Airport verbietet deutsche Demo (ZU)

Publiziert von VFSNinfo am
Süddeutsche wollten am Flughafen Zürich gegen Fluglärm protestieren. Die Betreiberin hat ihnen aber eine Abfuhr erteilt. Eine Ausnahme gewährt sie nur den Südschneisern.

Heinz Zürcher

Jeden Monat eine Demonstration am Flughafen Zürich: Das fordert die Bürgerinitiative Flugverkehrsbelastung Landkreis Waldshut (BFLW) in ihrem Brief an Flughafen-CEO Thomas Kern. Die Deutschen verweisen darin auf die Grosskundgebung der Südschneiser im Jahr 2003 und verlangen nun dasselbe Recht. Schliesslich habe Bundesrätin Doris Leuthard während der Verhandlungen mit dem deutschen Bundesminister Peter Ramsauer diese Gleichbehandlung eingeräumt. Und zudem fordere ja auch der Flughafen Zürich, gleich wie die deutschen Flughäfen in München, Berlin oder Frankfurt behandelt zu werden. Frankfurt gewährt den Fluglärmgegnern eine Plattform. Anfang April marschierten über 6000 in die Abflughalle und machten mit Trillerpfeifen, Transparenten und Reden auf sich und ihre Anliegen aufmerksam.

Mahnwache im Terminal 2

Szenen wie jene in Frankfurt lehnt die Zürcher Flughafenbetreiberin jedoch seit dem Aufmarsch der Südschneiser im Jahr 2003 kategorisch ab. Weder Schweizer Organisationen, Anwohner noch Piloten dürften am Flughafen demonstrieren, sagt die Medienstelle auf Anfrage. Als «Hausbesitzer» besässen sie das Recht, Kundgebungen zu verbieten. Ungestörter Flugbetrieb und Passagierfluss hätten Vorrang.

Nur der Vereinigung Flugschneise Süd Nein (VFSN) gesteht der Flughafen eine Ausnahme zu. Seit 2003 dürfen die Fluglärmgegner aus dem Süden eine Mahnwache halten. Anfänglich noch jede Woche, treffen sie sich jetzt noch jeden ersten Sonntag im Monat im Terminal 2: «Und dies still und friedlich», sagt VFSN-Präsident Thomas Morf. Durchschnittlich zwischen 20 und 50 Sympathisanten würden jeweils mit Passagieren und Flughafenbesuchern den Dialog suchen. Zwar teilten nicht alle ihre Anliegen. «Aber Probleme hat es noch nie gegeben», sagt Morf. Dies bestätigt auch Flughafen-Sprecherin Sonja Zöchling.

Weitere Anfragen für Mahnwachen würde der Flughafen jedoch ebenfalls ablehnen. Die Ausnahme, die man der VFSN zugestehe, sei historisch begründet, sagt Zöchling. «Zudem sind wir der Meinung, dass ein Flughafen mit seiner internationalen Kundschaft nicht der richtige Ort ist, um seine lokalpolitischen Anliegen vorzubringen.»

Von Gegnern belächelt

Dass die Südschneiser am Flughafen ein Sonderrecht geniessen, scheint die Fluglärmgegner aus dem Osten nicht zu stören. «Am Airport zu stehen ist total nutzlos», sagt Fritz Kauf vom Bürgerprotest Fluglärm Ost. «Ich glaube auch, dass es schwierig wäre, genügend Leute zu mobilisieren.» Deshalb wolle man sich lieber über Politik und Medien Gehör verschaffen. Kauf bezweifelt, dass die deutsche BFLW ernsthaft Demonstrationen geplant hatte. Auch Südschneiser Thomas Morf hält den Antrag der Deutschen vielmehr für eine Provokation. «Ausserdem verstehe ich gar nicht, wogegen die demonstrieren wollen. Aber wir würden ihnen dann gerne Feldstecher aushändigen, damit sie bei ihnen zu Hause die Flieger überhaupt erkennen können.»

Die Bemerkungen der Schweizer Fluglärmgegner wollte die deutsche Bürgerinitiative nicht kommentieren. Nur der Flughafenbetreiberin wirft sie vor, das Recht für eine Demonstration «nach Gutsherrenart» zu gewähren. Dabei gehe es ihnen lediglich darum, Verständnis bei der Schweizer Bevölkerung zu wecken. Denn Form und Umfang der Aktion seien noch völlig offen gewesen und hätten mit den Verantwortlichen des Flughafens abgestimmt werden sollen. «Auf gar keinen Fall wollten wir Krawall machen das ist nicht unser Ding», sagte gestern der BFLW-Vorsitzende Rolf Weckesser. «Es ist auch nicht so, dass wir grundsätzlich gegen den Flughafen sind. Wir wollen nur einen vernünftigen Flugbetrieb und eine Gleichbehandlung.»

Fortsetzung auf politischer Ebene

Die Bürgerinitiative plant gemäss Weckesser vorerst keine weiteren Aktivitäten, um auf Schweizer Boden ihre Anliegen kundzutun. «Wir werden aber versuchen, unsere Forderung nach Gleichbehandlung in das Verfahren zwischen den Regierungen der Schweiz und Deutschland einzubringen.»

Zürcher Unterländer, 06.06.2012


Kommentar VFSN:

Ob für die genannte "BFWL" die Bezeichnung "Bürgerinitiative" zutreffend ist? Auf deren Home-Page konnte nur ein einziges Mitglied, der "Vorsitzende", gefunden werden: der Politiker Rolf Weckesser. Die Bezeichnung Politikerinitiative wäre wohl korrekter.

Eigentlich schade, dass die Demo nicht erlaubt wurde. Da in Süddeutschland noch nie eine Protestaktion von Bürgern gegen den angeblichen Fluglärm im Schwarzwald statt gefunden hat, ist nicht zu erwarten, dass auch nur ein "Bürger" den Weg nach Zürich-Kloten auf sich nimmt um zu demonstrieren (das macht er nur um in die Ferien zu fliegen). Die "Demo" wäre somit auf eine Handvoll Lokal-Politiker aus dem Schwarzwald reduziert.

Eine monatliche Demo ist ohnehin überflüssig. Die Politiker demonstrieren ja schon seit Jahren jede Woche für mehr Direktverbindungen nach Berlin und für noch mehr Flugbewegungen in Zürich Kloten. Immer dann, wenn die angeblich so fluglärmgeplagten Politiker mit grösster Selbstverständlichkeit von Zürich (statt von Stuttgart) nach Berlin fliegen um sich dort für noch schärfere Anflugrestriktionen stark zu machen.