden sind wir untereinander im Kontakt, und mit den übrigen Himmelsrichtungen bestehen wenig Gemeinsamkeiten.» Aus Sicht von Morf müsste das Wort Fluglärmverteilung zum Unwort des Jahrzehnts gekürt werden. Das Bestreben aller müsse doch prioritär sein, Schädliches und Unangenehmes zu vermeiden oder zu reduzieren.