Lufthansa streicht 3500 Stellen – Swiss mit Millionenverlust (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Die deutsche Lufthansa schreibt rote Zahlen und streicht in den nächsten Jahren weltweit 3500 Stellen. Die Tochtergesellschaft Swiss schreibt derweil einen Verlust von vier Millionen Franken.

Die deutsche Lufthansa streicht im Zuge ihres Sparkurses in den kommenden Jahren weltweit 3500 Stellen. Das teilte die Fluggesellschaft heute in Frankfurt am Main mit. Von 3500 werden 2500 Stellen werden in Deutschland abgebaut, die restlichen 1000 Stellen werden das Ergebnis einzelner Projekte im Zuge des Sparprogramms sein. Lufthansa will mit dem angekündigten massiven Stellenabbau und weiteren Schritten das Ergebnis in den nächsten Jahren um insgesamt 1,5 Milliarden Euro verbessern. Ziel sei es, bei den Streichungen vorrangig sozialverträgliche Massnahmen anzuwenden.

«Wir können aber nicht von vornherein betriebsbedingte Kündigungen oder die Schliessung von Standorten ausschliessen», sagt Konzernchef Christoph Franz an der Pressekonferenz. Dass es auch zu einer Unruhe bei den Mitarbeitern komme, sei unvermeidlich. Das gehört zu solchen Veränderungsprozessen dazu, sagt Franz.

Franz: «Neue Strukturierung, um neue Arbeitsplätze zu schaffen»

Vom Jobabbau betroffen ist vorwiegend das Bodenpersonal und Mitarbeiter in der Verwaltung. «Nur wenn wir jetzt die administrativen Funktionen neu strukturieren, können wir langfristig Arbeitsplätze erhalten und neue Arbeitsplätze schaffen», sagte der Vorstandsvorsitzende Franz.

Vor allem die Low Cost Anbieter haben auf die operative Marge gedrückt, hiess es an der Pressekonferenz. Das aktuelle Sparprogramm sei jedenfalls nicht durch die konjunkturelle Entwickungen ausgelöst worden.

Konzern will neue Flugzeuge kaufen

Weil der Konzern neue Flugzeuge kaufen will, seien Sparmassnahmen notwendig. Mit dem aktuellen operativen Ergebnis wären die Flugzeuganschaffungen nämlich unleistbar.

Wie die Lufthansa bereits gestern Abend mitteilte, ist die Fluggesellschaft im ersten Quartal 2012 tief in die roten Zahlen gerutscht. Operativ verbuchte die grösste deutsche Fluggesellschaft einen Verlust von 381 Millionen Euro nach einem Verlust von 169 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ist um 6 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro gestiegen.

Nun will die Swiss sparen

Die Tochtergesellschaft Swiss hat im ersten Quartal 2012 einen Betriebsverlust von 4 Millionen Franken eingefahren. Im Vorjahr verdiente die Swiss operativ noch 16 Millionen Franken. Als Grund für den operativen Verlust gibt die Swiss insbesondere die ungünstige Währungssituation und die hohen Treibstoffpreise an. Die Swiss soll im Zuge des Lufthansa-Sparprogramms 95 Millionen Euro zum Ergebnis beitragen. Grundsätzlich sieht das Sparprogramm der Lufthansa vor, dass ein Drittel der Kosten im Personalbereich eingespart werden. Ob auch Mitarbeiter in der Schweiz betroffen sind, ist derzeit noch unklar.

Zu einem Stellenabbau bei der Swiss schrieb diese lediglich in ihrem Communiqué, sie werde am Ertragsverbesserungsprogramm des Mutterkonzerns partizipieren. So würden unter anderem Optimierungen der Kapazitäten und Möglichkeiten für zusätzliche Erträge geprüft.

«Die Marktsituation bleibt schwierig»

«Um den negativen Faktoren zu begegnen und eine dauerhafte Erfolgsbasis zu sichern, haben wir Anfang Jahr ein Programm zur Ergebnisverbesserung eingeleitet», so Swiss-Chef Harry Hohmeister. Dazu gehört gemäss Hohmeister unter anderem ein Einstellungsstopp für Verwaltungsfunktionen sowie die Überprüfung von Kosten externer Berater.

Zwar betrifft der angekündigte Stellenabbau der Lufthansa primär Konzernfunktionen in Deutschland, wie Swiss-Sprecherin Susanne Mühlemann auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch/Newsnet sagt. Trotzdem: «Anpassungen im administrativen Bereich können bei der Swiss nicht ausgeschlossen werden», so Mühlemann weiter. Sie betont jedoch, dass man im administrativen Bereich «bereits schlank aufgestellt» sei.

Der Umsatz stieg derweil um 2 Prozent auf 1,167 Milliarden Franken, wie die Fluggesellschaft heute mitteilte. «Die Marktsituation bleibt schwierig, die Volatilität in unserer Industrie hat ein Niveau erreicht, das wir bisher nicht gekannt haben», lässt sich Hohmeister in einem Communiqué zitieren.

Tages-Anzeiger, 03.05.2012