Adrian Krebs
Sofern die Parlamente in Bern und Berlin zustimmen, wird der Flugverkehr in und um Zürich ab 2020 neu geregelt. Der neue Staatsvertrag sieht vor, dass zusätzliche rund 20\'000 Anflüge neu ausschliesslich über Schweizer Territorium führen müssen.
Am Donnerstag hat die Flughafen Zürich AG mitgeteilt, dass sie diese mehrheitlich über Osten abwickeln will, ermöglicht namentlich durch die Verlängerung der Westpiste 10/28. Im Osten des Flughafens hat das Vorhaben Unmut ausgelöst. Das Ansinnen der Flughafenverantwortlichen sei zwar keine Überraschung sagt der Nürensdorfer Gemeindepräsident Franz Brunner, aber trotzdem eine «absolute Katastrophe».
Entlastung fehle
«Wir werden uns laut zur Wehr setzen», sagt er und weiss dabei die ganze Region hinter sich. Die Behördenorganisation Region Ost, deren Vizepräsident Brunner ist, will wie bereits vor der (verlorenen) Abstimmung über das Pistenmoratorium, gemeinsam mit der IG Nord, der IG West und dem Schutzverband gegen die Pistenverlängerung antreten.
Es gehe nicht an, so Brunner, dass Deutschland zu Lasten des Ostens weiter entlastet werde. Schlimm findet er, dass man seiner Gegend im Gegenzug keinerlei Entlastung anbietet. Als Beispiel nennt Brunner die Einführung eines Südstarts geradeaus, der bisher zwecks Schonung der Bevölkerung im Süden des Flughafens nicht praktiziert wird.
Neue Verfahren «verschlafen»
Genau dieses Szenario fürchtet der Präsident des Vereins Flugschneise Süd – Nein, Thomas Morf, wie der Teufel das Weihwasser. Der vom Flughafen angestrebten Entlastung des Südens traut Morf nicht. «So lange der Südstart geradeaus noch im Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) steht, droht dessen Einführung». Ein Flughafen bestehe nicht nur aus Landungen, erklärt er, man habe hier am Donnerstag nur die halbe Wahrheit erzählt.
Ihn stört, dass Bund und Flughafen die Einführung neuer Verfahren wie den Gekröpften Nordanflug oder den Continuous Descent Approach in den letzten Jahren «komplett verschlafen» haben. Er ist überzeugt, dass man gegenüber Deutschland nicht derartige Konzessionen hätte machen müssen, wenn man hier offensiver vorgegangen wäre.
Zufrieden mit dem vom Flughafen aufgezeigten Szenarien waren dagegen die ihm freundlich gesinnten Organisationen. Pro Flughafen schreibt in einer Mitteilung, mit ihrer «raschen und und fundierten Analyse» zeige die Flughafen Zürich AG, «dass auf der Grundlage des Staatsvertrags mit Deutschland ein sicherer, bezüglich Kapazität und Lärm akzeptabler Flugbetrieb möglich ist». Zur Umsetzung der Pläne seien die gewünschten Pistenverlängerungen unerlässlich und ein Volksentscheid müsse notfalls durch eine Initiative sichergestellt werden.
Das Komitee Weltoffenes Zürich erwartet seinerseits vom Kantonsrat, «dass er im Interesse des Gesamtwohls der Volkswirtschaft den Pistenverlängerungen zustimmen wird». Es hat im Übrigen mit Befriedigung zur Kenntnis genommen, dass – falls Pistenverlängerungen durchkommen – auch unter dem Regime des neuen Staatsvertrags «die Nachfrage nach interkontinentalen Direktverbindungen und einem leistungsfähigen Europanetz befriedigt werden kann».